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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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heiß, doch die Brise vom Meer sorgte für etwas Auffrischung. Auf der Terrasse war niemand, aber ich sah Bewegungen und volle Teller im Haus.
    Ich ging hinein. Durch die halb geöffnete Esszimmertür erspähte ich einen Tisch, der mit Brot, kaltem Fleisch, Käse und Salat beladen war. Mel stand draußen vor der Tür und lauschte. Ich blieb hinter ihr stehen. So konnte ich hören, dass Guy Patrick Hoyle irgendetwas in aufgeregtem Flüsterton mitteilte. Ich verstand nicht, was er sagte, aber ich vernahm Hoyles Antwort.
    »Abdulatif? Der Mann heißt Abdulatif?«
    Guy murmelte eine Bestätigung. Plötzlich merkte Mel, dass ich hinter ihr stand. Sie wurde rot und betrat das Esszimmer. Ich folgte ihr. Guy drehte sich um und blickte uns finster an. Hoyle räusperte sich und nickte mir zu. Ich begab mich direkt zum Essen, wo sich Mel einen Augenblick später zu mir gesellte.
    In verlegenem Schweigen bedienten wir uns, eine gewaltige Portion für mich und zwei Löffel für Mel. Als Guy und Hoyle das Zimmer verlassen hatten, fragte ich Mel: »Worum ging es?«
    Sie warf mir einen raschen Blick zu und schüttelte den Kopf. Offensichtlich wollte sie nicht sprechen. Ich ahnte, wie ihr zumute war, wollte sie nicht bedrängen. Also setzte ich mich hin und begann zu essen.
    Ingrid erschien in der Tür. »Da seid ihr ja«, sagte sie. »Ich falle um vor Hunger.«
    »Ich weiß genau, was du meinst«, sagte ich. »Bedien dich.«
    Ingrid machte sich über das üppige Angebot her.
    »Ist die Polizei noch da?«, fragte ich, froh, dass ich mit jemandem reden konnte. »Im Garten habe ich sie nicht mehr gesehen.«
    »Sie haben ihn den ganzen Morgen durchkämmt«, sagte sie.
    »Möglich, dass sie fertig sind. Vielleicht machen sie aber auch nur eine Mittagspause.«
    »Hast du Tony gesehen?«
    »Er spricht mit irgendeinem Franzosen im Anzug. Ich glaube, Patrick Hoyle hat ihm einen Anwalt besorgt.«
    »Ich dachte, Hoyle ist sein Anwalt.«
    »Ist er wohl auch. Aber dieser Typ dürfte ein Strafverteidiger sein. Ich nehme an, das ist was anderes.« »Glaubst du, Tony hat sie umgebracht?«
    »Ich weiß nicht mehr als du. Die Flies scheinen allerdings zu glauben, dass er es war. Pass auf, da kommt einer.«
    Ich sah auf. Sauville kam auf uns zu. Mir sank der Mut, als ich sah, dass seine Augen auf mich gerichtet waren. »Monsieur Lane, wenn Sie das Essen beendet haben, brauche ich noch einmal Ihre Hilfe.«
    »Wozu?«, fragte ich ängstlich.
    »Wir müssen Ihr Zimmer durchsuchen. Und wir möchten Proben von der Kleidung nehmen, die Sie gestern Mittag getragen haben. Außerdem brauchen wir Ihre Fingerabdrücke. Anschließend möchte ich Sie bitten, uns auf die Polizeidienststelle zu begleiten.«
    »Auf die Polizeidienststelle?« Das gefiel mir gar nicht. »Warum soll ich mitkommen?«
    Sauville warf einen Blick auf Ingrid und Mel und räusperte sich.
    »Ah ... Wir brauchen einige Proben.«
    »Was für Proben?«, fragte ich, durch sein Zögern misstrauisch geworden.
    Sauville warf wieder einen Blick auf die Mädchen. »Das werden Sie schon sehen.«
    Wir blieben zu dritt am Tisch zurück, als er ging. Mel war mürrisch und in sich gekehrt. Aber Ingrid sah aus, als versuche sie, ein Kichern zu unterdrücken.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Ich glaube, ich weiß, was sie von dir wollen«, sagte sie.
    »Was?«
    »Dein Sperma.«
    Ich zog eine Grimasse. »Oh Gott!«
    Sauville kam zurück und trieb mich zur Eile an.
    »Viel Spaß«, sagte Ingrid, als ich im Schlepptau von Sauville das Zimmer verließ.
    Ich fuhr mit einem Polizisten die Serpentinenstraße zu dem properen kleinen Städtchen Beaulieu-sur-Mer hinunter. Wir kamen durch Straßen, die von hellen Markisen gesäumt waren, unter denen Parfümerien, Boutiquen, Galerien und Schönheitssalons vorbeischlendernde Touristen zum Geldausgeben einluden. Überall erblickte ich blühende Bäume. Hinter und über der Stadt wuchs ein Vorhang aus grauen Klippen auf. Les Sarrasins und sein Wachturm waren dort oben deutlich als Silhouette gegen den strahlend blauen Himmel zu erkennen.
    Die Gendarmerie Nationale war ein schäbiges Gebäude in der Nähe des Bahnhofs. Auch drinnen sah es ärmlich aus: Linoleumfußböden, zerknitterte Plakate, nüchterne Möbel aus Metall und Spanplatten. Zum Glück hatte sich Ingrid über die Beschaffenheit der Proben, die man von mir wollte, geirrt, aber was ihren Zweck anbelangte, hatte sie vollkommen Recht. Ein Arzt entnahm mir eine Speichelprobe, eine Spritze voller Blut aus dem Arm, Haare

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