Fatales Vermächtnis
Vorahnungen lehnte er sich über die Brüstung
und schaute hinunter ins Meer.
Siedend heiß durchfuhr es ihn: Unten, in der Brandung, schwappten zwei helle Punkte und wurden soeben wieder gegen die Klippen geschmettert!
»Nein«, kam es brüchig aus seinem Mund, und er hielt sich an den Steinen fest. Die Tiefe wollte auch ihn ansaugen und hinab ziehen ...
»Es ist schon merkwürdig«, sagte eine vertraute Stimme über ihm. Vahidin drehte sich um und sah Lodrik mit blutigem Schwert auf dem kupferbeschlagenen Dach der Leuchtturmkammer stehen. »Wie viele Schicksale um mich herum durch Verrat entschieden werden statt durch einen ehrenhaften Kampf.« Er deutete nach unten in die See. »Die Modrak haben einmal mehr die Seiten gewechselt, Vahidin. Es war ein Fehler, ihnen zu vertrauen.«
Vahidin antwortete mit einem magischen Strahl, doch Lodrik wich der dunkelrot-schwarzen Energie aus.
Ein Schwall stinkender, zäher Flüssigkeit ergoss sich von oben auf Vahidin, es brannte in den Augen und schmeckte furchtbar. Der Geruch verriet, womit er getränkt worden war.
»Petroleum und Tran«, hörte er Lodrik rufen, der sich nicht zeigte. »Du wirst den Schiffen als lebendige Fackel den Weg weisen, Kind eines Scheusals. Damit ist der Fluch, den ich dem Land gebracht habe, unwiderruflich gebrochen.«
Vahidin verfiel in Kopflosigkeit. Er durchlöcherte die gläserne Kammer mit magischen Attacken, bis das Dach einstürzte, doch Lodrik sah er nicht. »Wo steckst du, Bardric ?«, brüllte er und jagte Blitze in den Schutt.
Sämtliche Kontrolle war ihm entglitten, und die Mächte, die er einsetzte, wirkten viel zu stark. Sie frästen sich nicht nur durch die Trümmer, sondern zerschlugen auch den Stein darunter und schufen gewaltige Löcher. Stücke des Turmes brachen heraus und
rauschten in die Tiefe. Berstend schlugen sie ein, und ein deutliches Rütteln durchlief das Bauwerk. Vahidin bemerkte es nicht in seinem Verlangen nach Rache. Strahl um Strahl fegte alles beiseite, der Boden brach großflächig ein und senkte sich in den Aufenthaltsraum ab. Staub flog in die Höhe und brachte ihn zum Husten. »Wo bist du, Mörder?« Vahidin weinte, und die Tränen zogen Spuren auf dem schmutzigen Antlitz.
»Hier«, sagte Lodrik neben ihm und versetzte ihm einen Schlag mit dem Schwertknauf gegen die Stirn, so fest er nur konnte. Der junge Mann fiel nieder. »Ich hing außen am Turm und habe gewartet, bis du dich ausgetobt hast.« Wieder schlug er zu, dieses Mal zertrümmerte er Vahidin die Nase. Er wollte sichergehen, dass dieser sich nicht mehr genügend konzentrieren konnte, um seine Kräfte zum Einsatz zu bringen. Er nahm Feuerstein und Stahl hervor und hielt sie knapp über die Kleidung seines Feindes. »Vergehe zu Asche und kehre niemals mehr wieder, Sohn des Ischozar!«
Der Turm sackte auf der linken Seite nach unten, ein reibendes Geräusch erklang. Vahidin hob um Gnade flehend eine Hand. »Ihr braucht mich aber. Sonst besitzt niemand die Macht, um Zvatochna aufzuhalten.«
Lodrik lachte. »Sie ist bereits tot, Vahidin.«
»Aber ich sah ihre Seele inmitten einer gewaltigen Wolke aus anderen Seelen«, ächzte er und hustete erneut. »Ihr habt vielleicht ihren Körper vernichtet, doch das Schlimmste von ihr habt ihr in die Welt hinausgeschickt.« Er hustete. »Ich bin das Gegenmittel, Bardric. Wie töricht bist du, die einzige Aussicht auf Erfolg gegen deine Tochter zu vernichten?«
»Mit Lügen kommst du bei mir nicht weit.« Lodrik rieb mit dem Stahl über den Stein, und die ersten Funken flogen. Sie genügten aber nicht, um das Petroleum in Brand zu stecken, der Staub hatte ein Großteil der Flüssigkeit gebunden.
Lodrik versetzte Vahidin einen weiteren Schlag, sodass er die Augen verdrehte, und ging hinüber zur zerstörten Leuchtturmlampe.
111
Im unteren Teil schwamm noch etwas von dem Petroleumgemisch. Er riss die Überreste aus der Verankerung und kippte sie Vahidin über, der prustete und aufstöhnte. »Jetzt wird es etwas mit dem Feuer.«
Stahl und Stein rieben übereinander, die Funken flogen I und entfachten einen Brand, der sich langsam, doch beständig über Vahidins Leib ausbreitete.
Lodrik trat zurück und sah zufrieden zu, wie sich die Flammen über den jungen Mann hermachten. Sie fraßen sich durch die Kleidung, die sich in verkohlten Stoff verwandelte und zu Asche verging. Vahidin schrie und zappelte und versuchte aufzustehen.
»Bleib und verbrenne!« Lodrik riss eine Strebe aus dem Schutt und schlug
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