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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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brauchen wieder eine Rezession.«
    »Ich weiß, dass Abdulatif vor einigen Jahren ermordet wurde.«
    »Aha, verstehe.« Immer noch dieser ausdruckslose Tonfall.
    »Passte das nicht auch gut in den Kram?«
    Jetzt endlich geruhte Hoyle seine Aufmerksamkeit dem Verkehr zu entziehen und mir zuzuwenden. »Das stimmt.«
    »Haben Sie das arrangiert?«, fragte ich.
    Hoyle blickte mich an. »Gehen wir eine Tasse Kaffee trinken«, schlug er vor und zeigte auf ein Café, das nur ein paar Schritte entfernt war.
    Keiner von uns sagte ein Wort, bis wir uns mit zwei Tassen an einen etwas abseits stehenden Tisch setzten.
    »Ich mag Sie, David«, sagte Hoyle.
    Ich gab keine Antwort. Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich von Hoyle gemocht werden wollte.
    »Sie sind ein guter Unterhändler und Ihren Freunden gegenüber loyal. Loyalität ist eine Eigenschaft, die ich sehr schätze. Aber Sie müssen vorsichtig sein.«
    »Wegen Guy?«
    »Lassen Sie mich von Abdulatif erzählen. Ich nehme an, Sie kennen nur die halbe Geschichte.«
    »Ich bin sicher, dass ich nur die halbe Geschichte kenne«, sagte ich. »Fangen Sie an.«
    »Es stimmt, dass Guy mir erzählt hat, Owen habe Abdulatif mit Dominique gesehen. Er hat auch vorgeschlagen, dem Gärtner Geld zu geben, damit er verschwindet. Das hörte sich nach einer guten Idee an, da es Tony entlasten würde. Damals war ich von Tonys
    Unschuld absolut überzeugt. Er hatte gesagt, er sei bei einer Prostituierten gewesen, als Dominique umgebracht wurde, und Prostituierte können definitionsgemäß gekauft werden. Daher kümmerte ich mich um die Angelegenheit. Ich gab Abdulatif eine halbe Million Franc und sagte ihm, er solle sich rar machen. Guy hatte sich einen Teil von Dominiques Schmuck besorgt, den Abdulatif ebenfalls bekam.«
    »Warum hat er das Geld genommen?«, fragte ich. »Er lief doch Gefahr, erwischt und wegen Mordes angeklagt zu werden.«
    »Das habe ich mich damals auch gefragt. Es gibt eine ziemlich große nordafrikanische Volksgruppe in Südfrankreich. Da hat die Polizei es schwer, einen jungen Mann zu finden, der nicht gefunden werden will. Doch ich erfuhr schon bald, dass es noch einen anderen Grund gab.«
    »Welchen?«
    »Erpressung. Ich hatte angenommen, Abdulatif würde das Land verlassen. Aber er dachte gar nicht daran. Er ging nach Marseille und setzte sich nach einem Jahr wieder mit mir in Verbindung. Für sein weiteres Schweigen verlangte er zweihunderttausend Franc. Ich gab sie ihm. Ein Jahr darauf die nächste Forderung. Ein bisschen höher dieses Mal. Und so ging es weiter.
    Ich wollte mir das Geld von Tony holen, aber Guy hatte Angst, sein Vater könnte herausfinden, was wir getan hatten. Also verlangte ich das Geld von Guy. Im Laufe der Jahre wurden die Forderungen immer höher. Für Guy wurde es schwieriger, das Geld aufzutreiben: Tony schränkte seine Großzügigkeit ihm gegenüber stark ein. Allmählich gelangte ich zu der Überzeugung, wir sollten auf Abdulatifs Erpressung nicht mehr eingehen. Ich war hundertprozentig von Tonys Unschuld überzeugt. Falls
    Abdulatif zur Polizei ging, musste er damit rechnen, genauso viele Schwierigkeiten zu bekommen wie wir. Trotzdem war es eine unangenehme Situation für Guy und mich. Die Bestechung eines Hauptzeugen in einer Morduntersuchung ist ein schwerwiegendes Verbrechen.«
    »Und dann hat man Abdulatif in der Mülltonne gefunden?«
    »Exakt. Wie gesagt, es passte wunderbar in den Kram.«
    »Und Sie haben keine Idee, wie er dahin gekommen ist?«
    »Sie meinen, ob ich das arrangiert habe?« Hoyle trank einen Schluck Kaffee. »Ich sollte Ihnen die Frage übel nehmen. Egal, nein, ich habe es nicht getan. Solche Dinge mache ich nicht, auch nicht für meinen besten Mandanten.«
    »Glauben Sie, Guy hat es arrangiert?«
    Hoyle zuckte mit den Achseln. »Was glauben Sie?«
    Ich dachte nach. War mein Freund ein Mörder? Natürlich nicht.
    »Sie haben gesagt, anfangs hätten Sie gedacht, Tony könnte Dominique getötet haben. Doch dann haben Sie Ihre Meinung geändert?«
    »Ja. Sie kamen nicht gut miteinander aus. Beide hielten nicht viel von ehelicher Treue, wie Sie ja wissen.«
    Ich seufzte, eher ärgerlich als verlegen. Hoyle bemerkte es.
    »Tut mir Leid. Sie waren jung, sie war schön, und sie hat Sie benutzt. Tony wusste es. Aber ich bin sicher, dass er sie nicht ermordet hat. Im Laufe der Jahre habe ich mit ihm oft über ihren Tod gesprochen. Zwar hätte er es sicherlich nicht zugegeben, wenn er es getan hätte, aber ich bin sicher,

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