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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zum Strand zurück«, sagte er zu Treskor und erlaubte sich, etwas von der Anspannung abzulegen, die jegliches Grübeln über seine Lage zurückgedrängt hatte. Kaum ließ sie nach, sah er wieder das schöne Gesicht seiner verzweifelten Geliebten vor sich, die seine Unterstützung gegen den Dämon in ihrem Inneren dringend benötigte.
    Die Vergangenheit war lebendig geworden und wollte sich wiederholen. Nerestro von Kuraschka, sein Ziehvater, hatte Estras Mutter aufgegeben und sie alleingelassen. Im Stich gelassen. Tokaro hatte Estra jedoch geschworen, sie nicht aufzugeben, und daran würde er sich halten. Sinnierend kehrte er an den Strand zurück und ritt in die
    andere Richtung.
    Vielleicht hatte es die Mannschaft der Galeere angesichts der sterbenden Stadt vorgezogen, mit den Beibooten weiter zu rudern, bis sie in sicheres Gebiet gelangten. Aber gab es das noch? Die Rauchsäulen, die allerorten in den schwarzen Himmel wuchsen, sprachen dagegen. Gegen Abend erreichte er eine Sackgasse.
    Die schwarzen Klippen schoben sich vor bis zum Wasser, und unmittelbar zu deren Füßen fiel der Strand steil ab. Ein starker Wind erhob sich und peitschte das Meer auf; die Brandung erlaubte es Ihm nicht das Hindernis zu um schwimmen.
    Tokaro sammelte Treibgut ein und entfachte im Schutz eines Felsüberhangs ein Feuer, das ihm Wärme und Licht spendete; für ihn gab es ein karges Mahl aus Brot und Wasser, der Hengst fraß die spärlichen Halme, die er in der Nähe der Unterkunft Kind - da hob er ruckartig den Kopf und schnaubte warnend.
    »Wer da?« Tokaro packte Schild und Speer, stand auf und schaute in die Dunkelheit. Ein riesiger Umriss trat in den Lichtschein und offenbarte sich. Gän!
    Die gewaltige Kreatur war unverwechselbar erst recht in diesem Teil Kalisstrons, wo man Sumpfkreaturen nicht kannte. Seim weißen Augen mit den schwarzen Doppelpupillen waren auf den Ritter gerichtet, er wirkte unsicher.
    Gän hatte seine Rüstung angelegt, an der Algen wie große, feuchte Blätter hafteten, und trug seinen massiven, vier Schritt langen Speer. An der Seite seines Gürtels baumelte die geraubte aldoreelische Klinge. Demütig senkte er den Kopf, die beiden langen der insgesamt vier Homer surrten leise, und langsam ging er auf die Knie.
    Zuallererst freute sich Tokaro, den Nimmersatten lebend vor sich zu sehen. Erst nach einigen Lidschlägen wurde ihm wieder bewusst, dass er den Räuber seines Schwertes vor sich hatte, und er senkte seinen Speer nicht.
    »Du weißt, was du mit deiner Tat angerichtet hast?«, sprach er düster zur Begrüßung. »Wegen dir sind Männer gestorben, ein
    Schiff ist gesunken, und nur Angor weiß, was sich in der Zwischenzeit auf Ulldart ereignet!«
    »Meine Schuld ist groß«, nickte Gän. »Doch hätte ich es nicht getan, würden die Qwor unaufhörlich über Kalisstron herfallen und es auslöschen. Niemand vermag ihnen Einhalt zu gebieten, und wie ich an Euren Spuren sah, habt Ihr Bardhasdronda bereits gesehen. Was sagt Ihr dazu, Herr Ritter?«
    Tokaro behielt seinen ernsten Blick bei. Der Nimmersatte musste begreifen, dass er seinem Ziel, ein Ritter Angors zu werden, schwer geschadet hatte. »Du hast mich bestohlen und Estra niedergeschlagen, um an das Amulett zu gelangen. So handelt kein Ritter!«
    Gän senkte die Augen und löste die Befestigung der aldoreelischen Klinge am Gürtel, dann hielt er sie Tokaro hin. »Ich gestehe, dass ich nicht rechtmäßig gehandelt habe, doch ich tat es aus einer hehren Absicht heraus. Gleichzeitig müsst Ihr Euch den Vorwurf gefallen lassen, Schutzbedürftigen aus eigensüchtigen Gründen den Beistand verweigert zu haben. So handelt auch kein Ritter.« Er sagte es voller Überzeugung und Aufrichtigkeit.
    Tokaro nahm sein Schwert und sah Gän nachdenklich an. Die Worte beinhalteten eine schmerzende Wahrheit. »Wir beide haben Unrecht getan. Deines wiegt in meinen Augen schwerer: Durch den Raub der Amuletthälfte bringst du ganz Ulldart in Gefahr. Die Nicti erkennen Estra nur als ihre Gebieterin an, wenn sie den Schmuck in Gänze trägt, und nur dann werden sie ihren Befehlen gehorchen.« Er schob die Speerspitze unter das Kinn des Nimmersatten und schob es nach oben, um ihm in die leuchtenden Augen zu schauen. »Wir haben ein halbes Jahr, um ein Unglück abzuwehren, sonst bricht ein Sturm los.« Er reckte die Hand. »Gib mir das Amulett, und dann suchen wir Estra.«
    Gän atmete tief ein. »Ich habe es nicht, Herr Ritter«, sagte er gequält. Tokaros Herz schlug

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