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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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treibt die Neugier.«
    Speddings Ton veränderte sich und wurde offiziell. »Wenn wir irgendetwas Konkretes in Erfahrung bringen, werden wir die Familie unterrichten.«
    »Selbstverständlich. Ich frage mich nur, ob Sie den Privatdetektiv verhaftet haben. Da ich ihn möglicherweise vor Gericht identifizieren muss, haben Sie vielleicht Verständnis für meine Neugier.«
    »Wir haben ihn als Verdächtigen ausgeschlossen, obwohl er ein nützlicher Zeuge sein könnte.« Er hielt inne. »Sonst noch etwas?«
    Speddings Stimme verriet, dass er vermutete, mich könnte doch etwas anderes als bloße Neugier antreiben.
    »Nein, nichts«, sagte ich. »Danke.«
    Ich legte auf. Noch nicht einmal den Namen des Privatdetektivs hatte ich erfahren.
    Ich musste mit Sabina Jourdan sprechen. Sie war nach Deutschland zurückgekehrt, das wusste ich. Da ich Guy schlecht nach ihrer Adresse fragen konnte, rief ich Patrick Hoyle in seinem Büro in Monte Carlo an. Nach einigem Zögern rückte er mit ihrer Adresse in Stuttgart heraus.
    Unsere Pläne, ein Büro in München zu eröffnen, nahmen konkrete Formen an, was bedeutete, dass Guy und ich häufig nach Deutschland reisten. Bei meinem nächsten Abstecher nach München sorgte ich dafür, dass eine Lücke in meinem Terminkalender blieb. Um drei Uhr war die Besprechung in Bayerns Metropole beendet. Wenig später war ich in einem Mietwagen auf der Autobahn in Richtung Westen unterwegs.
    Anderthalb Stunden dauerte die Fahrt von München nach Stuttgart. Ein grauer Oktobernieselregen legte einen Schleier über die deutsche Landschaft. Als ich durch den Industriegürtel der Stadt fuhr, fragte ich mich, was jemanden dazu bewegen mochte, das heitere blaue Meer und den strahlenden Himmel von Les Sarrasins für das hier aufzugeben. Doch dann wichen die düsteren Fabriken Vorstadtstraßen mit Bäumen in goldbraunen Herbstfarben und sauberen, weitläufigen Häusern mit hohen deutschen Giebeln. Wohlstand, Ordnung, Ruhe, Sicherheit. Vielleicht war es doch kein schlechter Tausch für Sabina.
    Schließlich fand ich die Adresse, die Hoyle mir gegeben hatte, und klingelte. Eine hoch gewachsene Frau mit grauem Haar und fein geschnittenen Gesichtszügen öffnete mir. Einen Augenblick befürchtete ich, mich in der Adresse geirrt zu haben, doch dann begriff ich, dass ich Sabinas Mutter vor mir hatte.
    »Ist Frau Jourdan da?«, fragte ich langsam und hoffte, mein Deutsch sei auch für Deutsche verständlich.
    »Ja«, erwiderte die Frau auf Englisch. »Wie ist Ihr Name?«
    »David Lane. Ich bin ein Freund von Guy Jourdan, Tonys Sohn.«
    »Einen Augenblick, bitte.«
    Verständlicherweise war die Frau misstrauisch. Deshalb ließ sie mich an der Tür stehen und verschwand im Inneren des Hauses. Einen Augenblick später erschien Sabina. Sie trug ein Sweatshirt, das dunkle Haar fiel ihr lose auf die Schultern, die langen Beine steckten in verblichenen Jeans. Sie war barfuß und sehr schön.
    Einen Augenblick runzelte sie die Stirn, dann erkannte sie mich wieder. »Ich erinnere mich. Sie sind Guys Partner bei Ninetyminutes. Haben Sie ihn nicht begleitet, als er uns in Les Sarrasins besucht hat?«
    »Richtig. Hätten Sie wohl einen Augenblick Zeit für mich?«
    »Natürlich. Kommen Sie herein.«
    Sie führte mich durch eine große, blitzsaubere Küche. Auf dem Fußboden beschäftigte sich ein Baby mit einem Plastikspielzeug.
    »Erinnern Sie sich an Andreas?«, fragte sie.
    »Hi, Andreas«, sagte ich.
    »Er spricht kein Englisch«, sagte Sabina ernst.
    »Nein, natürlich nicht.« Ich hatte nicht den Eindruck, als beherrsche er schon irgendeine Sprache, behielt meine Zweifel aber lieber für mich.
    »Möchten Sie eine Tasse Tee? Wir haben noch etwas Earl Grey. Tony mochte ihn so gern.«
    »Ja, das wäre großartig.«
    Sie setzte den Kessel auf. Ihre Mutter wechselte ein paar rasche Worte auf Deutsch mit ihr, nahm das Baby hoch und ließ uns allein.
    »Ich hoffe doch nicht, dass Sie extra meinetwegen den langen Weg aus England gekommen sind.«
    »Nein. Wir eröffnen ein Büro in München, und da es nicht allzu weit entfernt ist, bin ich hergekommen.«
    »Wenn es um die Investitionen aus Tonys Vermögen geht, kann ich Ihnen leider nicht helfen. Das wird alles von Patrick Hoyle geregelt.«
    »Nein, darum geht es nicht. Ich möchte mit Ihnen über den Tod Ihres Mannes sprechen.« »Oh.« Sabina setzte sich an den Küchentisch. Sehr begeistert schien sie über das Thema nicht zu sein, aber durchaus bereit, darüber zu sprechen,

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