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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Fiorell. Das Blut stieg ihm allmählich in den Kopf. Bevor er etwas sagen konnte, wurde er unsanft auf einen Stuhl
    gesetzt; die Augenbinde blieb, wo sie war. »Ich muss schon anmerken: Nicht sehr freundlich, diese Begrüßung.« Er konnte das Licht, das durch viele kleine Fenster in der Wand ihm gegenüber fiel, nur undeutlich erkennen. »Wo bin ich?«
    »Wo Ihr sein wolltet«, bekam er zur Antwort; der Mann stand umittelbar neben ihm. »Ihr seid wirklich der Gesandte von König Perdor, man hat Euch als solchen erkannt. Dennoch ist es Euch nicht erlaubt, was Ihr getan habt.«
    »Das bedeutet, dass ich meinen Erfolg mit dem Tod bezahle?«
    »Wie der Führer, den Ihr dabei hattet, ja.« Der Mann klang unbeeindruckt. »Sein Tod geht Euch zu Lasten. Freiwillig wäre er niemals auf den Gedanken gekommen, nach uns zu suchen.«
    »Nun, wenn ich schon sterbe, dann will ich Euch sagen, dass sich Heerscharen ins Gatronn-Gebirge aufmachen werden, um den Orden der Schwarzen Sichel ein zweites Mal zu vernichten.« Er spürte noch immer einen Windhauch, als ziehe es pausenlos in den Räumen.
    »Man würde Eure Leiche nicht hier finden, Fiorell, sondern weit entfernt«, lachte der Mann. »Und unsere Festung wird von keinem Heer eingenommen werden.«
    »Mein Herr hat Magier...«
    »Nicht mehr ganz so viele wie vorher. Es hat sich etwas ereignet, das nichts mit uns zu tun hatte. Wir kamen zu spät, um es zu verhindern.« An den Geräuschen erkannte Fiorell, dass sich der Mann ihm gegenüber setzte. »Doch zurück zu dem Grund Eures Kommens: Was wollt Ihr?«
    »Spielt das noch eine Rolle?«
    Der Mann lachte. »Das entscheiden wir, wenn wir Euch angehört haben. Nur heraus mit der Sprache.«
    Fiorell bewegte die gefesselten Hände auf dem Rücken behutsam und löste die Bänder Stückchen für Stückchen; bald wäre er frei - aber was brachte ihm das in der Festung der besten Meuchler des Kontinents? »König Perdor bittet Euch um Mithilfe.«
    »Wie viel?«
    »Wie viel? Wie viel was?«, wiederholte Fiorell. »Die Bezahlung, Herr Spion. Wir arbeiten gegen Bezahlung.« »Oder aber es wäre so bedeutsam für die Zukunft von Ulldart, dass Ihr es ohne Entgelt tun würdet, so wie Ihr die Könige und
    Königinnen beschützt«, ergänzte er listig. Es machte nichts, dass der Orden sah, wie schnell sich die Kunde von den fragwürdigen
    Leibwächtern herumsprach. »Lasst hören, was der König möchte.«
    »Ein Heer wird gegen die Nicti ziehen, um sie in Kensustria aufzuhalten. Doch unsere eigentliche Feindin ist eine Frau, welche die Fremden befehligt. Sie befindet sich hinter den Reihen, und es käme Euch zu, sie zu vernichten.« Fiorell wartete, ob seine Worte eine Reaktion auslösten.
    »Diese Frau wird vermutlich schwer bewacht sein«, sprach der Mann. »Unsere Männer und Frauen sind über ganz Ulldart verteilt, es ist uns unmöglich, eine große Gruppe zu entsenden. Mehr als vier Bogenschützen und drei Meuchler würde König Perdor nicht bekommen. Es ist zudem schwierig, weil wir uns als Menschen nicht unerkannt unter die Nicti mischen können.«
    »Ist das keine Herausforderung?« Fiorell packte den Orden bei der Ehre - oder zumindest versuchte er es.
    Der Mann lachte. »Für uns zählt in erster Linie die Bezahlung, und dazu habe ich noch gar nichts vernommen, Fiorell.«
    »Ich soll Euch eintausend Iurd-Kronen bieten. Für jeden Mörder, den Ihr entsendet, um die Königin der Nicti zu töten,« Fiorell vernahm eine leise, unverständliche Unterhaltung.
    »Wir haben eine bessere Lösung: eine Grafschaft. Oder ein Herzogtum. In Ilfaris«, sagte der Mann.
    »Niemand wird es betreten dürfen, und wir bezahlen König Perdor Abgaben und Steuern wie alle anderen Adligen in seinem Königreich.«
    »Ich weiß nicht...«
    »Es gibt keine Verhandlungen, Fiorell. Entweder das, oder es
    erfolgt keine Unterstützung. Wir sind nicht so uneigennützig, wie Ihr denkt. Und herausfordern, indem man unsere Ehre anzweifelt, lassen wir uns nicht«, erwiderte der Mann ruhig, doch mit großer Souveränität. »Wir wissen, welchen Stellenwert Ihr bei Perdor besitzt. Gebt uns Euer Wort, dass unsere Forderung erfüllt wird, und wir geben Euch die tödlichste Eskorte mit zurück nach Ammtara, die auf Ulldart existiert.«
    Fiorell hatte keine Wahl, als sich vom Orden erpressen zu lassen - und er willigte ein. Die Fesseln wurden ihm gelöst, und ein Federkiel wurde ihm zwischen die Finger der rechten Hand gedrückt. »Dann stehen unsere Leute Euch zur Verfügung.

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