Fatal Error
fluchte, tat, wie mir geheißen wurde, und trommelte mit den Fingern eine geschlagene Minute ungeduldig auf die Schreibtischplatte, während mein Rechner herunter-und wieder hochgefahren wurde. Ich öffnete das E-Mail-Programm und hackte wütend auf die Tasten.
Das war überhaupt nicht komisch.
Die Antwort kam postwendend.
Sollte es auch nicht sein.
Angewidert schloss ich mein E-Mail-Programm. Der Typ war krank, völlig durchgeknallt.
Als ich die Firma verließ, arbeitete Owen noch. Ich blieb an seinem Schreibtisch stehen. Er beachtete mich nicht. Sanjay, der neben ihm arbeitete, blickte mich mit nervösem Lächeln an.
Ich beugte mich hinab. »Ich stelle so viele Fragen, wie ich will«, flüsterte ich.
Owen hielt einen Augenblick inne. Der ganze Bildschirm war voller Programmzeilen. Dann begann er mit der Maus zu hantieren.
»Keine Drohungen mehr«, sagte ich. »Keine lustigen kleinen E-Mails mehr. Wir gehen uns hübsch aus dem Weg, okay?«
Owen blickte zu mir hoch. Seine schwarzen Augen schienen mich zu durchbohren. Dann wandte er sich wieder dem Bildschirm zu.
Ich streckte mein Bein aus und legte mit der Schuhspitze einen Schalter um. Schlagartig war sein Bildschirm leer. Die ganze Arbeit verloren.
»Was, zum Teufel ...?«, murmelte er.
»Hoppla«, sagte ich und überließ ihn seinem Schicksal.
Owens Drohung bestärkte mich nur in dem Entschluss, Fragen zu stellen. Am folgenden Tag saßen Mel und ich an meinem Schreibtisch und suchten nach einer Möglichkeit, Ninetyminutes-Domain-Namen in Spanien und Italien zu schützen. Guy war in München und sprach mit jemandem, der möglicherweise unsere deutsche Niederlassung eröffnen konnte. Niemand war in Hörweite. Mel suchte gerade ihre Unterlagen zusammen, um zu gehen.
»Hast du eine Minute Zeit?«, fragte ich sie.
Sie bemerkte, wie ernst mein Tonfall war. »Was ist?«
»Ich möchte dich etwas über Frankreich fragen.«
Mel runzelte die Stirn. »Meinst du nicht, dass es besser wäre, wenn wir das alles endlich vergäßen?«
»Das würde ich ja gern. Aber leider kann ich es nicht. Ich habe nur eine einzige Frage. In der Nacht auf Mull, als wir zu dem Bed and Breakfast gingen, hast du gesagt, deiner Meinung nach könnte Guy der Mörder von Dominique sein. Glaubst du das wirklich?«
»Das meinst du nicht ernst, oder?«, sagte Mel.
»Vollkommen ernst«, sagte ich. »Die Frage geht mir nicht aus dem Kopf. Was teilweise an dir liegt und dem, was du in jener Nacht gesagt hast. Patrick Hoyle ist übrigens der gleichen Meinung.«
»Du solltest das alles wirklich vergessen. Ich war wütend auf Guy, und ich hatte Schuldgefühle wegen der Geschichte in Frankreich. Die Vorwürfe gegen ihn waren einfach der Versuch, ein bisschen Schuld auf ihn abzuwälzen. Ich habe das bestimmt nicht ernst gemeint. Ich weiß gar nicht mehr genau, was ich gesagt habe.«
Ich wusste es schon. »Du glaubst also nicht, dass Guy sich selbst decken wollte, als er Hoyle vorschlug, Abdulatif Geld zu geben, damit er verschwände?«
»Nein.«
»Verstehe.« Das war eindeutig.
Mel zögerte. »Ich habe auch eine Frage an dich. Genauso peinlich.«
»Und die wäre?«
Mel schluckte. »Glaubst du, da läuft irgendwas zwischen Guy und Ingrid?«
Ich blickte sie an. »Jetzt meinst du es nicht ernst, oder?«
»Sie scheinen viel Zeit miteinander zu verbringen.«
»Wir verbringen alle viel Zeit miteinander. Wenn du fünfzehn Stunden am Tag im selben Büro hockst, bleibt das nicht aus.«
»Du bist sicher, dass da nichts läuft?«
»Ganz sicher.«
Mel blickte mich zweifelnd an. »Ich traue der Frau nicht«, sagte sie und ging.
Ich blickte ihr nach. Obwohl ich ihre Frage ganz ehrlich beantwortet hatte, geisterte ihr Verdacht noch lange, nachdem sie gegangen war, durch meine Gedanken.
Als Nächstes wollte ich mehr über den Privatdetektiv herausfinden. Guy hatte Recht, er kam am ehesten als Fahrer des verhängnisvollen Wagens in Frage. Wenn er allerdings der Täter war, hatte ihn jemand anders für den Mord an Tony bezahlt. Sabina? Oder jemand anders? Ich rief Sergeant Spedding an. Er schien sich zu freuen, von mir zu hören.
»Ich würde gern wissen, welche Fortschritte Ihre Untersuchung macht«, sagte ich.
»Wir folgen noch immer einigen Spuren«, sagte Spedding, »haben aber nichts Handfestes. Warum? Haben Sie etwas für uns?«
Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Keinesfalls wollte ich ihm von meinem Verdacht gegen Guy berichten. Oder Frankreich erwähnen.
»Nicht wirklich. Mich
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