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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Karriere, meine Ersparnisse, meine ganze Zukunft in seine Hände zu legen, und wusste das, wie so oft in der Vergangenheit, äußerst verlockend darzustellen.
    So war Guy eben.
    Als er mich an diesem Nachmittag aus heiterem Himmel angerufen hatte, hatte ich seinen amerikanisch gefärbten Public-School-Ton sofort erkannt. Er lud mich zu einem Bier ein. Sieben Jahre war es her, seit ich beschlossen hatte, ihm lieber aus dem Weg zu gehen. Sieben Jahre sind eine lange Zeit. Außerdem langweilte ich mich und war neugierig. Daher willigte ich ein, ihn im Dickens Inn am St. Katherine’s Dock zu treffen.
    Ich war zu früh da. Ich hatte es eilig gehabt, dem Büro zu entkommen, und der Fußweg von der Gracechurch Street hierher hatte weniger Zeit in Anspruch genommen, als ich gedacht hatte. An der Bar holte ich mir ein Pint of Bitter und drängte mich durch die dichte Menge der Banker, Wertpapierhändler und vereinzelten Touristen zur Tür. Die Abendsonne glänzte auf dem ruhigen Hafenwasser, das träge gegen die vertäuten Motorboote und die Edelhölzer der Segeljachten klatschte. Die Luft war kühl, doch nach einer Woche Regen tat es gut, sich wieder im Freien aufhalten zu können.
    »Davo!«
    Es gab nur einen einzigen Menschen, der mich so nannte. Ich wandte mich um und sah, wie sich Guy durch die Menge drängte, eine schlanke Erscheinung in schwarzer Jacke, T-Shirt und Jeans.
    »Wie geht’s dir, Davo?«
    »Sehr gut«, sagte ich. »Und dir?«
    »Toll, Davo, toll.« Seine blauen Augen zwinkerten mir zu. Er warf einen Blick in den überfüllten Pub. »Himmel, arbeitet denn um diese Zeit keiner mehr?«
    »Ich dachte, um sieben bist du schon breit.«
    »Nicht mehr.«
    »Warte, ich hole dir ein Bier.«
    Ich kämpfte mich durch die Menge und kehrte mit einem tschechischen Bier der Marke zurück, die Guy früher bevorzugt hatte. Ich sah, dass er sich ein paar Schritte von der Menschentraube vor dem Pub entfernt hatte.
    »Aha«, sagte ich. »Soll wohl niemand mithören?«
    »Wenn du schon fragst, nein«, erwiderte er und nahm einen Schluck Bier. »Du bist also ein waschechter CityTyp geworden? Leipziger Gurney Kroheim. Ist das so nobel, wie es sich anhört?«
    »Nicht seit der Fusion«, sagte ich. »Viele Top-Manager haben Gurney Kroheim verlassen, und die Leipziger gehört eher zu den konservativen deutschen Banken.«
    »Ist aber immer noch eine Handelsbank, oder?«
    »Wir nennen uns jetzt Investmentbanker.«
    »Gefällt’s dir?«
    Ich antwortete nicht gleich. Vor vier Jahren war ich stolz gewesen, dass mich das altehrwürdige und immer noch einflussreiche Bankinstitut Gurney Kroheim genommen hatte. Doch nachdem es von der Leipziger Bank, der drittgrößten Bank in Deutschland, geschluckt worden war, wurde es etwa alle sechs Monate einer Umstrukturierung unterzogen. Und die Projektfinanzierung, bei der ich gelandet war, hatte sich als eine Art Abstellgleis erwiesen. Gegenüber Außenstehenden gab ich mich zwar immer optimistisch, doch nicht bei Guy.
    »Nicht wirklich. Viel Arbeit und wenig Anerkennung. Die Geschichte meines Lebens.«
    »Aber sie zahlen gut?«
    »Ich denke, schon. Doch heutzutage verdienst du am meisten an Bonussen, und von denen sehe ich nicht viel. Bis jetzt jedenfalls.«
    Guy lächelte mitfühlend. »Warte mal ab, in ein, zwei Jahren sieht es ganz anders aus.«
    »Vielleicht. Ich bin nicht so sicher. Die Leipziger steht im Augenblick nicht besonders gut da. Aber was ist mit dir? Was macht die Schauspielerei? Ich hab im Fernsehen immer nach dir Ausschau gehalten.«
    »Dann guckst du dir offenbar nicht jede Folge von The Bill an.«
    »Du als Cop? Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte ich überrascht.
    »Ich war noch nicht mal ein Bösewicht. Eher ein Passant. Doch dann kam der Anruf aus LA.«
    Jetzt fiel mir auf, dass die amerikanische Färbung in seinem Akzent ein bisschen stärker als früher war.
    »Hollywood? Und Brad Pitt bekam das große Flattern?«
    »Er ist damit fertig geworden. In dieser Stadt ist genug Platz für Brad und mich. Viel Platz. Sie wollten mich für den Film Fool’s Paradise. Hast du ihn gesehen?«
    »Nein.« »Hat ziemlich schlechte Kritiken bekommen. Jedenfalls brauchten sie einen englischen Schauspieler, der drei Sätze sagt und Sandra Bullock abknutscht. Ich war ihr Mann.«
    »Du hast Sandra Bullock geküsst?«
    »Habe ich. Das war der Höhepunkt meiner Karriere.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste es einfach wissen: »Wie war’s denn?«
    Guy lächelte. »Was soll ich sagen? Es

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