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Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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als das andere. Natürlich: Eine Familie, die eine so hohe Belohnung aussetzen konnte, musste in einer teuren Gegend wohnen. Nichts anderes hatte sie erwartet. Alle diese Häuser waren drei Millionen Dollar wert, das der Bravermans wurde sogar auf vier Millionen Dollar geschätzt. So stand es im Internet. Da konnte ihr Häuschen mit seinen zwei Schlafzimmern und einem einzigen Bad nicht mithalten.
    Aber es ist warm und freundlich.
    Sie schob den Gedanken beiseite und setzte ihre Erkundungsfahrt durch das Viertel fort. Kein Mensch war zu sehen, außer einem Arbeiter, der Rasen mähte, und einem Gärtner, der mit einem Laubbläser herumlärmte. Die Sonne schien auf blank geputzte, ausländische Limousinen und sorgfältig gepflegte Rasenflächen. Sie machte kehrt, fuhr zurück in Richtung Damm und hielt kurz vor der Abzweigung in die Surfside Lane an. Aus Angst, entdeckt zu werden, wollte sie nicht in direkter Nähe zu den Bravermans parken.
    Die Flasche Mineralwasser auf dem Sitz fühlte sich
warm an. Sie sah auf die Uhr: Es war 13 Uhr 45. Ein alter Mann führte einen fetten Chihuahua spazieren. Ellen drehte sich von ihm weg und beobachtete den Verkehr auf dem Damm. Um 13 Uhr 47 rutschte ihr die Sonnenbrille von der Nase. Im Wagen war es unerträglich heiß geworden. Im Observieren war sie eine blutige Anfängerin. Sie öffnete das Fenster.
    Sie nippte gerade an ihrer Wasserflasche, als ein weißer Wagen in der Surfside Lane auftauchte. Ein Jaguar. Er hielt am Stoppschild an und bog dann nach links. Das musste der Wagen der Bravermans sein. Es gab keinen anderen Jaguar im Viertel. Auf dem Fahrersitz erkannte sie die Silhouette einer Frau. Das war bestimmt Carol Braverman.
    Volltreffer!
    Ellens Herz begann schneller zu schlagen. Sie folgte dem Jaguar in Richtung Bucht. Carol war zwei Wagen vor ihr. Auf dem Damm beschleunigte sie. Ellen jagte ihr hinterher. Ihr Haar wurde von der Meeresbrise durcheinandergewirbelt. Der Verkehr wurde stärker, aber sie verlor den weißen Wagen nicht aus den Augen, bis er den Parkplatz vor einem Einkaufszentrum erreichte.
    Sie hielt in einiger Entfernung an und stellte den Motor ab. Sie wartete auf Carol Bravermans Auftritt. Die Fotos von ihr hatte sie noch im Kopf, aber jetzt wollte sie Timothys Mutter höchstpersönlich in Augenschein nehmen. Ob sie Will wirklich ähnlich sah?
    Da ging die Fahrertür auf.

47
    Carol Bravermans Gesicht war kaum zu sehen. Sie trug eine große dunkle Sonnenbrille und hatte das lange Haar zum Pferdeschwanz zusammengebunden. Eine schicke rosafarbene Baseballmütze beschattete ihre Stirn. Carol war hochgewachsen und trug ein weißes Baumwolltop, einen klassischen Tennisrock und weiß-rosafarbene Turnschuhe. Sie ging zu einem teuren Supermarkt und verschwand mit einem Einkaufswagen hinter den dunkel getönten Eingangstüren.
    Ellen sprang aus ihrem Auto, hetzte über den Parkplatz und nahm sich ebenfalls einen Einkaufswagen. Die Türen des Ladens gingen auf, und die Klimaanlage sorgte dafür, dass sie sich bald wie im kalten Pennsylvania fühlte. Zwei Frauen an einem Stand mit Schnittblumen versperrten ihr den Weg. Ellen behielt Carol im Auge. Sie wollte nicht auffallen, aber das stellte sich als ein schwieriges Unterfangen heraus, da sie als einzige Kundin einen dicken Rollkragenpullover, Jeans und braune Cloggs trug, an denen der Schmutz ihrer kalten Heimat klebte.
    Sie schob ihren Wagen in die Blumenabteilung und tat so, als würde sie sich für die Paradiesvogelpflanzen interessieren. Carol stand ganz in ihrer Nähe hinter ihr. Sie summte eine Melodie, während sie den Geldautomaten bediente. Ellen hielt den Kopf gesenkt, damit Carol ihr nicht ins Gesicht sehen und sich später womöglich an sie erinnern konnte. Der Geldautomat piepste. Carols Stimme war nicht mehr zu hören - sie musste weitergegangen sein.

    Ob sie sich als Stalkerin eignete?
    Die Gelegenheit war günstig, einen Blick in Carols Gesicht zu werfen. Ellen schlich am Nussregal vorbei und tat, als könnte sie sich zwischen ungesalzenen gerösteten Mandeln, rohen gesalzenen Mandeln und rohen ungesalzenen Mandeln nicht entscheiden. Carol begutachtete, den Rücken ihr zugewandt, verschiedene Pfeffersorten.
    Ellen füllte ungesalzene Mandeln in eine Plastiktüte, da entdeckte sie Carol - noch immer mit dem Rücken zu ihr - in der Obst- und Gemüseabteilung. Sie ging ihr nach, an leuchtend roten Gala-Äpfeln und Golden Delicious vorbei, die man zu einer ägyptischen Pyramide aufgetürmt hatte. Sie

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