Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
weggeblasen. Er war jetzt todernst. »Ninetyminutes bedeutet meinem Bruder alles. Es ist seine letzte Chance und seine beste. Wenn es klappt, wird er genauso reich wie Dad, wahrscheinlich reicher. Geht es in die Hose, ist es nicht bloß eine Enttäuschung für ihn, dann macht es ihn völlig kaputt. Ich kann dich nicht leiden, aber ich weiß, dass du ihn magst. Du weißt, dass ich Recht habe.«
    Owen versuchte, mich dazu zu bringen, die Sache aus seiner Sicht zu sehen. Zum ersten Mal. Und was Guy anging, hatte er Recht. Ich erinnerte mich an das Gespräch mit Guy in der Jerusalem Tavern an dem Abend, als Henry unsere Bitte abgelehnt hatte. Ninetyminutes ’ Untergang würde auch Guys Untergang bedeuten.
    Aber.
    »Guy ist mein Freund. Ich weiß, dass du versuchst, ihm zu helfen. Aber hör mir zu. Hör mir gut zu.« Ich beugte mich vor. »Lieber sorge ich dafür, dass Ninetyminutes morgen in Konkurs geht, als dass es durch Terror oder Mord überlebt. Ganz egal, was das für Guy oder den Rest des Teams bedeutet. Also, wenn ich sehe, dass du mit deinen Drohungen und Erpressungen weitermachst, dass irgendjemandem Schaden zugefügt wird, ziehe ich die Notbremse. Ich informiere die Polizei, ich informiere die Presse, ich informiere jeden, der es hören will. Das wird Guy fertig machen. Das wird vielleicht auch Ninetyminutes fertig machen, aber ich bin entschlossen, es zu tun.«
    Einen Augenblick sah Owen mich an. Dann brach er in Gelächter aus. »Du bist doch kein Stück besser als Guy oder ich, weißt du das? Du wünschst dir heftig, dass Ninetyminutes Erfolg hat. Die ganze Zeit über hast du beide Augen zugemacht, warum soll ich glauben, dass du plötzlich ein braver Bürger geworden bist? Du und ich, wir sind gar nicht so unterschiedlich. Nur dass ich den Mut hab, etwas für Ninetyminutes’ Überleben zu tun, und du zu viel Schiss hast. Klar, du sackst die Millionen vom Börsengang ein, aber die Hände willst du dir nicht schmutzig machen. Das überlässt du anderen. Leuten wie mir.«
    In Owens Worten war ein unangenehmes Körnchen Wahrheit, zumindest, was die Vergangenheit betraf. Aber nicht die Zukunft - dafür wollte ich sorgen.
    »Weißt du«, sagte Owen, »seit ich gesehen habe, wie dein nackter Arsch auf meiner Stiefmutter herumhüpfte, kann ich dich nicht mehr ausstehen.«
    Statt einer Antwort stand ich auf und wandte mich zum Gehen.
    Plötzlich nahm ich eine Bewegung hinter mir wahr. Ich spürte sie mehr, als dass ich sie sah. Als ich herumwirbelte, packte mich Owen an den Schultern und zog mich zur Brüstung. Um nicht hinübergestoßen zu werden, stemmte ich ein Bein gegen die Brüstung und versuchte, die Hebelwirkung auszunutzen. Er lehnte sich gegen mich und drückte. Er war kräftiger und schwerer als ich. Als ich spürte, wie mein Fuß abrutschte, warf ich einen raschen Blick über die Schulter. Da war nichts, nur Luft und weit, weit unten das Meer.
    Owen stemmte sich erneut gegen mich. Mein Fuß verlor den Halt, aber es gelang mir, mich zu drehen, sodass Owen vom eigenen Schwung gegen die Brüstung taumelte. Den Bruchteil einer Sekunde hatte ich die Möglichkeit, ihm den kleinen Extrastoß zu versetzen, der ihn hinabbefördert hätte. Aber ich tat es nicht. Ich konnte es nicht.
    Owen bemerkte mein Zögern. Triumphierend leuchteten seine Augen auf. Die Beine nun weit auseinander gestellt, sodass er einen sicheren Halt hatte, packte er mich erneut an den Schultern und zog mich an die Brüstung. Mit der Brust auf der harten Marmorkante, starrte ich hinab auf die Wellen, die sich gemächlich auf den schmalen Sandstreifen ergossen, dreihundert Meter unter mir. Es war ein langer, langer Weg nach unten. Mir wurde schwindelig, Panik erfasste mich, mit aller Kraft versuchte ich mich zurückzuwerfen, aber es war hoffnungslos. Ich konnte mich nicht rühren.
    »Weißt du, was mit dem letzten Typen passiert ist, der versucht hat, uns zu drohen?«, knurrte er.
    Ich wusste es nicht und schwieg.
    »Egal, klären wir auf der Stelle, wer wem droht«, sagte er.
    »Wenn Ninetyminutes meine Hilfe braucht, und ich denke, das ist der Fall, dann wirst du mir hier und jetzt versprechen, dass du mir nicht in die Quere kommst. Hast du verstanden?«
    Ich gab keine Antwort.
    Owen zog mich hoch. Den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich, nun würde er mich über die Brüstung stoßen, doch er hielt mich eisern fest. Mein Gesicht krachte gegen den Marmor. »Ich habe dich gefragt, ob du mich verstanden hast.«
    »Ja«, sagte ich und

Weitere Kostenlose Bücher