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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Zeitpunkt, um aufzugeben. Ich hatte nicht die Absicht, die Hände in den Schoß zu legen und beleidigt auf das Ende zu warten. Ich hatte ein Jahr meines Lebens, fünfzigtausend Pfund und die Sicherheitsrücklage meines Vaters in dieses Unternehmen gesteckt und war nicht bereit, das alles einfach abzuschreiben. Also versuchte ich, Guys Energie durch meine eigene zu ersetzen. Es war nicht ganz dasselbe, aber das Team war mir dankbar.
    Am folgenden Dienstag erhielt ich einen Anruf von Henry.
    »Wie geht’s dir?«, fragte ich. In Gegensatz zu Guy lastete ich ihm die Tatsache, dass uns Orchestra keine weiteren Mittel gewährte, nicht persönlich an. Ich glaubte ihm, dass er sich bei seinen Partnern für uns eingesetzt hatte. Außerdem mochte ich ihn.
    »Ich habe dir etwas mitzuteilen«, sagte er. Seine Stimme klang kalt, kälter, als ich sie je gehört hatte.
    »Ja?«
    »Erstens: Orchestra Ventures ist bereit, weitere zehn Millionen Pfund in Ninetyminutes zu investieren. Über die Bedingungen ist zu verhandeln.«
    »Eine wunderbare Nachricht«, sagte ich etwas zögernd. Sein Ton passte eigentlich nicht dazu.
    Er überging meinen Einwurf. »Zweitens: Vom heutigen Tag an liegt die Verantwortung für die OrchestraInvestition in ninetyminutes.com bei Cläre Douglas. Sie wird sich demnächst mit euch in Verbindung setzen. Ich scheide aus dem Vorstand aus, und sie übernimmt meinen Platz.« »Haben wir dabei überhaupt kein Mitspracherecht?«, fragte ich. »Du wirst uns fehlen.«
    »Nein«, sagte Henry. »Und drittens: Ab morgen bin ich mit meiner Familie zwei Wochen in Urlaub.«
    »Oh.« Ihm einen schönen Urlaub zu wünschen, schien mir angesichts seines Verhaltens nicht angebracht. Warum er mir die dritte Nachricht überhaupt mitgeteilt hatte, war mir ein Rätsel.
    »Warum der plötzliche Sinneswandel bei Orchestra?«
    »Das weißt du nicht?«, sagte Henry bitter.
    »Nein«, sagte ich mit wachsendem Argwohn. »Nein, das weiß ich nicht.«
    Henry seufzte. »Das hatte ich gehofft. Frag deinen Partner, er kann es dir erklären. Mit allen Fragen, die du sonst noch hast, wende dich bitte an Cläre.«
    Ich legte auf. Waren das gute Nachrichten? Eigentlich hätten es sehr gute Nachrichten sein müssen. Aber es wollte keine rechte Freude aufkommen.
    Ich blickte zu Guy hinüber, der die neuesten Nachrichten auf der Site durchsah. »Das war Henry.«
    »Ach ja?«
    »Orchestra bewilligt weitere zehn Millionen Pfund.«
    Guy saß plötzlich senkrecht in seinem Stuhl und blickte mich strahlend an. »Machst du Witze?«
    »Nein. Aber Henry scheidet aus dem Vorstand aus. Cläre Douglas tritt an seine Stelle.«
    »Mir ist völlig egal, wer in dem Scheißvorstand sitzt, solange wir die Millionen auf der Bank haben.« Er stieß einen Jubelschrei aus.
    »He, Leute, wir sind wieder im Geschäft.«
    Alle umdrängten uns, und Guy erzählte ihnen die
    Neuigkeit. Als sie sich wieder an ihre Schreibtische zurückgezogen hatten, bemerkte Guy meine Miene. »Was ist los? Bist du sauer, weil du keine Ausgaben mehr streichen darfst?«
    »Ich weiß nicht. Irgendwas stimmt da nicht. Henry wirkte sehr distanziert. Er konnte das Gespräch gar nicht schnell genug beenden. Und warum hat er uns an Cläre Douglas weitergereicht?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Guy. »Er ist dein Freund.«
    »Er wollte mir nicht sagen, warum er seine Meinung geändert hat. Er sagte, du wüsstest es.«
    »Er hat seine Meinung geändert, weil ihm endlich klar geworden ist, was für ein tolles Geschäft das ist«, sagte Guy. »Gerade noch rechtzeitig.«
    »Es hatte fast den Anschein, als würde ihn jemand unter Druck setzen, ihn oder Orchestra. Weißt du was darüber?«
    »Nein, Davo. Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Womit sollte ich Orchestra unter Druck setzen? Komm schon. Wir haben das Geld. Jetzt geht die Post ab.«
    Doch als Guy seinen Schreibtisch verließ, um die Truppe wieder anzuspornen, griff ich zum Telefonhörer und rief Henry zurück.
    »Hör zu, Henry, ich begreife das alles nicht. Irgendwas stimmt da nicht.«
    Henry seufzte. »Hast du mit Guy gesprochen?«
    »Ja. Er sagt, er wisse von nichts. Ich solle mir keine Gedanken machen.«
    »Wahrscheinlich hat er Recht.«
    »Wollen wir nicht in Ruhe irgendwo ein Glas trinken? Nur wir zwei, und du erzählst, was da vor sich geht?«
    »Hör zu, David. Es geht nichts vor. Nicht das Geringste. Und ich habe nicht die Absicht, mit dir oder sonst jemandem von Ninetyminutes jemals wieder ein Glas zu trinken. Morgen fahre ich in

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