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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Prozent unserer Journalisten zu entlassen. Das WAP-Unternehmen in Helsinki war nicht zu halten. Die allgemeine Nutzung WAP-fähiger Handys lag noch in zu weiter Zukunft. Übrig bleiben würde am Ende nur noch die ursprüngliche britische Site. Natürlich würden wir an Schwung verlieren, die Qualität der Site würde vermutlich leiden, aber das Geld würde bis ins folgende Jahr reichen.
    Ninetyminutes würde überleben.
    Am folgenden Morgen - Guy war noch immer in Hamburg - beschloss ich, mir eine Stunde freizunehmen, um Anne Glazier ausfindig zu machen, die Freundin von Mel, die in der Nacht, als Tony Jourdan starb, bei Mel übernachtet hatte. Mit jedem Tag verschlechterte sich die Situation von Ninetyminutes, genauso wie meine Beziehung zu Guy. Ich musste wissen, woran ich mit ihm war. Und das war erst möglich, wenn ich mir Klarheit darüber verschafft hatte, wie sein Vater ums Leben gekommen war.
    Nach wenigen Minuten im Internet hatte ich die Namen und Telefonnummern der großen britischen Anwaltskanzleien ermittelt, die Büros in Paris hatten. Ich griff zum Telefon und arbeitete die Liste ab. Schon bei Nummer drei, Coward Turner, konnte die Dame in der Telefonvermittlung etwas mit dem Namen Anne Glazier anfangen. Gespannt wartete ich, während ich durchgestellt wurde, aber es meldete sich nur ihre Englisch sprechende Sekretärin. Ms. Glazier sei auf Geschäftsreise und werde einige Tage fortbleiben. Erst in der nächsten Woche werde sie zurückerwartet.
    Also wandte ich mich wieder meinen Zahlen zu.
    Am Spätnachmittag erschien Guy wieder in der Firma. Er roch nach Alkohol.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte ich.
    »Gut«, sagte er. »Torsten macht es.«
    »Echt? Wie viel?«
    »Fünf Millionen, glaube ich.«
    »Glaubst du?«
    »Ja. Ich muss ihn noch auf die Einzelheiten festlegen, aber er sagt, er macht es.«
    »Pfund oder Mark?«
    »Pfund natürlich.«
    Misstrauisch beäugte ich Guy. »Wann hat er gesagt, dass er es macht?«
    »Gestern Abend, als wir aus waren. Ein toller Abend.«
    »War er betrunken, als er es versprochen hat?«
    »Na ja, vielleicht.«
    »Hat er seinen Vater gefragt?«
    »Noch nicht. Tut er aber. Er sagt, diesmal gibt er nicht klein bei.«
    »Und wann genau hat er das gesagt?«
    »Was soll das?«
    »Wann hat Torsten gestern Abend gesagt, er würde dieses Mal nicht klein beigeben?«
    »Gegen Mitternacht.«
    »Vergiss es«, sagte ich. »Als er dir das letzte Mal Geld versprochen hat, boomte das Internet. Wenn er seinen Vater damals nicht überzeugen konnte, wird es ihm dieses Mal erst recht nicht gelingen.«
    »Vertrau mir«, sagte Guy. »Er ist ein Kumpel.«
    »Hast du getrunken?«
    »Mein Gott! Ein bisschen Champagner auf dem Flug. Zur Feier des Tages. Ich glaube, ich gehe aus und fülle noch ein bisschen nach. Keine Lust mitzukommen?«
    Ich überhörte den Sarkasmus. »Nein. Ich muss unbedingt ein paar Zahlen mit dir durchgehen. Ich glaube, wir könnten es bis zum nächsten Jahr schaffen. Vorausgesetzt, wir beginnen sofort mit den Einsparungen.«
    Widerstrebend warf Guy einen Blick auf die Zahlen. Er brauchte zwei Minuten, um zu begreifen, was ich ihm vorschlug. Es war offensichtlich, dass sein Verstand nicht mit normaler Tourenzahl arbeitete. Schließlich schob er die Papiere zur Seite.
    »Alles Mist«, sagte er.
    »Wir haben keine Wahl«, entgegnete ich.
    »Doch. Torsten.«
    »Ach, hör schon auf. Wir können das Unternehmen nicht wieder von Torstens Launen abhängig machen. Denk dran, was letztes Mal passiert ist.«
    Guy wollte heftig protestieren, unterbrach sich aber. Die Augen auf meine Zahlen gerichtet, schwieg er einen Augenblick. Als er schließlich sprach, klang seine Stimme ganz ruhig.
    »Ninetyminutes bedeutet alles für mich«, sagte er.
    »Ich weiß. Es bedeutet uns allen viel.«
    Guy blickte mich mit seinen durchdringenden blauen Augen an.
    »Ich habe nicht >viel< gesagt, sondern >alles<. Du kennst mich besser als jeder andere, Davo, mein Bruder vielleicht ausgenommen. Du hast erlebt, wie ich den Schauspieler gemimt habe. Und ich hab dir erzählt, wie ich in LA fast den Abgang gemacht habe. Du hast meinen Vater gekannt und weißt, wie ich zu ihm gestanden habe. Mein ganzes Leben war ich so nah am Absturz.« Er hielt Daumen und Zeigefinger hoch, um zu zeigen, wie nahe.
    »Im letzten Jahr hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, die Kurve gekriegt zu haben. Ich habe etwas zustande gebracht, das gut ist, besser als gut, etwas, das eines Tages zig Millionen Pfund wert sein wird,

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