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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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schon«, sagte ich. »Guy wirkte sehr überzeugend, obwohl ich mir nicht sicher bin, welchen Wert ich dem beimessen soll. Zweifellos fühlten sich beide Brüder vom Vater im Stich gelassen, aber ich glaube nicht, dass Guy seelisch so kaputt war, den Wunsch zu verspüren, seine Stiefmutter umzubringen, nur weil er sie beim Sex mit jemand anderem beobachtet hatte. Dagegen Owen? Wer weiß schon, was in ihm vorgeht. Er steckt voller Gewalttätigkeit und hat eine höchst verquere Weltsicht. Durchaus möglich, dass er seine Wut auf Tony auf Dominique übertragen hat und noch wütender wurde, als er sah, dass sie Tony betrog. Vielleicht hat Guy ja Recht und Owen hatte gar nicht die Absicht, sie umzubringen. Doch sobald Guy klar war, was sein Bruder getan hatte, entsprach der Versuch, ihn zu schützen, vollkommen seinem Charakter.«
    »Achten Sie auf Guy, David. Er ist der Schauspieler, der Drahtzieher, der Manipulator.«
    »Keine netten Worte, die Sie da für Ihren Mandanten finden.«
    »Genau genommen ist nicht er mein Mandant, sondern das Vermögen. Und wie gesagt, Tony war mein Freund.«
    »Noch eine letzte Frage. Seit wann ist Owen in Les
    Sarrasins?«
    »Erst seit ein paar Tagen. Guy hat mich Mitte letzter Woche angerufen und mir mitgeteilt, dass er kommt.«
    Das war kurz nachdem Henry seine Meinung über die Investition für Ninetyminutes geändert hatte. Daraus folgte, dass Owen sich in England aufgehalten hatte, als Henrys Familie bedroht worden war. Daraus folgte außerdem, dass Guy gewusst haben konnte, was Owen tat, und ihn erst fortgeschickt hatte, nachdem Henry kapituliert hatte. Ein unangenehmer Gedanke.
    Ich stand auf, um zu gehen. »Vielen Dank, Mr. Hoyle.«
    »Keine Ursache.« Hoyle wuchtete sich hoch. »Haben Sie vor, jetzt nach Les Sarrasins zu fahren?«
    »Das habe ich vor.«
    »Seien Sie vorsichtig.«
    Als ich die gewundene Straße im zweiten Gang hochfuhr, unter mir die strahlend blaue Fläche des Mittelmeers, über mir der Maquis, der struppig den Hang hinaufkroch, war ich ziemlich nervös. Bisher hatte mich die Überzeugung vorangetrieben, ich müsse etwas tun, um Owen aufzuhalten. Bisher war es mir auch gelungen, jeden Gedanken an die damit verbundenen Risiken aus meinem Bewusstsein auszublenden, doch jetzt, da ich mich Les Sarrasins näherte, konnte ich die Gefahr, in die ich mich begab, nicht mehr verdrängen. Owen würde sich sicherlich nicht geduldig anhören, was ich ihm zu sagen hatte. Owen war größer und kräftiger als ich. Das hatten wir bereits geklärt. Solange er sich rational verhielt, war ich sicher. Aber wie konnte ich darauf bauen, dass sich Owen rational verhalten würde?
    Fast wäre ich wieder umgekehrt. Doch der Gedanke, dass Owen im Namen von Ninetyminutes noch mehr Unheil im Leben anderer Menschen anrichten könnte, ließ mich weiterfahren. Ich musste dem ein Ende setzen.
    Ich parkte draußen vor dem großen Tor und drückte den Knopf der Gegensprechanlage. Das Tor öffnete sich. Ich ließ den Wagen am Straßenrand stehen und betrat den Hofplatz vor dem Haus. Das Anwesen wirkte noch genauso gepflegt wie früher, offenbar wurde es instand gehalten. Ich drückte auf eine weitere Klingel an der Haustür.
    Ich wartete und betätigte die Klingel erneut. Schließlich rührte sich etwas im Haus, und die Tür wurde geöffnet.
    Es war Owen, in einem grauen Ninetyminutes-T-Shirt und Shorts, das borstige weiße Haar kaum gebändigt von einer Ninetyminutes-Baseballmütze. Er war barfuß.
    »Was, zum Teufel, suchst du hier?«
    »Ich bin gekommen, um mit dir zu reden.« Ich drängte mich an ihm vorbei und ging ins Wohnzimmer. Obwohl Owen laut Hoyle erst ein paar Tage da war, sah der Raum wie ein Schweinestall aus. Überall lagen HamburgerVerpackungen, Pappbecher und Pizzakartons herum. Über eine abstrakte Plastik war ein Sweatshirt drapiert. Auf einem Schreibtisch, inmitten der größten Müllkonzentration, summte ein Laptop. Deutlich konnte ich das ninetyminutes.com-Logo auf dem Bildschirm erkennen. Owen schaute in unsere Website.
    Er lachte zufrieden, als ich zu dem Rechner ging. »Du siehst, einen guten Mann kann man nicht aus der Firma aussperren.«
    »Versuchst du, dich in unsere Site einzuhacken?«
    »In sie einhacken? Ich gehe hinein wie jeden Tag. Sanjay hat es euch vielleicht nicht gesagt, aber ich beobachte die Vorgänge bei Ninetyminutes genau.«
    Ich wandte mich verblüfft um und blickte ihn an. Wie töricht wir gewesen waren! Nachdem Owen gegangen war, hatten wir keinerlei

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