Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
machte einen Schritt nach vorn, da
    packte ihn Vahidin an der Schulter.
    »Sie ist hier«, sagte er leise und mit glänzenden Augen. »Sie hat ihre Seelen versammelt, und sie umschwirren uns. Aber sie sind aufgeregt und gierig, sie erhalten gerade ihren Lohn für ihre Arbeit draußen auf dem Schlachtfeld. Wir haben sie beim Essen überrascht. Sie sind abgelenkt genug.« Er ging langsam los, Lodrik blieb an seiner Seite. Der einstige Nekromant wusste, was Vahidins Worte bedeuteten.
    Er und Vahidin folgten der Spur der vielen Toten, bis sie den großen Saal erreicht hatten. Estra saß zusammengesunken auf dem Thron; Tokaro stand neben ihr und redete auf sie ein, tätschelte ihre Wangen und versuchte, sie zu wecken. Gän hielt Wache.
    Estra trug ein dünnes Kleid, das viel von ihrer fahl gewordenen Haut zeigte; umso mehr leuchtete das Rot ihres Blutes. Es sickerte aus vielen kleinen Schnitten aus ihrem Leib. Sowie es austrat, lief es nicht weit und verschwand wie von selbst.
    »Sie laben sich an ihr«, sprach Vahidin. »Ich sehe es genau! Sie trinken ihr Blut.«
    Tokaro schaute auf und hielt den beiden das Schwert entgegen. »Ihr werdet ihr nichts antun«, drohte er. »Wir bringen sie von hier weg.«
    »Nein. Zvatochna ist noch immer in ihr«, meinte Vahidin und klang benommen. Er befand sich mit seinen Sinnen in beiden
    Welten und musste sich stark konzentrieren.
    verteidigten das Zelt gegen die Nicti.
    »Wenn ich ihr nicht helfe, verblutet sie.« Lodrik ging auf
    Tokaro zu. »Lass mich zu ihr, Sohn«, bat er inständig.
    Tokaro legte die Finger an die Halsader der jungen Frau. Ihr Herz schlug kaum noch. »Gut.« Er senkte die aldoreelische Klinge und ließ Vahidin dafür nicht aus den Augen. Vahidin lachte und drehte sich, bestaunte die umherfliegenden Seelen, die nur er sehen durfte. »Wie schön sie sind«, jauchzte er. »Welch ein unschlagbares Heer!«
    Lodrik kam an Estras Seite und legte die Fingerspitzen an ihre Stirn. Er erkundete sie, ihren Zustand §
    und stockte.
    »Etwas stimmt nicht mit ihr«, sagte er leise zu Tokaro. Er fühlte, dass der Tod in ihr steckte, aber dennoch sah sie lebendig aus. Lebendig und frisch, nicht wie ein zerfallender Nekromant, der sich mehr und mehr zu einem Leichnam wandelte. Auch sie befand sich zwischen zwei Welten. »Das ist es«, flüsterte er. »So ist es ihr gelungen!«
    »Was? Was ist los?« Tokaro sah, dass mehrere Nicti heran gesprungen kamen. Anscheinend waren die Hohen Schwerter besiegt worden. »Wir müssen weg! Estra muss an einen sicheren Ort...«
    »Nein, muss sie nicht.« Lodrik schloss die Augen und ließ seinen göttlichen Kräften freien Lauf. Sein Solarplexus entflammte mit vertrauter Qual, und die Sichelspitze gab ihre Energie ab. Sie jagte durch die Brust in die Schulter, den Arm und zu den Fingern hinaus - in Estra. »Vahidin, gib acht!«, presste er hervor.
    Lodrik packte den Tod, der sich in Estra eingenistet hatte, und zwang ihn mit Vinteras Gabe aus der jungen Frau. Das Tote saß fest in ihr und wehrte sich gegen die Austreibung. Estra riss die Lider auf und öffnete den Mund zu einem Schrei, aber die Schmerzen verschlugen ihr die Sprache. Ihre Augen leuchteten grellgelb, dann erlosch das intensive Schimmern und verlor sich, bis einzig das Karamellfarbene mit dem gelben Ring darum zurückblieb. Die Wunden an ihrem Körper hatten sich
    geschlossen. Estra war bis in die letzte Faser lebendig. Der Tod war ausgefahren.
    »Atme, Estra!«, befahl Lodrik ihr und hob sie an. Wie eine
    Ertrinkende sog sie die Luft ein, hustete und hielt sich an ihm fest. Ein greller, unmenschlicher Schrei erklang, und ein Windstoß riss das Zelt hinfort. Weder Stützen noch Stangen noch die Ketten und Taue hielten es fest. Vahidin, Lodrik, Tokaro und Estra befanden sich unter freiem Himmel, vor dem sich eine Glocke aus
    leuchtenden Seelen spannte.
    Du hast mir mein Zuhause genommen!, brüllte eine Frau, und sie erkannten Zvatochnas Stimme. Die Böen rissen an den Menschen, peitschten Schmutz auf und schoben die Nicti, welche um sie herumstanden, zur Seite. Verflucht seist du, Vater!
    Die Seelen formierten sich zu einer Säule und drehten sich um eine Achse, deren Mittelpunkt Estra darstellte. Die Wände rückten aufeinander zu, der Durchmesser des Schachtes verringerte sich. Vahidin hob seine Waffen und lachte. »Aber ich nehme dir dein Leben, Schwester!«, rief er gegen das Tosen an.
    Das zweite Heer der Nicti hatte hinter dem täuschend echt bemalten Stoff gewartet und fiel mit

Weitere Kostenlose Bücher