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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Ingrid lächelte strahlend. Ihre Augen glänzten.
    »In der Schule genießt er einen bestimmten Ruf. Ich nehme an, er ist ein Naturtalent.«
    »Das glaube ich gerne. Abdulatif schien großen Gefallen an ihm zu finden.«
    »Ist das der Gärtner?«
    »Ist er nicht zum Anbeißen? Ich sehe ihn zu gern ohne Hemd herumlaufen.«
    »Steht er nicht eher auf Männer?«
    »Ich glaube, Abdulatif steht auf alles, was schön ist.«
    Ich wusste nicht recht, was ich darauf antworten sollte.
    »Und Sie?«, fragte sie. »Sind Sie auch eine Naturbegabung bei den Frauen?«
    »Sie machen sich ja schon wieder über mich lustig.«
    »Das stimmt nicht. Aber Sie und Guy scheinen sehr unterschiedlich zu sein.«
    »Das sind wir. Wir teilen uns ein Zimmer im Internat, daher kennen wir uns wohl ziemlich gut. Trotzdem war ich nur zweite Wahl für die Einladung.«
    »Richtig. Tony sagte, Guy würde Helmut Schollenbergers Sohn mitbringen.«
    »Genau. Torsten.«
    Sie schauderte. »Ich hasse diesen Mann. Und um Ihrer Frage zuvorzukommen: Ich habe mich für seine
    Zeitschriften fotografieren lassen. Dabei hatte ich weniger an, als vielleicht gut war. Nach meiner ersten Heirat entdeckten Journalisten ein paar alte Bilder.«
    Sie lachte. »Mir hat das nichts ausgemacht. Aber Henri? Oohhh!« »Wer ist Henri?«
    »Ein Politiker. Ein schrecklicher Langeweiler. Ich hatte mich in seine Augen verliebt. Er hat Schlafzimmeraugen -oder hatte sie zumindest, bis wir verheiratet waren. Dann veränderten sie sich.«
    »Sind Sie ihn wieder losgeworden?«
    Sie zuckte die Achseln. »Wir sind uns gegenseitig losgeworden.«
    »Und dann haben Sie Tony kennen gelernt?«
    »Genau.« Sie lächelte. Ein verhaltenes Lächeln. Keines, in dem sich Freude ausdrückte, wie mir schien, eher Traurigkeit oder sogar Schmerz.
    »Wie lange kennen Sie ihn schon?«
    »Oh, oh. Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Warum nicht?«
    »Die Scheidung. Guys Mutter würde es nur zu gern wissen.«
    »Oh, Verzeihung. Ich wollte nicht neugierig sein.«
    Sie lachte. »Klar wollten Sie das.«
    In diesem Augenblick schob Owen, der den ganzen Abend nichts gesagt hatte, seinen Teller beiseite, stand auf und schickte sich an, ins Haus zu gehen.
    »He, Owen! Willst du nicht noch ein bisschen bleiben?«, rief sein Vater hinter ihm her.
    Owen blieb stehen und drehte sich um. »Nein«, sagte er, ohne auch nur den Versuch zu machen, sich ein Lächeln abzuringen.
    »Na gut. Dann wünsche ich dir eine gute Nacht.«
    Owen grunzte etwas und wandte sich wieder um.
    »Gute Nacht, Chéri«, rief ihm Dominique hinterher.
    Owen ging weiter, als hätte er nichts gehört.
    »Er ist merkwürdig«, sagte Dominique. »Jetzt ist er seit zwei Tagen hier und hat kaum ein Wort gesagt. Er tut so, als wäre ich gar nicht vorhanden. Tony versucht immer wieder, ein Gespräch mit ihm anzufangen, kriegt aber nie mehr als ein oder zwei Worte aus ihm heraus. Ich glaube, inzwischen hat er es aufgegeben.«
    »Guy und Owen haben ihren Vater wohl nicht oft gesehen?«
    »Nein«, sagte Dominique. »In Tonys Leben passen keine Kinder. Und Robyn, ihre Mutter, möchte unter allen Umständen verhindern, dass sie ihn besuchen. Nicht mal zu unserer Hochzeit durften sie kommen. Heute habe ich Guy zum ersten Mal gesehen. Ich glaube, Tony hat ein schlechtes Gewissen, deshalb hat er Robyn überredet, sie für zwei Wochen herkommen zu lassen. Jetzt, wo Guy älter ist, haben er und Tony eine ganze Menge gemeinsam.«
    Der Butler räumte unsere Teller ab, und Dominique füllte ihr Glas wieder auf. »Mon Dieu, mein Mann amüsiert sich ja glänzend.«
    Mel und Ingrid lachten schallend über etwas, das er gerade gesagt hatte. Beschwichtigend legte Tony die Hand auf Mels Arm und schien sie dort zu vergessen. Sie zog ihren Arm nicht weg. Guy bemerkte offenbar nichts.
    Ich antwortete nicht auf Dominiques Feststellung.
    »Zwei schöne junge Mädchen, die einem an den Lippen hängen - kann sich ein Sechsundvierzigjähriger etwas Schöneres wünschen, Davy?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich neutral.
    »Oh.« Sie warf ihr Haar zurück. »Miguel, noch eine Flasche Wein.«
    Schließlich ging der Abend zu Ende. Ich war ziemlich betrunken. Alle anderen auch, ausgenommen vielleicht Ingrid. Etwas mühsam legten Guy und ich die etwa zwanzig Meter zum Gästehaus zurück.
    Als ich auf dem Bett saß, drehte sich das Zimmer vor meinen Augen. Ich konzentrierte mich darauf, die Fenster an Ort und Stelle zu halten. Wunderbarerweise gelang es mir.
    »Ich glaub, diese Woche funkt

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