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Fatal Error

Titel: Fatal Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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sagte ich. »Der Mann im Auto.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Absolut.«
    »Er fährt einen schwarzen Golf GL, erster Buchstabe der Autonummer ist N. Hier ist das Foto eines ähnlichen Fahrzeugs.« Er reichte mir einen Computerausdruck.
    »Das war es, glaube ich. Natürlich bin ich mir bei dem Auto nicht so sicher wie bei dem Gesicht, aber es war mit Sicherheit etwas in der Art.«
    »Wunderbar.«
    »Wer ist er?«, fragte ich.
    »Ein Privatdetektiv.«
    »Echt? Hat er Tony beschattet?«
    »Wir vermuten es. Wir haben noch nicht mit ihm gesprochen. Erst wollten wir die Bestätigung von Ihnen abwarten, dass es sich tatsächlich um den Mann handelte.«
    »Verstehe. Wissen Sie, für wen er gearbeitet hat?«
    Spedding nickte. »Sabina Jourdan.«
    Ich ging durch die postmoderne Lobby des Hotels Sanderson’s. Überall sah ich merkwürdige Objekte, am seltsamsten waren zwei riesige rote Lippen. Es war nicht zu entscheiden, ob man in ihnen oder auf ihnen sitzen sollte: Ich machte einen weiten Bogen um sie. Guy erblickte ich unter den anderen schönen Menschen in der minimalistischen Designerbar, eine Flasche Bier in der Hand. Ich verlangte ein Pint Tetley’s, sah den missbilligenden Ausdruck auf dem Gesicht des Barkeepers und entschloss mich zu einem Asahi.
    »Wie war die Beerdigung?«, fragte ich Guy.
    »Grässlich.«
    »Wer war da?«
    »Kaum jemand, Gott sei Dank, nur die Familie - die richtige Trauerfeier haben wir auf später verschoben. Owen, Mom, Sabina, Patrick Hoyle, zwei Großtanten, der Vikar, das waren alle. Dad wurde auf dem Friedhof des Dorfes beigesetzt, in dem er aufgewachsen ist. Unter den gegebenen Umständen hat der Vikar seine Sache gut gemacht. Aber das schien niemanden zu interessieren. Außer Sabina. Die Tanten hatten Dad schon seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Warum meine Mutter gekommen ist, weiß ich nicht, sie sah entsetzlich gelangweilt aus. Und Owen ... na ja, du weißt ja, wie Owen ist.«
    »Und wie ging es dir?«
    »Ich weiß nicht. Während des Gottesdienstes habe ich nichts empfunden. Nur Kälte. Und Wut über alles, was Dad getan hat. Oder nicht getan hat. Die vielen Male, die er sich nicht um mich gekümmert, uns im Stich gelassen hat, was er Mel angetan hat, was er Ninetyminutes antun wollte. All das ging mir durch den Kopf. Ich habe es auf einem imaginären Punktezettel vermerkt. Er hat jede Runde verloren. Als dann der Sarg hinabgelassen wurde, wurde ich plötzlich von meinen Gefühlen überwältigt. Mir wurde klar, dass ich ihn nie wieder sehen würde. Dass ich nie mehr die Chance haben würde, ihm zu zeigen, dass ich nicht der Loser bin, für den er mich hielt. Dass ich ihm nie wieder nahe sein würde. Dass wir uns nie so nahe waren, wie wir es eigentlich hätten sein müssen.«
    Er goss einen kräftigen Schluck Bier hinunter.
    »Weißt du, ich fand ihn unheimlich cool, Davo. Und das war er auch. Wir waren uns sehr ähnlich, er und ich. Aber aus irgendeinem Grund haben wir es nie geschafft, miteinander auszukommen, uns zu achten, wie es Vater und Sohn tun sollten. Und jetzt werden wir nie mehr Gelegenheit dazu bekommen.«
    »Du hast dein Bestes getan«, sagte ich. »Es war nicht dein Fehler.«
    »Hin und wieder ein freundliches Wort hätte schon genügt. Ein bisschen Ermutigung, ein bisschen Anerkennung, ein bisschen Stolz auf das, was ich erreicht hatte. Doch immer, wenn er mit etwas zu tun bekam, das ich tat, hat er versucht, es an sich zu reißen und zu beweisen, dass er es besser konnte als ich. Denk an Ninetyminutes. Oder an Mel.«
    »Wie geht es deiner Mutter?«
    »Gott, ich wünschte, sie wäre nicht gekommen. Sie ist stinksauer, weil ihre Unterhaltszahlungen mit Dads Tod enden. Sie brachte ihren Anwalt mit, damit er mit Patrick Hoyle spricht, aber Hoyle meint, sie hat keine Chance. Doch das macht gar nichts, dann heiratet sie eben noch mal.«
    »Irgendjemand in Sicht?«
    »Weiß nicht. Sie findet schon jemanden. Und sie war unmöglich zu Sabina. Als hätte Sabina kein Recht, dort zu sein. Dabei war sie die Einzige, die wirkliche Trauer zu empfinden schien.«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Nur kurz. Sie ist nett. Und ich glaube, sie hat wirklich ihn und nicht sein Geld geliebt. Wahrscheinlich ist sie die beste von den dreien, die er geheiratet hat.«
    »Was macht sie jetzt?«
    »Sie geht zurück nach Deutschland. Sie sagt, sie möchte, dass ich mit ihr und Andreas in Kontakt bleibe. Das werde ich wohl auch tun.« Er blickte auf die Uhr. »Mom kommt in ein paar Minuten. Wir

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