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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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den Kissenbezug ab und nahm die Schmuckkassette mit, damit es nach einem Einbrecher aussah. Dann kletterte ich wieder über den Balkon hinaus und verwischte unsere Fußabdrücke, wobei ich den übersehen haben muss, den die Polizei entdeckt hat. Anschließend ging ich wieder ins Bett.«
    »Ich habe davon nichts mitbekommen«, sagte ich.
    »Du warst völlig hinüber und hast geschnarcht wie ein Weltmeister.«
    »Erstaunlich, dass die Polizei nichts entdeckt hat.«
    »Ich war vorsichtig«, sagte Guy. »Solange sie Dad verdächtigten, war ich sicher. Ich wusste, dass sich seine Unschuld bald herausstellen würde, deshalb musste ich ihnen jemand anders liefern, an dem sie sich festbeißen konnten. Da kam uns der Gärtner gerade recht. Er war für Geld bereit, sein Verschwinden zu inszenieren. Doch als sie meinen Fußabdruck entdeckten, bekam ich fürchterliche Angst. Ich werde dir ewig dankbar sein, dass du mich da rausgehauen hast. Allerdings habe ich nie ganz begriffen, warum du es getan hast.«
    »Ich glaubte einfach nicht, dass du Dominique umgebracht hast«, sagte ich. »Wir waren fast noch Kinder. Ich half einem unschuldigen Freund gegen die
    Erwachsenenwelt und das Establishment. Oder zumindest bildete ich mir das ein.«
    »Vielen Dank jedenfalls. Ohne deine Aussage wäre der Verdacht wohl kaum auf Abdulatif gefallen.«
    Ziemlich fassungslos ließ ich mir durch den Kopf gehen, was Guy mir gerade erzählt hatte. Owen hatte Dominique umgebracht. Mit fünfzehn! Mir lief es kalt den Rücken hinunter. »Was ist mit Abdulatif geschehen?«
    »Er ist auf den Straßen von Marseille gestorben. Das ist ein raues Pflaster.«
    »Glaubst du nicht, dass Owen ihn umgebracht hat?«
    »Nein, ich bin sicher, dass er es nicht war.«
    »Sein Tod kam so gelegen. Genau zu der Zeit, als die Erpressung anfing, wehzutun.«
    Guy zuckte mit den Achseln.
    »Einen Moment«, sagte ich. »Ich weiß noch, wann Owen uns erzählt hat, dass Abdulatif ermordet wurde. Es war kurz vor unserem Flug nach Mull. Er hatte deinen Vater in Frankreich besucht.«
    »Hör auf, Davo«, sagte Guy mit einem Anflug von Ärger in der Stimme. »Ich habe dir jetzt die ganze Wahrheit gesagt. Es ist genauso wahr, wenn ich dir erkläre, dass Owen Abdulatif nicht umgebracht hat. Oder Dad. Ich glaube auch nicht, dass er Dominique wirklich töten wollte. Er war damals noch jung. Und völlig durcheinander. Jetzt ist er erwachsen. Weniger impulsiv. Er hat sich gefangen.«
    »So, so.« Ich hatte nicht die Absicht, mich mit Guy über Owens seelische Verfassung zu streiten.
    »Ich bin fest davon überzeugt. Er ist jetzt in Ordnung. Und ich möchte, dass du ihn in Ruhe lässt.«
    »Ich soll ihn in Ruhe lassen?« »Ja.« Guys Stimme klang jetzt sehr bestimmt. Es war ein Befehl, keine Bitte.
    Wir schwiegen einige Minuten, während ich verarbeitete, was Guy mir erzählt hatte.
    »So, nun weißt du Bescheid«, sagte er.
    »Ja, nun weiß ich Bescheid.«
    »Aber du erzählst Ingrid nichts davon, okay? Oder Mel?«
    Ich hatte ihm mein Wort gegeben. Also schüttelte ich den Kopf.
    »Oder der Polizei?«
    Ich zögerte.
    »Es würde keine große Rolle spielen, wenn du es tätest. Ich würde leugnen, dass dieses Gespräch je stattgefunden hat. Der Fall liegt lange zurück, hat im Ausland stattgefunden und ist zur allgemeinen Zufriedenheit abgeschlossen worden. Es würde nichts bringen.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Also sehen wir uns morgen in der Firma?«
    »Ich weiß noch nicht.«
    In dieser Nacht lag ich im Bett und betrachtete das Schattenspiel, das die Straßenlaternen auf die Schlafzimmerdecke warfen. Ich konnte es nicht fassen. Owen war ein Mörder. Er hatte Dominique umgebracht, und ich war mir ziemlich sicher, dass er auch Abdulatif ermordet hatte. Und Guy hatte ihm geholfen, es zu vertuschen.
    Guy hatte alle möglichen Entschuldigungen gefunden, warum Owen getan hatte, was er getan hatte. Keine konnte mich wirklich überzeugen. Dass Owen verstört war, wollte ich gern glauben, trotzdem war ich überzeugt, dass er die Verantwortung für seine Taten trug. Vielleicht war es richtig, wenn ein großer Bruder seinen kleinen Bruder deckte. Ich wusste es nicht. Meine Phantasie reichte nicht aus, um mir vorzustellen, wie es war, mit Owen verwandt zu sein. Nur eines wusste ich: Ich war unendlich froh, dass er nicht mehr für Ninetyminutes arbeitete. Aber was war mit mir? Was sollte ich tun? Sollte ich einfach ignorieren, was ich wusste?
    Als guter Staatsbürger durfte ich es

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