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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Schultern. »Weitere Ausführungen dazu wären reine Spekulation und würden Erwartungen wecken, die ich am Ende vielleicht nicht erfüllen kann.«
    Weil ihn der Blick des ilfaritischen Königs kurz gestreift hatte, bekam Tokaro einen Verdacht: Da es keinerlei Konflikt mehr zwischen Angor und Ulldart gab, stand dem Einsatz der Hohen Schwerter nichts mehr im Weg. Es wäre für die Elitekrieger des Gottes Angor ein Unterfangen, das Ruhm und Ansehen brächte und sie endgültig von dem Vorwurf freisprechen würde, sich nicht um die Belange des Kontinents zu kümmern.
    Der junge Ritter lächelte Perdor an. »Ich melde mich freiwillig, um Bardric und Soscha beizustehen«, sagte er laut. »Die aldoreelische Klinge ist eine wunderbare Waffe, und auf sie werden der Nekromant und die Magierin trotz ihrer Kräfte nicht verzichten können.« Dass er zwei Qwor mitgebracht hatte, verschwieg er. Sie saßen im Wald nicht weit von Ammtara entfernt, angekettet unter einem Baum, und warteten auf ihn.
    Perdor lachte väterlich. »Ein wahrer Ritter, Tokaro von Kuraschka.« Er zwinkerte, und Tokaro verstand es als Andeutung, dass er sich mit seiner stillen Vermutung auf dem richtigen Weg befand.
    Kontinent Ulldart, Königreich Aldoreel, Gatronn-Gebirge, Spätherbst im Jahr g Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Fiorell keuchte, seine Beine waren schwerer als volle Kornsäcke, und die Lungen fühlten sich zu klein an. Das Atmen kostete ihn
    Mühe, also blieb er stehen und stützte sich auf seinen Wanderstab.
    »Wie weit noch?«, hechelte er und sah zu Petras, seinem Führer,
    der auch sein Gepäck schleppte.
    Petras, ein Hirte im besten Mannesalter und von klein auf im Gebirge unterwegs, grinste den Hofnarren an. »Kann ich nicht
    sagen, Herr. Wir wissen ja nicht einmal, wonach wir suchen.«
    »Nach einer alten, vergessenen Festung, mein Freund. Die wird ja wohl nicht unsichtbar sein.« Fiorell ließ sich in den Schnee sinken und betrachtete die Gipfel um sie herum; der schmale Pfad hatte sie weit nach oben geführt.
    Das steile Gatronn-Gebirge befand sich im Herzen Aldoreels und schwang sich bis zu sieben Meilen Höhe empor. Die Hänge waren zerklüftet, es fanden sich kaum Wiesen und Wälder, und entsprechend wenig Tiere gab es.
    Auch wenn das Königreich als Ulldarts Kornkammer galt, hier wuchs außer ein paar Blumen, trockenen Halmen und verkrüppelten Systra-Kiefern nichts. Dafür erhielt der Wanderer herrliche Ausblicke auf die Umgebung und die insgesamt elf Gipfel, die alle besondere Namen trugen. Fiorell wollten sie nicht einfallen und waren ihm im Augenblick auch einerlei. »Wie hoch sind wir? Ich schnaufe wie ein fettet Pferd, das einen Wettlauf gegen einen fliegenden Falken unternommen hat.«
    »Ja, wenn man es nicht gewohnt ist, macht es einem zu schaffen«, nickte Petras. »Es sollten etwas mehr als zweitausend Schritt sein. Wo lebt Ihr, Herr?«
    »Ilfaris«, keuchte er und stand auf. Es musste weitergehen.
    »Ach, das erklärt so manches«, meinte Petras verständnisvoll
    Was genau er damit meinte, sagte er Fiorell nicht, sondern marschierte weiter den verschneiten Pfad entlang. »Gehen wir, Herr. Zu meiner Jugend gab es da oben einen Vorsprung, unter den man eine Hütte gebaut hatte. Da werden wir die Nacht verbringen.«
    »Ich wollte, wir wären schon oben«, maulte Fiorell und bemühte sich, zu seinem Führer aufzuschließen.
    Der Hirte hatte keine Ahnung, was Fiorell in Wirklichkeit suchte. Perdors Spione hatten Heträl nach seinem Aufenthalt in Ulsar verfolgt und seine Spur vor dem Aufstieg ins Gatronn-Gebirge verloren. Besser gesagt, die Spione waren verschwunden und seitdem nicht mehr aufgetaucht. Daraus hatte Fiorell geschlossen, dass sich etwas in dem Gebirge befand, das die auferstandene Schwarze Sichel schützen wollte.
    Norina hatte Perdor von der Unterredung mit Heträl geschrieben und ihre Sorge geäußert. Die Vorkommnisse kurz vor dem Auftauchen der Nicti im Schlösschen von Turandei zeigten dem König deutlich, wie sehr er mit dem Orden der Mörder zu rechnen hatte. Perdor und Fiorell hatten vor der Abreise darüber gestritten, ob die Morde an den angorjanischen Bewachern ein Freundschaftsdienst oder eine indirekte Drohung darstellen sollten.
    »Hier wird es wieder flacher. Wir sind gleich bei der Hütte.« Petras ging um eine Felsnase herum und war verschwunden.
    »Ausgezeichnet«, ächzte Fiorell und schaute über die Schulter zu den Gipfeln. »Ich werde das Dickerchen auf den Pfad hetzen. Das wird ihn

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