Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
die übliche Hektik herrschte, dieses Durcheinander aus Wichtigem und Unwichtigem, das alles erledigt werden musste. Guy erwähnte meinen freien Vormittag mit keinem Wort, aber ich merkte, dass er neugierig war. Um vier Uhr hatte er ein Treffen außerhalb und kam nicht mehr in die Firma zurück.
    Ich verließ das Büro relativ früh für meine Verhältnisse, was aber immer noch zwanzig Uhr dreißig hieß, und fuhr mit der U-Bahn nach Tower Hill. Wie üblich ging ich am Tower of London vorbei, der als dräuender Schatten in die Dunkelheit aufragte, und an den hellen Lichtern des St. Katherine’s Dock zu Guys Wohnung in der Wapping High Street.
    Er arbeitete an einer Präsentation.
    »Was ist los, Davo?«, sagte er, als er meine Miene sah.
    »Ich möchte mit dir sprechen. Ich muss mit dir sprechen.«
    »Klar. Komm rein. Ein Bier?«
    Ich nickte. Er holte zwei Flaschen aus dem Kühlschrank, gab mir eine und öffnete seine. »Was ist?«
    Ich zögerte und suchte nach Worten. Ich wollte die Wahrheit wissen. Aber es sollte nicht so aussehen, als würde ich ihm misstrauen. Schließlich war ich hier, weil ich ihm vertrauen wollte und musste.
    Schließlich blickte ich ihm in die Augen. »Hast du deinen Vater umgebracht?«
    Guy wollte protestieren. Besann sich aber. Und erwiderte meinen Blick.
    »Nein.«
    So standen wir einige Augenblicke da. Seine blauen Augen blickten mich ruhig an. Er war ausgebildeter Schauspieler. Zu seinem Beruf gehörte es, die wirklichen Gefühle zu verbergen. Aber er war auch mein Freund. Wir hatten so vieles zusammen durchgemacht.
    »Gut«, sagte ich schließlich. »Aber hast du etwas dagegen, wenn ich ein paar Fragen stelle? Heikle Fragen?«
    »Muss das sein?«
    »Ja«, sagte ich entschieden.
    Guy seufzte. »Okay. Also los.«
    »Wo warst du in der Nacht, als er starb?«, fragte ich und versuchte, die Frage möglichst nüchtern klingen zu lassen.
    »Ich bin mit Owen was trinken gewesen.«
    »Wo wart ihr?«
    »Im Elephant’s Head in Camden«, murmelte er mit allen Anzeichen der Ungeduld. »In der Nähe seiner Wohnung.«
    »Wann seid ihr gegangen?«
    »Was soll das?«, protestierte er. »Das habe ich doch der Polizei schon alles erzählt. Vertraust du mir nicht?«
    »Ich will dir vertrauen. Aber Tonys Tod geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich muss wissen, wer es getan hat.«
    »Glaubst du, ich will das nicht wissen? Er war mein Vater!«
    »Wenn ich dich von der Liste streichen könnte, ginge es mir schon sehr viel besser.«
    Missmutig blickte Guy mich an. »Na gut, ich erzähl dir, was ich der Polizei gesagt habe. Und was die überprüft hat. Gegen sieben haben Owen und ich den Pub betreten. Etwa um neun sind wir gegangen. Ich hatte schon ziemlich viel getankt, Owen lange nicht so viel. Er ging nach Hause, ich ins Hydra, du weißt doch, diese Bar in Hatton Garden. Gegen elf war ich zu Hause.«
    »Und dein Vater wurde um einundzwanzig Uhr fünfundzwanzig umgebracht, nicht wahr?«, sagte ich und erinnerte mich an das Gespräch mit Sergeant Spedding.
    »Ich glaube schon.«
    Owen und Guy hatten den Pub gegen neun verlassen. Es wäre noch genug Zeit für einen von ihnen gewesen, um nach Knightsbridge zu kommen, wenn er sich beeilte. Das war so offenkundig, dass ich nicht darauf hinzuweisen brauchte.
    »Bevor du was sagst«, meinte Guy, »die Polizei hat sich im Elephant’s Head und im Hydra erkundigt.«
    »Was ist mit Owen?«
    »Er hat sich auf dem Heimweg in einem Supermarkt was zu essen gekauft. Das Überwachungsvideo hat es festgehalten. Exakt um neun Uhr einundzwanzig. Könnte nicht besser sein.«
    Wahrhaftig nicht.
    »Was ist eigentlich mit dem Mann, den du im Auto gesehen hast?«, fuhr Guy fort. »Dem Privatdetektiv? Ist er nicht ein viel besserer Verdächtiger als ich?«
    Ich nickte. »Das ist wahr.«
    »Noch Fragen?«
    Nun war ich schon so weit gegangen, da konnte ich auch reinen Tisch machen. »Ja. Da ist noch die Sache mit Dominique und dem Gärtner.«
    Abermals wurde Guy ärgerlich. »Was soll denn das nun wieder? Das ist doch Jahre her!«
    »Ich habe mit Patrick Hoyle gesprochen. Er ist davon überzeugt, dass dein Vater nicht der Mörder von
    Dominique war. Und er hat mir von Abdulatifs Erpressung erzählt.«
    »Ich weiß nicht, wer Dominique umgebracht hat. Und es ist mir auch egal. Und was diesen verdammten Gärtner angeht: Es ist richtig, er hat versucht, uns zu erpressen. Ich hab doch erzählt, dass wir ihm Geld gegeben haben.«
    »Aber von der Erpressung hast du nichts

Weitere Kostenlose Bücher