Fatales Vermächtnis
gibt es einen Vorsprung, unter dem ich anhalten lassen werde.« Er gab den Reitern hinter sich Handzeichen.
»Ohne einen Schlachtplan anzugreifen, halte ich nicht für sinnvoll.«
Sie rasteten, und Lodrik, Soscha, Tokaro und der Anführer der Meuchler setzten sich auf den Steinen zusammen.
Soscha breitete die Karte aus und zeichnete mit Steinchen und losem Sand, wie sich die Lage darstellte.
»Wir haben einen befestigten Wachposten vor uns, es sind einhundert Nicti, zwanzig davon befinden sich auf Wache, der Rest ist in Bereitschaft. Wenn wir uns dem Holzturm nähern, werden sie uns sehen. Sie haben
eine Signalvorrichtung installiert, um ähnliche Posten in ihrer
Nähe sofort zu alarmieren.« Sie sah in die Gesichter der Männer. »Was immer wir unternehmen, sie dürfen keine Gelegenheit haben, eine Meldung abzusetzen.«
»Was für eine Vorrichtung ist das?«, wollte der Assassine
»Ihr wisst es nicht? Ich dachte, von Euch käme die Nachricht.«
Tokaro sah zu Soscha. »Habe ich etwas falsch verstanden?« »Ich habe nichts dergleichen vermeldet«, sagte der Assassine
misstrauisch.
»Du musst es ihnen sagen, Soscha. Nur ihnen. Der Rest braucht es nicht zu erfahren«, verlangte Lodrik. »Sonst wird es unnötig
verzwickt.«
Soscha ließ sich für einen Lidschlag durchscheinend werden, dann verschwand sie ganz, um gleich darauf wie eine gewöhnliche Frau vor ihnen zu sitzen. »Ich bin nichts weiter als eine Seele, die gelernt hat, sich wie ein Mensch zu geben«, erklärte sie. »Zvatochna hat meinem Leib das Leben genommen, aber meine Seele überstand den Anschlag und blieb auf Ulldart. Ich habe den Wachposten ausgekundschaftet, nicht die Schwarze Sichel.«
»Bei Angor«, sagte Tokaro betroffen und konnte nicht verhindern, dass er sie von Kopf bis Fuß
musterte. Sie wirkte wie eine gewöhnliche Frau. »Ihr habt mein Mitgefühl.«
Soscha ging nicht weiter darauf ein, es war alles gesagt. Sie blickte zum Assassinen. »Seid Ihr in der Lage, den Posten auszuschalten?«
»Es ist ein ausgedehntes Lager. In der Nacht wäre das ohne Weiteres möglich, aber tagsüber ist die Gefahr zu groß, nach den ersten Toten entdeckt zu werden.« Der Mann überlegte. »Wir können uns um die Wächter an der Signalvorrichtung sowie an den Toren kümmern, die Hohen Schwerter übernehmen den Rest.«
»Das ist ein guter Vorschlag«, stimmte Tokaro zu. »Aber wäre
es nicht besser, wenn Ihr, Bardric, ein paar Eurer Seelen ausschickt, um die Nicti zu erschrecken oder gar zu töten?«
Eine Lüge musste her, um sein Dasein als Nekromant zu
decken. »Nein, es geht nicht ohne Weiteres. Ich weiß nicht, warum es so ist, doch die Nicti sind anders als die Menschen auf Ulldart. Sie lassen sich von der Macht der Seelen nicht so beeinflussen wie
andere. Wir müssen daher auf die Hohen Schwerter...«
Hinter ihnen erklangen Schritte, und Vahidin erschien ungebeten bei ihnen. »Ich tue es«, sagte er. »Es wird nicht lange dauern. Die Bogenschützen sollen sich bereithalten, um die Nicti zu erledigen, welche mir entkommen. Es werden nicht viele sein.«
Der Assassine suchte Lodriks Blick. »Sagtet Ihr nicht, dass Seelen nicht gegen die Grünhaare wirken?«
»Ich habe nicht von Seelen gesprochen«, meinte Vahidin unfreundlich, und sein haarloses Antlitz wirkte dämonisch. Er zog sein Schwert; in der anderen Hand hielt er eine Waffe, die einen festen Stiel und ein vielschneidiges, schweres Ende besaß. »Das hier genügt.«
Tokaro lachte ihn aus. »Ihr gegen einhundert Nicti, Tarmov! Ich gestehe Euch zwei Siege zu, aber dann werdet Ihr fallen.«
Vahidin lächelte spöttisch und schritt mitten durch die Versammlung hindurch.
»Wohin geht er?«, fragte der Assassine und erhob sich. Lodrik rief nach Vahidin, doch er hörte nicht und marschierte auf den Hügel zu. »Zum Horchposten«, antwortete er zornig.
»Euer Schüler ist sehr von sich überzeugt.« Der Assassine rief ein paar kurze Befehle, und seine Leute rannten zu ihm. »Wir geben ihm Deckung.« Er verneigte sich und lief los. Auch Tokaro holte Luft, um seine Ritter zum Einsatz zu rufen, aber Lodrik bat ihn zu schweigen. »Es ist noch ein Geheimnis in dieser Truppe. Ich habe vor unserer Abreise aus Ilfaris bemerkt, dass du etwas ahnst«, sagte er leise. »Tarmov ist nicht mein Schüler, und sein Name lautet Vahidin.«
»Mortvas Sohn?« Tokaro starrte dem Mann hinterher, »Das kann nicht sein. Er müsste doch erst wenige Jahre alt..,«
»Er ist es«, sagte Soscha. »Er glaubt,
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