Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Brahim wunderte sich über die herausfordernde Unfreundlichkeit in ihrer Stimme. Er war sich keiner Schuld bewusst, und es machte ihn unwirsch. »Ich möchte wirklich wissen, weswegen Ihr mir ständig Fragen stellt, während Ihr Alsa nicht ein einziges Mal unterbrochen habt!«
    Soscha zeigte keinerlei Regung. »Brahim, Ihr seid ein Schüler, kein Hajduk mehr. Ihr habt nicht länger das Sagen gegenüber anderen«, hielt sie ihm deutlich seine Stellung vor Augen. »Ihr werdet demnach weiterhin so freundlich sein, meine Neugierde zu stillen, ohne dass ich Euch irgendetwas erklären müsste.«
    Perdor trank von seinem Tee und verhielt sich vollkommen still; dabei ließ er Alsa nicht aus den Augen. Sie schien vom Tonfall ihrer künftigen Lehrerin verstört zu sein. Brahim biss die Zähne zusammen und nickte, dann fuhr er mit der Erzählung fort - und kam nicht weit.
    »Ihr habt Euch zu einem Nickerchen an einen Baum gelehnt, obwohl Ihr die Garnison vor Augen hattet?« Soschas Antlitz zeigte ein unerklärliches Leuchten, als sei sie auf die Lösung eines Rätsels gestoßen. »Hattet Ihr nicht erwähnt, dass es eisig kalt war?«
    »Ich trug dicke Sachen...« Brahim zögerte.
    »Dicke Sachen, die durch und durch nass waren und am Leib frieren würden«, stellte sie richtig und sah triumphierend zu Perdor. »Wie lange habt Ihr gedöst?«
    »Nicht mehr als ein paar Augenblicke lang, sonst wäre ich ja erfroren«, gab er zurück. »Ich schleppte mich bei Sonnenaufgang vor die Tore der Garnison und entkam knapp dem Tod.« Er rieb sich über die Arme. »Obwohl ich schwitze, ist mir selbst heute noch nicht richtig warm. Jedenfalls bilde ich mir das ein.«
    Soscha sah ihn an, danach schaute sie zu Perdor. »Er weiß es nicht, Majestät.«
    Der König legte die Hände zusammen und tippte sich mit den
    Spitzen gegen den Mund. »Herrje, herrje«, war alles, was er von
    sich gab, und er schenkte Brahim einen mitleidigen Blick.
    »Was weiß ich nicht?«, donnerte Brahim und stand auf, der Stuhl kippte und fiel mit einem Krachen zu Boden.
    Perdor hielt die hereinstürmenden Wachen mit einer Handbewegung auf. »Wir müssen es ihm sagen«, richtete er das Wort an Soscha.
    Sie nickte, ihre Lippen waren schmal. »Ihr schwitzt nicht, weil Euch die Hitze zu schaffen macht, Brahim, sondern weil Euer Körper das Wasser ausstößt. Ihr seid im Begriff auszutrocknen. Ihr werdet bemerkt haben, dass Ihr Gewicht verloren habt, Euer Appetit hat nachgelassen, stimmt es?«
    »Ich bemühe mich, weniger zu essen...« Brahim schluckte. »Was ist mit mir geschehen?«
    Soscha deutete auf ihn. »Als Ihr im Wald vor der Garnison ein kleines Schläfchen gemacht habt, seid Ihr gestorben. Erfroren.« Sie neigte sich nach vorn. »Jetzt seid Ihr dabei, Euch in einen Nekromanten zu verwandeln.«
    »Was?«, kam es schrill aus seinem Mund, und er schwankte. Alsa starrte ihn von unten herauf an. »Ihr irrt Euch...«
    »Eure Aura kann mich nicht belügen, so sehr ich mir wünschte, dass es anders wäre«, unterbrach sie ihn. »Ihr seid gestorben, und Eure Magie hat entschieden, Euch nicht sterben zu lassen. Also hat sie Eure Seele im toten Körper behalten und ihm falsches Leben gegeben.«
    Brahims Beine gaben nach, er sackte schwer auf den umgestürzten Stuhl und hob die Arme. Ungläubig betrachtete er seine Finger, bewegte sie. »Aber wieso...«, raunte er. »Wieso ich?«
    »Die Magie hat ihren eigenen Willen. Noch ist es uns nicht möglich, sie nach ihren Gründen zu fragen, doch das wollen wir an der Universität ändern«, sagte sie und nahm die Schärfe aus ihrer Stimme. »Ich entschuldige mich für meinen Ton, aber ich hatte in den letzten Jahren zu viele schlechte Erfahrungen mit Euresgleichen gemacht...«
    »Euresgleichen!«, schrie Brahim. »Ich will kein Untoter sein!«
    Er sprang auf und kam auf sie zu. »Tut etwas dagegen! Ihr seid
    doch ...«
    »Ich bin kein Mensch mehr, Fidostoi. Ich wurde Opfer einer Nekromantin, und was Ihr vor Euch seht, ist nichts weiter als eine
    Seele.«
    »Deswegen meintet Ihr, die Ausbildung werde anders verlaufen«, flüsterte Alsa, die bleich wie ein Leintuch geworden war. Sie stand auf und berührte Brahim an der Schulter. »Ich werde Euch helfen, gegen den Fluch anzukämpfen. Wir forschen, damit Ihr Euer altes Leben zurückbekommt.«
    Er wandte sich zu ihr um und strich ihr über den Schopf. »Was für eine nette junge Frau«, sagte er gerührt und beruhigte seine Wut; zurück blieben Angst und Verzweiflung. Valeria hatte

Weitere Kostenlose Bücher