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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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zu sehen. Ich mache jetzt nicht einfach kehrt und verschwinde. Rede mit mir, und du bist mich los.«
    »Ich habe getan, was du verlangt hast.«
    »Ich habe gar nichts von dir verlangt«, sagte ich. »Das weißt du. Aber irgendjemand hat es. Ich möchte wissen, wer es war und was er von dir verlangt hat.«
    Henry sah mich an, blickte über die Schulter und sagte:
    »Okay, aber wir müssen uns beeilen.«
    Er führte mich ein kurzes Stück den Weg entlang, dann überquerten wir den Zaun an einem Übertritt und befanden uns auf dem Feld.
    »Irgendjemand hat dich zu Tode erschreckt«, sagte ich. »Wer war es?«
    Henry schwieg einen Augenblick und dachte über seine Antwort nach. Wir gingen quer über eine Weide, auf der Schafe grasten, und hielten auf den Kamm eines kleinen Hügels zu. Die Kletterei war ziemlich anstrengend, sodass mir in der Frühlingssonne rasch warm wurde. Von gelegentlichem Vogelgesang und Henrys schwerem Atem abgesehen, herrschte Stille.
    »Es begann zwei Tage nachdem ich dir und Guy mitgeteilt hatte, Orchestra würde kein Geld mehr in Ninetyminutes stecken. Meine Frau fuhr mit den Kindern vom Supermarkt nach Hause. Sie ließ sie aussteigen, und die Kinder liefen zur Haustür. Dort fanden sie die Katze meiner Tochter. Sie war ... zerstückelt. Die beiden begannen zu schreien. Meine Frau musste die Reste beseitigen und sie beruhigen. Dann rief sie mich im Büro an. Ich sagte ihr, sie solle es der Polizei melden, was sie auch tat. Zwei Beamte kamen vorbei und nahmen ein Protokoll auf. Offenbar hatte es solche Übergriffe bei uns in der Gegend bisher noch nicht gegeben. Wie du dir vorstellen kannst, war die ganze Familie ziemlich durch den Wind. Am nächsten Tag fuhr meine Frau die Kinder irgendwohin, als sie ein großer Van von hinten rammte. Sie hatte an einer Kreuzung gehalten, und der Aufprall stieß sie mitten hinein in den lebhaften Verkehr. Ein Wunder, dass ihnen nichts passiert ist. Sie hätten umkommen können. Alle drei.«
    Henrys Mund war nur noch ein grimmiger Strich. Er ging so rasch, dass ich kaum mit ihm Schritt halten konnte.
    »Was geschah mit dem Van?«
    »Er wendete rasch und verschwand um eine Ecke.«
    »Hat deine Frau den Fahrer gesehen?«
    »Nur im Rückspiegel. Sie sagt, es sei ein Mann gewesen. Ein ziemlich großer Mann, aber sie habe sein Gesicht nicht richtig erkennen können.«
    »Jung? Alt? Dunkles Haar? Weißes Haar?«
    »Sie hat es nicht gesehen. Sie war völlig fertig. Ich bin früher nach Hause gekommen und habe versucht, sie zu trösten. Am nächsten Morgen lag ein schlichter Umschlag mit meinem Namen auf der Fußmatte. Ich öffnete ihn und fand eine Nachricht. Schlicht und ergreifend: >Gib ihnen das Geld. Keine Polizei/«
    »Mit der Hand geschrieben?«
    »Nein, Standardcomputerschrift. Ich nahm den Zettel mit zur Arbeit und dachte darüber. Die Botschaft war klar. Ich war sicher, dass sie sich auf Ninetyminutes bezog. Der Schreiber meinte es ernst, schließlich hatte er am Tag zuvor fast meine Frau und meine Kinder umgebracht. Das war zu viel für mich. Schließlich geht es um Orchestras Geld, nicht um meins. Und es ist nur ein Job, ein guter Job, aber ich kann jederzeit einen neuen kriegen. Meine Familie ist unersetzlich.«
    »Himmel«, sagte ich. »Ich schwöre dir, Henry, ich hatte nicht die geringste Ahnung davon.«
    Er blickte mich an. »Ich glaube dir, aber ich beschloss, mich nie wieder mit Ninetyminutes abzugeben. Oder mit dir. Das schien mir am sichersten zu sein.«
    »Wie hast du die Sache bei Orchestra durchgekriegt?«
    »Es war schwierig. Ich musste alle möglichen Tricks anwenden. Und als ich sie so weit hatte, sagte ich, ich wolle aus dem Vorstand ausscheiden. Sie haben das nicht begriffen. Doch zum Glück waren wir auf der Suche nach einem guten Unternehmen für Cläre Douglas. Sie ist sehr ehrgeizig und möchte mehr Verantwortung übernehmen. Da sie an der ersten Investition bei Ninetyminutes mitgearbeitet hatte und entschieden für den Deal war, hat sie sich darauf eingelassen. Aber ich bin weiß Gott nicht stolz auf mich.«
    »Das glaube ich dir.«
    »Wenn wir das Geld verlieren, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir das tun werden, werde ich mir selbst zuwider sein. Ich schulde den Leuten bei Orchestra Ventures eine Menge. Ein Loch von zehn Millionen wird in ihrer Leistungsbilanz schlecht aussehen. Aber ich hatte doch keine Wahl, oder?«
    Er blickte mich fragend an, während wir bergauf keuchten. Das war keine rhetorische Frage. Er hatte die

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