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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Lodrik und seine Freunde vorher um die freien Seelen kümmern, die ich gesehen habe.«
    »Sie wandeln immer noch umher.« Kalkaya überlief es kalt. Sie hatte ebenfalls eine Reise außerhalb ihres Körpers unternommen, um das flirrende, gewaltige Gebilde zu betrachten. »Etwas Schreckliches führt sie an und scheint sie gleichzeitig nicht kontrollieren zu können. Nicht, wie es ein Nekromant vermochte.«
    »Es soll vorerst nicht unsere Sorge sein.« Vahidin hatte eine
    Vermutung, was sich hinter dem Anführer der freien Seelen verbarg. Noch immer hatte er die See nicht aus den Augen gelassen
    und sah ein Schiff in vier Warst Abstand an der Küste vorbeiziehen, es lag voll im Wind und segelte mit hoher Geschwindigkeit. »Wir kümmern uns darum, wieder ein Heer aufzubauen.« Er sah über die Schulter nach dem Leuchtturm, in dem Unda auf sie wartete.
    Auf dem Dach saßen drei Modrak und achteten auf die hügelige Umgebung. Niemand konnte sich ungesehen nähern, seine
    Verbündeten wachten Tag und Nacht.
    Neben dem Turm stand die Hütte des Wärters, die sie lediglich als Lagerraum nutzten. Sie bevorzugten es, sich in den beiden oberen Stockwerken des Turmes aufzuhalten. So war man den Geistern des Windes näher als am Boden.
    Er stand auf und half Kalkaya auf die Beine. Nebeneinander liefen sie auf dem ausgetretenen Pfad, der sich am Turm vorbei weiter nach Norden erstreckte, zurück zu ihrer kargen Bleibe und betraten den Vorraum, in dem sich die Stufen nach oben wanden. Vahidin ging voran.
    »Fünfhunderteinundzwanzig«, atmete Kalkaya schwer und lachte dennoch. »Es stählt die Muskeln ungemein, wenn man den Weg mehrmals täglich geht.«
    »Sicherlich. Es tut uns gut.« Vahidin öffnete die Tür zum großen Aufenthaltsraum, der im Durchmesser zehn Schritte maß. Es gab Betten, einen kleinen Herd, Fässer, um das Regenwasser aufzufangen und sogar einen Abort. Über ihnen befand sich der gläserne Raum mit dem Leuchtfeuer, das von Petroleum und Tran genährt wurde. Sie entzündeten es jede Nacht, um den Eindruck zu erhalten, der Wärter sei noch immer auf seinem Posten.
    Vahidin sah zum Herd, auf dem das Essen brodelte; es roch nach angebrannter Linsensuppe.
    »Unda?«, rief er fragend und zog den Kessel mit dem Schürhaken von der Platte.
    »Kochen kann sie einfach nicht«, kommentierte Kalkaya den Misserfolg stichelnd und wandte sich zur Treppe, die nach oben
    führte. »Ich wette, dass sie oben auf dem Turm sitzt und sich wieder mit den Windgeistern beschäftigt.«
    »Sieh nach ihr. Wir essen, was übrig geblieben ist.« Vahidin nahm drei Teller und füllte sie mit der Kelle, ohne umzurühren, damit das Angebrannte am Boden haften blieb. Er stellte die Teller auf den Tisch, danach folgten Brot, Messer und Schneidbrett. »Kinder, was treibt ihr?« Vahidin lief zur Treppe und schaute hinauf. »Unda, Kalkaya, kommt!«, rief er und ließ seinen Unmut durchklingen. Das sollte genügen, um die Töchter anzutreiben.
    Es blieb still.
    Flüssigkeit troff unvermittelt von oben herab und traf ihn ins Gesicht sowie auf die Schulter. Sie war warm und stank.
    Vahidin wischte sie sich aus den Augen und betrachtete sie. »Modrakblut?«, murmelte er. »Was, bei dem Gebrannten, tun sie?« Er eilte die Treppen hinauf und betrat den gläsernen Raum. Die kleinen Scheiben waren teilweise angelaufen und von der Witterung arg mitgenommen, sodass er die Umgebung außerhalb des Raumes nur verschwommen sah. Die Böen pfiffen um die Kanten, mal säuselten sie, mal klangen sie bedrohlich, um gleich darauf wieder abzuflachen. Er stapfte durch den See aus Modrakblut auf die halb geöffnete Tür zu, die hinaus auf die Balustrade führte. Vorsichtshalber zog er sein Schwert, bevor er sie aufstieß und hinaussprang. In einer Höhe von fünfzig Schritten pfiff ein ungestümer Wind und riss an seiner Kleidung sowie an seinen Haaren. Sie raubten ihm die Sicht, und er musste sie mit der Hand zurückstreichen und sich umdrehen. »Kalkaya?«
    Vahidin pirschte los und folgte dem Blutstrom am Boden; er vernahm leises Flügelschlagen und stand plötzlich vor einem enthaupteten Modraktorso. Die ledernen Flügel zitterten, falteten sich auseinander und wieder zusammen, die krallenbewehrten Klauen krampften und schnappten nach einem unsichtbaren Feind.
    »Unda?«, rief Vahidin nun wahrhaftig besorgt und eilte los, um das Gebäude gänzlich zu umrunden. Er fand die sterblichen Überreste der beiden anderen Modrak, aber nichts von seinen Töchtern. Voller dunkler

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