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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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schwierige Entscheidung ganz allein getroffen, und er brauchte jetzt jemanden, der ihm bestätigte, dass er sich richtig verhalten hatte.
    Was hätte ich getan, wenn ich Frau und Kinder gehabt hätte? Ich wusste es nicht. Aber das konnte ich ihm nicht sagen.
    »Nein, Henry, du hattest keine andere Wahl.«
    Auf der Hügelkuppe blieben wir stehen und blickten über das Dorf hinweg zu den Malvern Hills. Es war ein hübscher Fleck Erde. Ninetyminutes und seine Probleme schienen in weiter Ferne zu liegen.
    »So, nun weißt du es«, sagte Henry. »Was gedenkst du zu tun?«
    »Der Sache ein Ende machen«, sagte ich, ohne zu zögern.
    Er blickte mich zweifelnd an. »Viel Glück. Aber sag bitte niemandem, dass ich dir von der Sache erzählt habe. Und egal, was du jetzt vorhast, bitte kein Wort zur Polizei. Ich habe mit dem Geld anderer Leute - mit zehn Millionen Pfund - für die Sicherheit meiner Familie bezahlt. Bring sie bitte nicht wieder in Gefahr.«
    »Nein«, sagte ich und meinte es ernst.
    Ich war ungeheuer wütend, als ich nach London zurückfuhr. Ich hatte keinen Zweifel, dass Owen hinter der Geschichte steckte. Doch irgendwie fühlte ich mich mitschuldig. Ninetyminutes hatte überlebt, weil Owen die Familie eines anständigen Mannes zu Tode erschreckt hatte. Falls das Unternehmen Erfolg hatte, würde ich nie das Bewusstsein loswerden, dass es Owens Brutalität zu verdanken war und nicht der guten Arbeit, die wir alle geleistet hatten. Ich hatte Henry gesagt, ich würde der Sache ein Ende bereiten, und das Versprechen gedachte ich unter allen Umständen einzulösen.
    Ich fuhr direkt zu Owens Wohnung in Camden. Als ich die Klingel für seine Wohnung im ersten Stock drückte, meldete sich niemand. Ich blickte hinauf, die Vorhänge waren zugezogen. Vielleicht war er fort. Seinen schwarzen japanischen Geländewagen entdeckte ich ein Stück weiter die Straße hinauf. Vielleicht war er im Ausland.
    Den Rest des Wochenendes brütete ich vor mich hin.
    Als am Montagmorgen im Büro ein Augenblick relativer Ruhe eintrat, nutzte ich die Gelegenheit, Guy zu fragen.
    »Hast du Owen in letzter Zeit gesehen?«
    »Schon länger nicht mehr«, sagte Guy. »Er ist in Frankreich.«
    »Frankreich?«
    »Ja. Er wohnt in Les Sarrasins. Da Sabina nach  Deutschland zurückgekehrt ist, wollte Owen sich ein bisschen um das Anwesen kümmern. Vielleicht verkaufen wir es, aber das ist noch nicht ganz klar.«
    »Also ist er jetzt dort?«
    »Ja«, sagte Guy. Über sein Gesicht huschte ein Schatten von Argwohn. »Warum?«
    »Ich werde Owen nie verstehen«, sagte ich und schüttelte den Kopf, als gäbe es keinen anderen Grund für meine Fragen als den neugierigen Wunsch, die dunklen Motive seines Handelns zu begreifen.
    Doch Guy starrte mich noch immer an, als ich meine Aufmerksamkeit schon längst wieder dem Stapel Papiere auf meinem Schreibtisch zugewandt hatte. »Lass ihn in Ruhe, Davo«, sagte er.
    »Lass ihn in Ruhe.«
    Am folgenden Tag sollte ich nach München fliegen. Stattdessen fuhr ich zum Flughafen Luton und nahm von dort einen billigen Flug nach Nizza. Am Flughafen mietete ich ein Auto, durchquerte die Stadt und fuhr an der Küste entlang nach Monte Carlo. Les Sarrasins ließ ich über mir liegen, ohne auf die Zufahrtsstraße einzubiegen. Bevor ich mit Owen sprach, musste ich etwas anderes herausfinden.
    Ich parkte an einer Stelle, die wie eine Höhle im Berg aussah, und stieg durch die steilen Gassen von Monte Carlo zu der Straße empor, in der Patrick Hoyles Büro lag. Ein Bürogebäude, in dem Rechtsanwälte, Steuerberater und Investmentgesellschaften ihrem Gewerbe nachgingen. Hoyles Räume befanden sich im fünften Stock. Als ich den Fahrstuhl verließ, empfingen mich dicke Teppiche, helle Holzpaneele und eine hoheitsvolle junge Sekretärin mit hüftlangem Haar und Adlernase. Ich hatte keinen Termin, was einen missbilligenden Ausdruck auf ihr Gesicht rief. Doch sobald sie Hoyle meine Anwesenheit mitgeteilt hatte, wurde ich in sein Büro geleitet.
    Aus den großen Fenstern, durch die man auf den Hafen hinausblickte, fiel das mediterrane Licht in einen großzügig geschnittenen Raum. Hoyle thronte in einem großen Lederdrehstuhl hinter einem schweren Holzschreibtisch. Als ich mich in dem Büro umblickte, bemerkte ich, dass alles darin groß und ausladend war, als wäre es nach dem Bilde des Besitzers gefertigt worden.
    Hoyle forderte mich auf, Platz zu nehmen, »Ich bin überrascht, Sie hier zu sehen«, sagte er. »Ich kann mir nicht

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