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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dunklen Sand hinauf, bis er sich schwankend erhob und keuchend umschaute. Seine Linke fuhr unwillkürlich über den Schädel, der bis auf den bürstenkurzen braunen Haarstreifen obenauf kahl war, und wischte das Wasser heraus.
    Vor ihm ragten schwarze Felsen in die Höhe, darauf standen die Überreste eines Turmes, aus dem schwache Qualmwolken aufstiegen; weitere dickere Rauschschwaden, die er bereits von Deck aus gesehen hatte, erhoben sich landeinwärts. Bardhasdronda stand in Flammen, und wenn er das Gebrüll vor dem Zerbersten des Schiffsrumpfes richtig vernommen hatte, traf die Qwor die Schuld daran. Tokaro sah an sich hinab. Er trug nichts am Leib als seine Wäsche und einen wattierten Waffenrock. Seine kostbare Rüstung und alles, was er auf das Schiff mitgenommen hatte, lagen längst auf dem Grund des Meeres. Was mochte mit seinen Begleitern und mit Estra sein g Er weigerte sich zu glauben, dass er der einzige Überlebende war.
    Bevor er sich weitere Gedanken machen konnte, brachten ihn ein lautes Wiehern und das Trappeln von Hufen dazu, sich nach rechts zu wenden. »Treskor!«, rief er freudig und sah den weißen Hengst auf sich zu preschen. »Wenigstens du bist mir geblieben.«
    Er ging dem Pferd entgegen, streichelte den nassen Hals und die weichen Nüstern, dann schwang er sich auf den Rücken. »Gehen wir nachschauen, was in der Stadt geschehen ist.« Treskor trabte los. Tokaro glaubte fest daran, dort auf die Überlebenden des Schiffsunglückes zu stoßen. Der Grund dafür lag auf der Hand: Die Galeere war vorher schon verlassen gewesen, wahrscheinlich hatten sich die Matrosen mit den Beibooten abgesetzt, als sich die Kollision mit dem Riff abgezeichnet hatte. Ihn hatten sie einfach vergessen, sagte er sich.
    Doch die Selbstlüge fiel ihm nicht leicht. Unvermittelt sah er die veränderte Estra vor seinem inneren Auge, die über ihn hergefallen war. Er schauderte, als er sich an die leuchtenden Augen und die langen Zähne erinnerte. Ein Ungeheuer, wie einst ihre Mutter. »Es war ein Traum«, murmelte er und verdrängte die Erinnerung an das mit Blutspuren übersäte Deck. Estra durfte damit nichts zu tun haben.
    Der Himmel über ihnen war schwarz, die Wolken wälzten umeinander, und in ihrem Inneren leuchtete es auf, ohne dass Donner ertönte. Dafür erklang gelegentlich ein weit entferntes Brüllen, das Tokaro einem Qwor zuordnete.
    Kein auf Ulldart bekanntes Tier erzeugte ähnliche Laute, und am nervösen Ohrenspiel des Hengstes erkannte er, dass es auch ihm zu schaffen machte; bei aller Treue und Unerschütterlichkeit im Kampf waren dem Hengst die Geräusche nicht geheuer.
    Sie näherten sich der Stadt, und die Ausmaße der Zerstörung wurden nun erst richtig ersichtlich. Ein Viertel der Gebäude brannte noch immer, andere wirkten, als seien sie von Giganten eingerissen oder achtlos zur Seite gefegt worden.
    »Angor behüte uns. Welche Mächte besitzen diese Wesen? Jetzt müssen wir vorsichtig sein«, sagte Tokaro zu Treskor und lenkte ihn durch das Stadttor in das Gassengewirr hinein. Schutt und Trümmer lagen auf dem Kopfsteinpflaster, die Steine zeigten glasige Riefen und Abdrücke, sogar die dicken Balken der Fachwerkhäuser waren zerbrochen.
    Bei allem Durcheinander hatte Tokaro noch keine Leichen gesehen, anscheinend hatten sich die Bewohner rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Hatte der Qwor deswegen derart gewütet, weil er kein Futter vorfand?
    »Hallo?«, wagte Tokaro den Ruf. »Jemand da?«
    Treskor schnaubte, die Nüstern blähten sich ohne Unterlass. Es war offenkundig, dass er die zerstörte Stadt verlassen wollte. Hier brachte ihm seine Geschwindigkeit nichts, falls sie vor einem Qwor flüchten mussten.
    Tokaro erreichte das andere Ende Bardhasdrondas. In einem zur Hälfte zerschmetterten Turm erspähte er Waffen, Rüstungen und Schilde. Er rutschte zu Boden, warf sich ein knielanges Kettenhemd über, gürtete sich und nahm ein Schwert sowie Schild und Helm an sich; ein Speer machte sein Arsenal vollständig. Das Gewicht auf seinen Schultern und der Schaft in der Hand gaben ihm Sicherheit.
    Etwas mehr wie ein Ritter ausgestattet, wenn auch nicht standesgemäß wie ein Tokaro von Kuraschka, setzte er die Erkundung fort.
    Doch so sehr er suchte, er fand keine Menschenseele. Die Stadt war aufgegeben. Für Tokaro bedeutete es, dass er weiterreiten musste. Er nahm er sich Kleider, Proviant und andere brauchbare Dinge, die man auf einer Reise benötigte, aus den Ruinen.
    »Kehren wir

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