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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Unterschreibt das Papier.«
    »Blind?«, meinte Fiorell.
    »Ihr schafft es, ohne hinzusehen. Euren Namen werdet Ihr noch schreiben können, nehme ich an.« Als Fiorell unterschrieben hatte, wurde er gepackt und auf die Beine gestellt. »Wir bringen Euch zurück, zum Fuß des Gatronn-Gebirges. Dort werdet Ihr auf Eure Begleiter treffen. Sie werden sich nicht mit Euch unterhalten und keine Fragen zum Orden beantworten. Weder Geld noch Folter lösen ihre Zungen, also spart Euch die Mühe. Vinteras Gnade möge Euch treffen, Fiorell.«
    »Solange es nicht ihre Sichel ist«, grummelte er und ließ sich abführen. Man hatte ihn nicht mehr gebunden, und er massierte die Hände, um den Blutfluss in Gang zu bringen. Wieder lief er. durch Gänge und Zimmer, so vermutete er. Überall zog es, doch es war recht warme Luft, wärmer als diejenige, die er bei seiner Wanderung um die Nase gehabt hatte. Sie roch nach Wald, nach feuchtem Moos und Herbstblumen, was in den hohen Bergen unmöglich sein konnte. Nicht im Gatronn-Gebirge.
    Fiorell hatte beschlossen, ein Wagnis einzugehen. Er stolperte absichtlich und ließ sich gegen einen seiner Begleiter fallen; dabei streifte er sich die Augenbinde kaum sichtbar nach oben, sodass er einen winzigen Spalt bekam, um hindurchzuspähen.
    Der Hofnarr staunte.
    Sie befanden sich in einer riesigen Felsenhalle, an deren Wände mehrere Menschen mit Seilen gesichert hingen und das Klettern übten; nicht weit von ihnen entfernt gab ein Mann einer Gruppe Unterricht in einer Art Faustkampf, wie ihn Fiorell noch nicht gesehen hatte. Außerdem waren Zielscheiben aufgestellt, in denen Wurfeisen und allerlei andere metallische Gegenstände mit scharfen, spitzen Kanten steckten.
    Fiorell ließ sich nichts anmerken.
    Sie durchquerten die Halle und gingen durch einen Korridor, der mit dicken Scheiben versehen war. Fiorell wagte einen raschen Blick hinaus I und sah lediglich Wolken. Der Himmel war strahlend blau, die Sonnen beschienen die weißen Gebilde, die filigran und massiv zugleich aussahen. Weil es keine anderen Gipfel um sie herum gab, schloss Fiorell daraus, dass sie sich auf dem höchsten Punkt befanden: auf etwa sieben Meilen! So weit hinauf kamen keine normalen Menschen, man erstickte, wenn man den Sonnen so nahe sein wollte. Wie ist das möglich? Sie betraten eine Plattform aus gelochten Eisenblechen, auf der mehrere armlange Hebel angebracht waren. Einer seiner Bewacher, der wie die anderen eine Rüstung trug, legte einen Hebel um, und die Fahrt nach unten begann.
    Ketten rasselten, und Wind schoss durch die Löcher, wehte in den Haaren und brachte die Kleidung zum Flattern. Es roch nach Wald, Blumen und Moos ... und endlich hatte Fiorell eine Erklärung gefunden!
    »Pass auf seine Augenbinde auf«, sagte einer der Männer. Fiorell sah eine Hand auf sein Gesicht zukommen, dann wurde es wieder dunkel.
    Doch er hatte genug gesehen, um Perdor berichten zu können, dass es keine Möglichkeit gab, die Festung der Mörder mit einem Heer oder einem Handstreich einzunehmen. Eine Belagerung gewann man, indem man Mauern zum Einsturz brachte oder den
    Eingeschlossenen Wasser und Nahrungsmittel raubte.
    Fiorell war sich sicher, dass der Orden der Schwarzen Sichel von beidem im Überfluss besaß. Ihre verwundbare Stelle war eine andere: Luft.

    Kontinent Ulldart, im Norden Kensustrias, Frühwinter im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)
    Perdor erklomm die steile Leiter und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass ihm die luftige Höhe gar nicht gefiel. Da sich aber die Heerführer auf dem sechs Schritt hohen, überdachten Unterstand versammelt hatten, blieb ihm nichts anderes übrig, als hinaufzuklettern, um mit ihnen reden zu können. Sein Wams hatte er gegen einen Harnisch eingetauscht, um ein bisschen kriegerisch zu wirken.
    »Eben dachte ich noch, es sei eine Sonnenfinsternis, aber nun merke ich, dass Euer Gesäß die Taggestirne verdeckt«, kam es von hinter ihm. »Majestät, man sollte Euch...«
    »Nicht jetzt, Fiorell«, blaffte er hinab und hob warnend den Fuß. »Ich kann dir eine Abfahrt bescheren, die mit einem schmerzhaften Aufschlag deinerseits enden wird.« Er schwang sich auf die Plattform und begab sich zu den Kriegern, die in einer Linie am hölzernen Geländer standen und mit den Fernrohren hinüber zu den Stellungen der Nicti blickten. »Welch ein schöner Tag!«, rief er zur Begrüßung.
    »Es schüttet wie aus Kübeln, Majestät«, erwiderte Tuandor verwundert.
    »Doch es ist

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