Fatales Vermächtnis
Perdor die Krieger erschreckend groß und grauenhaft. Diese Soldaten waren wesentlich stärker gepanzert; die Augen leuchteten giftgrell, die Reißzähne waren gefletscht. Dann warfen sie sich in die Schlacht.
Die Hohen Schwerter donnerten dicht nebeneinander und in der Form eines spitzen Keils durch das Lager der Nicti und stampften in den Boden, was immer sich ihnen entgegenstellte. Die gerüsteten Pferdeleiber boten den Schwertern und Pfeilen Widerstand und ließen sich durch nichts aufhalten; Schilde und Panzerung der Ritter bewahrten die Männer darin vor Schaden. Hinter ihnen blieb eine Schneise der Verwüstung von sieben Schritt Breite zurück.
Di« Knappen, Assassinen und Lodrik folgten im Rücken der
rasselnden Formation und füllten den Hohlraum des Keiles aus.
Dadurch gaben sie ihm noch mehr Festigkeit, was den Druck auf jeglichen Widerstand auf ihrem Weg weiter erhöhte. Gän bildete
den Schluss.
Die Nicti erholten sich von ihrer Überraschung und organisierten Widerstand. Lanzenträger rannten herbei und versuchten, ihnen den Weg abzuschneiden. Die Absicht der Hohen Schwerter war erkannt worden.
Tokaro gab das Zeichen für einen Linksschwenk und nahm Kurs auf das Königinnenzelt. Sie näherten sich ihm von hinten. Mit seiner nächsten deutlich sichtbaren Geste beschleunigte die Walze aus Stahl und Fleisch zum scharfen Galopp und senkte die Lanzen auf die Feinde. Vor ihnen war eine Barrikade aus Schilden und Speeren errichtet worden, doch Tokaro erkannte durch das Visier seines Helmes, dass sie dem Aufprall nicht standhalten würde; trotzdem würde es sogleich die ersten Verletzten, schlimmstenfalls die ersten Toten unter seinen Männern geben. Lodrik sah, dass sich parallel zu ihnen etwas mit beinahe ähnlich großer Geschwindigkeit wie sie bewegte. Blutrote Blitze schössen knisternd durch die Luft, setzten Zelte in Brand oder fegten schreiende Nicti zur Seite, ehe sie in der flackernden Energie vergingen und als Asche niederregneten.
»Vahidin«, schrie er Tokaro zu. »Von rechts.«
Ein kurzer Befehl genügte, und die Knappen scherten aus dem Keil aus und bogen ab, um sich gegen Vahidin zu werfen. Sie wussten, dass es ein beinahe aussichtloser Kampf gegen den Magier war, doch sie ließen sich dadurch nicht abschrecken.
»Helft ihnen«, befahl Lodrik den Meuchlern. »Verschafft uns den Vorsprung, den wir benötigen.«
Die Männer und Frauen der Schwarzen Sichel folgten den Knappen ohne Murren. Gleich darauf prallten die Hohen Schwerter gegen die Barrikade. Speere durchbohrten zwei der Ritter und warfen sie aus
dem Sattel, drei weitere wurden durch die geschliffenen Spitzen schwer verletzt, doch sie hielten sich auf den Rücken ihrer Rösser.
Die Ritter fegten die Nicti zur Seite oder durchbohrten sie mit den Lanzen, andere gerieten unter die beschlagenen Hufe und starben einen schrecklichen Tod oder wurden verstümmelt. Gans Hörner gabelten die Feinde auf und schleuderten sie weit durch die Luft.
»Ausgezeichnet«, lobte Tokaro. »Weiter! Wir haben es gleich geschafft!« Er sah rasch zu den Knappen, die Vahidin erreicht hatten. Sein Vormarsch wurde langsamer.
Die Nicti hatten erkannt, dass sie nur mit Masse gegen die Ritter ankamen. Es galt, deren Geschwindigkeit zu verringern, und das gelang ihnen nur, wenn es genügend Hindernisse gab. Sie stellten sich freiwillig und kaum bewaffnet in den Weg, um sie zu bremsen. Anfangs waren es Vereinzelte, die von den Tieren umgestoßen wurden, doch bald drängten sie sich zusammen und warfen sich den Hohen Schwertern entgegen. Rücksicht auf sich nahmen sie dabei keine, sie wollten ihre Königin schützen. Einige von ihnen trugen Seile mit sich, welche sie zwischen die Beine der Pferde warfen.
Diese Taktik fruchtete.
Vier Tiere gerieten ins Straucheln und stürzten, kleine Lücken taten sich in der Formation auf, in welche sich die Nicti drückten und die Reihen aufspalteten. Der Keil löste sich auf, und von den dreißig Gerüsteten preschten noch fünfzehn auf das Ziel H dahinter waren Lodrik und Gän zu finden. Sie hatten sich auf zwanzig Schritte genähert.
Tokaro fürchtete, dass die Nicti Estra aus dem Zelt holen und vor ihnen in Sicherheit bringen würden - doch aus irgendeinem Grund beschränkten sie sich darauf, eine neuerliche Wand aus drei Reihen Schildträgern zu formieren.
»Da müssen wir durch!« Er zog seine aldoreelische Klinge. »Für Angor und Ulldart!«
Die Ritter warfen ihre Lanzen weg und zogen ebenfalls die
Schwerter.
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