Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fatal - Roman

Titel: Fatal - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
eine Abzweigung, dann fuhr sie über einen Damm, auf dem weniger Verkehr war. Sie überquerten eine Landzunge, fuhren an Apartmenttürmen vorbei und kamen in eine Vorstadtsiedlung mit gestutzten Hecken und Blumenbeeten. Herrchen und Frauchen führten ihre Hunde aus, ein junger Mann fuhr mit einem Klapprad auf dem Gehweg, eine Frau schleppte Wasserflaschen in eine Garage.
    Carol bog nach links ab. Jetzt war nur noch ein Wagen zwischen beiden. »Bridges« stand auf einem Schild
mit einer gemalten Wassermelone. Es wies den Weg zu einem niedrigen, von einer Hecke abgeschirmten Gebäude mit rotem Ziegeldach. Wahrscheinlich eine Schönheitsfarm oder ein Spa, vermutete Ellen. Doch dann sah sie überrascht, dass sich vor dem Eingang eine Gruppe von Kindern versammelt hatte. Keines der Kinder war älter als fünf Jahre. Sie schnürten ihre Rucksäcke. Frauen, wahrscheinlich Kindergärtnerinnen, halfen ihnen dabei.
    Hatte Will einen Bruder? Oder eine Schwester? Nicht nur eine Katze?
    Die Kindergärtnerinnen brachten die Kinder zu den wartenden Wagen und winkten ihnen zum Abschied zu. Nie war es Ellen in den Sinn gekommen, dass die Bravermans noch ein Kind haben könnten. Auf ihrer Website wurden keine Geschwister Timothys erwähnt. Vielleicht verschwiegen sie das zweite Kind aus Sicherheitsgründen?
    Carols Wagen fuhr um das Gebäude herum auf den Parkplatz. Dann stieg Carol aus und lief mit einer schwarzen Sporttasche in der Hand auf den Eingang zu. Die Kindergärtnerinnen begrüßten sie herzlich, und sie redeten fröhlich miteinander. Ellen konnte kein Wort verstehen.
    Sie fuhr ebenfalls auf den Parkplatz und wendete. Sie wollte freie Sicht auf den Eingang haben, um Carol mit ihrem Kind beobachten zu können.
    Bevor sie den Motor abstellte, öffnete sie die Wagenfenster. Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte 14 Uhr 55. Wann wurden die Kinder hier abgeholt? In Wills Kindergarten gab es keine einheitliche Abholregelung.
    Aber dieser Kindergarten war viel schöner.
    Gegen 15 Uhr 15 wurde die Hitze unerträglich. Das
Top klebte auf der Haut, und es war ihr so heiß, dass sie am liebsten alle Kleider ausgezogen hätte. Gegen 15 Uhr 30 rollte sie sich die Jeans bis über die Knie hoch. Die Haare band sie mit einer Spange zusammen, die sie in ihrer Tasche gefunden hatte. Sie starrte auf den Eingang und wartete. Gab es dort drinnen Kinder, die noch nicht abgeholt worden waren? Um 15 Uhr 45 hatte sie das ungute Gefühl, die Bügel ihrer Sonnenbrille würden demnächst schmelzen.
    Wann, wenn nicht jetzt?
    Sie stieg aus und ging zum Eingang. Eine kräftige Brise wehte über den Parkplatz. Keine Menschenseele war zu sehen. Die Eingangstür war verschlossen. »Besucher bitte beim Sekretariat melden«, stand auf einem Schild. Ellen drückte den Kopf gegen die Scheibe und erkannte die Umrisse eines großen Vorraums. Der Boden war gefliest. An der rechten Wand hing ein schwarzes Brett. Links war der Eingang zu einem gläsernen Büro. Von Carol keine Spur.
    Sie drückte auf den Klingelknopf. Eine Computerstimme fragte: »Was wünschen Sie?«
    »Ich bin neu hier in der Gegend und würde mir gern den Kindergarten ansehen.«
    »Kommen Sie herein. Das Büro ist links.« Mit einem lauten Summton öffnete sich die Tür. Eine schlanke, gut aussehende Frau mit dunklen Locken kam Ellen aus dem Büro entgegen. Sie streckte ihr lächelnd die Hand entgegen.
    »Herzlich willkommen bei Bridges. Ich bin Maura Callan, die stellvertretende Leiterin.« In ihrem pinkfarbenen Top, ihrer weißen Hose und den hellblauen flachen Schuhen machte sie eine gute Figur.

    Ellen gab ihr die Hand. »Mein Name ist Janice Davis. Ich interessiere mich für Ihren Kindergarten.«
    »Sehr schön. Haben Sie einen Termin?«
    »Leider nicht.« Ob Carol wohl in einem der Zimmer war? »Mein Mann und ich werden hierherziehen. Deshalb möchte ich mir die Kindergärten in der Gegend ansehen.«
    »Ich verstehe.« Maura sah auf ihre winzige goldene Armbanduhr. »Für eine Besichtigung und ein Informationsgespräch reicht die Zeit nicht. Machen wir einen Termin aus, und Sie schauen noch einmal vorbei.«
    »Ich weiß noch nicht, wann ich wieder hier bin. Wie wäre es mit einer kurzen Besichtigung, und Sie erklären mir währenddessen das Wichtigste?«
    »Gut.« Maura lächelte. »Sie sind bestimmt aus New York.«
    Sehr schön . »Wie haben Sie das herausgefunden?«
    »Dort muss alles schnell gehen, das weiß ich. Wenn Sie eine Woche hier leben, wird sich das ändern.« Die Zartheit ihrer

Weitere Kostenlose Bücher