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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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dem Gärtner in Frankreich erzählt? Und dass Tony es herausgefunden hatte?«
    »Ja, das hat er.« Mel blickte mich etwas verwirrt an. »Aber er meinte, er hätte es sonst niemandem gesagt.«
    »Hat er auch nicht«, sagte ich. »Zumindest damals nicht. Ich habe es später von Patrick Hoyle erfahren. Mit Guy habe ich vor ein paar Monaten darüber gesprochen. Wie üblich machte er sich wegen Owen Sorgen.«
    »Tony wollte, dass Guy bei Ninetyminutes bleibt. Guy weigerte sich natürlich - er hatte keine Lust, Tonys Marionette zu sein. Doch Tony drohte ihm, der französischen Polizei alles über den Gärtner und Owens Rolle bei seinem Tod zu berichten.« »Er wollte seinen eigenen Sohn anzeigen?«
    »Guy wollte es auch nicht glauben. Er hielt es für einen Bluff, war sich aber nicht sicher. Ich glaube, er war genauso empört über die Tatsache, dass der eigene Vater so etwas seinem Bruder antun wollte, wie darüber, dass er aus der Firma gedrängt werden sollte.«
    »Dann war Tonys Tod ja ein glücklicher Umstand für ihn.«
    »Ein sehr glücklicher Umstand«, sagte Mel entschieden. »Es hätte Guy völlig kaputtgemacht.«
    »Du sagst, er hat dir das alles in der Nacht vor Tonys Tod erzählt?«
    »Richtig. Aber am nächsten Abend kam er wieder vorbei. Du weißt wahrscheinlich, dass er hier war, als es passierte.«
    »Ja. Offenbar war noch eine Freundin von dir da.«
    »Anne Glazier. Wir haben zusammen studiert. Sie arbeitet für eine große englische Kanzlei in Paris und war einen Tag in London.« Plötzlich wurde Mel misstrauisch. »Was sollen alle diese Fragen?«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte ich obenhin. »Neugier vermutlich. Mich interessiert, wie das mit Tony Jourdan passiert ist.«
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass Guy etwas damit zu tun hat, oder?« Zornig funkelte sie mich an.
    »Aber nein, natürlich nicht«, sagte ich rasch. »Ich weiß, dass er nichts damit zu tun hat. Ich will nur rauskriegen, wer es war, das ist alles.«
    »Wenn du mich fragst, am besten, man vergisst das Ganze. Ich wollte, ich könnte Tony Jourdan vergessen, diesen Schweinehund. Ich habe den Mann gehasst, hasse ihn immer noch, obwohl er tot ist.« Das Telefon klingelte.
    »Entschuldige«, sagte sie und nahm den Hörer ab.
    Ihre Augen leuchteten auf, als sich der Anrufer meldete. Es folgte ein kurzes Gespräch mit einigen unterkühlten Jas und Neins. Dann sagte sie: »Gut, wenn du wirklich vorbeikommen willst, ist das okay ... Ungefähr in einer halben Stunde? ... Ich glaube, ich habe noch etwas im Kühlschrank. Soll ich was kochen? ... Gut, bis dann.«
    Triumphierend legte sie auf.
    »Guy?«, fragte ich.
    Sie nickte.
    »Dann sollte ich wohl besser gehen.«
    Sie lächelte, ein strahlendes Lächeln. Ihr ganzes Elend war verflogen. »Ich muss noch was zum Dinner besorgen. Vielen Dank, dass du vorbeigeschaut hast, David. Du musst entschuldigen, dass ich dich mit meinem Kummer belämmert habe, aber es ist schön, mal mit jemandem reden zu können. Vermutlich bist du außer mir der einzige Mensch, der Guy nahe genug steht, um es zu verstehen. Natürlich abgesehen von Owen, aber mit dem möchte ich so wenig wie möglich zu tun haben.«
    »Darf ich noch mal auf die Toilette, bevor ich gehe?«
    »Natürlich. Am Ende des Flurs.«
    Auf dem Rückweg kam ich an der offenen Tür zum Schlafzimmer vorbei. An der Wand hing ein großer Rahmen mit einer ganzen Sammlung von Fotos. Es mochten an die zwanzig sein. Zwanzig Bilder von Guy, die dem zynischen jungen Mann den Weg in das Bett einer verletzlichen Frau ebneten.
    »Einen schönen Abend!«, sagte ich beim Fortgehen. Doch trotz des erfreulichen Stimmungsumschwungs bei Mel hoffte ich für sie, dass mein Wunsch nicht in Erfüllung gehen möge.
    Ich kehrte in meine Wohnung zurück, ließ mich aufs Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Ich war müde. Mel, Guy, Ninetyminutes, Tony und Owen wirbelten mir im Kopf herum. Ich wusste, ich hätte in dem Durcheinander ein bisschen Ordnung schaffen müssen, aber mein Gehirn verweigerte mir den Gehorsam.
    Schließlich ging ich ins Bett.
    Den Computer hatte ich im Schlafzimmer stehen. Ich wollte ihn nicht in den öffentlicheren Bereichen der Wohnung haben, dem Wohnzimmer etwa oder dem Gästezimmer. Seit ich bei Ninetyminutes war, benutzte ich ihn kaum noch. Den größten Teil meiner Arbeit für Ninetyminutes erledigte ich auf dem Laptop, und für mehr fand ich kaum noch Zeit. Seit zwei Wochen hatte ich den Computer gar nicht mehr eingeschaltet. Doch als ich

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