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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Wort?«
    Er wusste, dass ich mein Wort halten würde. Er hatte mich als braven Schulfreund kennen gelernt, und ich hatte mich seitdem nicht so stark verändert, wie ich es gern getan hätte.
    »Okay«, antwortete ich.
    Guy holte tief Luft. »In Ordnung. Erstens möchte ich sagen, dass ich meinen Vater nicht getötet und auch keine Ahnung habe, wer es getan hat. Nicht die geringste Ahnung.«
    »Was ist mit dem Hydra? Du bist nicht dort gewesen.«
    »Nein. Nachdem ich Elephant’s Head verlassen hatte, bin ich mit dem Taxi zu Mel nach St. John’s Wood gefahren.«
    »Zu Mel?«
    »Ja. Du hast sie letzten Monat bei mir gesehen. Wir treffen uns schon seit einiger Zeit hin und wieder.«
    »Verstehe.«
    »Die Polizei hat es überprüft. Bei Mel war eine Freundin zu Besuch, die mich auch gesehen hat. Ich mochte dir das nicht sagen, als du mich gefragt hast, weil ... Na ja, du weißt schon, warum.«
    »Ich glaube, ja.«
    »Also, ich habe keine Ahnung, wer meinen Vater umgebracht hat oder warum.« »Könnte es etwas mit Dominique zu tun haben?«
    »Ach, Dominique«, sagte Guy.
    Ich wartete.
    »Ich habe Dominique nicht getötet.« Ich war absolut sicher, dass er dieses Mal die Wahrheit sagte. »Owen war es.«
    »Owen? Aber er war erst fünfzehn.«
    »Er war schon damals groß und kräftig für sein Alter«, sagte Guy.
    »Aber warum?«
    »Er hasste sie. Du weißt, er war vollkommen durcheinander, als unser Vater uns verließ. Er glaubte, Dominique sei dafür verantwortlich. Während der Zeit in Frankreich wurde sie zur Obsession für ihn. Je öfter er sie sah, desto stärker hasste er sie. Erinnerst du dich, dass er immer behauptete, er sitze an seinem Laptop?«
    »Ja.«
    »Das stimmte nicht. Tatsächlich war er meistens damit beschäftigt, sie zu beobachten.«
    »Dabei hat er sie mit dem Gärtner gesehen.«
    »Und mit dir.«
    Ich seufzte. Auch nach all den Jahren machten mir die Folgen dieser halben Stunde noch zu schaffen.
    »Das war zu viel für ihn«, sagte Guy. »Sie hatte uns nicht nur Dad weggenommen, sondern sie betrog ihn auch noch. Er war wütend und beobachtete sie weiter. Beobachtete, wie sie mit Dad stritt. Wie Dad das Haus verließ. Wie sie sich einen Schuss setzte. Wie sie trank. Beobachtete schließlich, wie sie einschlief.«
    »Und dann?«
    »Dann ging er in ihr Zimmer. Er versuchte, mit ihr zu reden. Ihr zu sagen, was er von ihr hielt. Ich weiß nicht, was er erwartete. Vielleicht dachte er ernsthaft, sie würde sich ruhig anhören, was er zu sagen hatte, und ihn dann gehen lassen. Doch als sie aufwachte und ihn sah, wollte sie schreien. Deshalb legte er ihr ein Kissen aufs Gesicht. Sie wehrte sich, aber er hielt das Kissen fest. Er hielt es lange fest.«
    »Mein Gott.«
    »Dann ging er wieder.«
    »Schrecklich. Aber man hat deinen Fußabdruck gefunden und nicht Owens.«
    »Owen wusste, dass er etwas Schlimmes angestellt hatte. Ich glaube nicht, dass er sie töten wollte. Ihm war sicher nicht bewusst, was er getan hatte. Ich weiß nicht, was in seinem Kopf vorging. Aber er wollte mit mir reden. Er weckte mich. Wir gingen in den Garten, und er erzählte mir von Dominique und dir, was für eine Schlampe und wie schlecht sie sei. Über die Geschichte mit dir und ihr war ich schockiert, aber ansonsten dachte ich, Owen wollte nur seiner Wut Luft machen, was ein bisschen überraschend war, weil er ja bekanntlich kein Freund vieler Worte ist.
    Dann wurde mir klar, dass er sie mit dem Kissen erstickt hatte. Über den Balkon kletterte ich in ihr Zimmer. Dad war nicht da. Aber sie lag reglos auf dem Bett, das Gesicht noch immer unter dem Kissen.«
    Guy atmete jetzt schwer. Auf seiner Oberlippe stand Schweiß.
    »Ich versuchte, ihren Puls zu fühlen, spürte ihn aber nicht. Ich musste mich augenblicklich entscheiden. Entweder, ich überließ Owen seinem Schicksal, oder ich half ihm. Ich war schockiert darüber, was zwischen Dominique und dir geschehen war. Ich hasste sie ebenfalls. Und wenn Owen so außer sich war, dass er sie umgebracht hatte, war sie selbst schuld. Heute weiß ich, dass mein Vater für alles verantwortlich war, aber damals gab ich ihr die Schuld. Klar, Owen hatte etwas Schlimmes getan, aber er war mein Bruder, und niemand außer mir würde ihm beistehen. Also schlich ich mich wieder hinaus. Ich fragte Owen, was genau er angefasst hatte. Dann kletterte ich wieder ins Zimmer und wischte alles mit einem Tuch ab. Es musste schnell gehen. Ich hatte keine Ahnung, wann mein Vater zurückkommen würde. Ich zog

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