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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Zweigen aus und loderten in die Höhe. Nach und nach fraßen sie die toten Leiber; gelegentlich schleuderte Lodrik in Eimern bereitstehendes Petroleum hinab und achtete darauf, dass der Brand nicht endete.
    Schwarz und ölig stieg der schwarze Qualm in die Höhe, Krähen flogen auf und zogen sich vor dem Rauch zurück.
    Lodrik wandte sich ab, den Rest erledigte das Feuer für ihn. Er
    lenkte seine Schritte auf die Hütte zu, die vor nicht allzu langer Zeit die Beobachtungsplattform von König Perdor gewesen war. Aus Zeltplanen und mit Werkzeug hatte er sich daraus eine Bleibe gebaut, die Demut zeigte, wie es sich vor den Toten gebührte; außerdem war der kensustrianische Winter alles andere als eisig kalt, die Zeltwände genügten als Schutz vor der Witterung. Alles, was er benötigte, befand sich darin. Der ilfaritische König hatte ihm die Sachen zukommen lassen: Bett, Herd, Töpfe, die Vorräte brachten ihm die Pilger.
    Die neuen Gläubigen der Todes-und Lebensgöttin, wie Lodrik sie gegenüber den Menschen nannte, kamen Tag um Tag in Dutzenden zu ihm, damit er sie segnete, und sie überließen ihm dafür Gaben, von lebenden Tieren über eingemachtes Gemüse bis zu Schnaps oder sogar einigen wertlosen Münzen. Er freute sich über den Zuspruch.
    Während er sich dem Eingang seiner Behausung näherte, kam der nächste Tross, der jedoch nicht aussah, als wolle er Vinteras Beistand erbeten.
    Es waren dreißig Berittene, die tarpolische Standarte flatterte an der Speerspitze des vordersten Reiters im Wind. Lodrik sah in der Mitte der Gruppe die breite Gestalt seines einstigen Waffenlehrers Waljakov, und gleich daneben ritt Stoiko. In ihrer Mitte erkannte er Norina. Sein Herz tat einen Freudensprung. Rasch eilte er in sein Zelt, streifte sich die stinkenden Sachen ab und wusch sich Gesicht und Hände, ehe er in eine hellgraue Robe und Stiefel schlüpfte. Er trat in dem Augenblick vor seine Unterkunft, als seine beiden Freunde aus Kindertagen und seine Gemahlin davorstanden.
    Waljakov nickte ihm zu und musterte ihn aus seinen eisgrauen Augen; Stoiko lächelte ihn freundlich an und fuhr sich über den graubraunen Schnauzer.
    Norinas Antlitz zeigte sich zuerst ausdruckslos, als könnte sie
    ihn gar nicht sehen. Sie betrachtete ihn von den Stiefelspitzen bis zu den blonden Haaren, und je höher ihr Blick wanderte, desto mehr Tränen sammelten sich in den Augen, bis sie ihr die Wangen hinab liefen, »Es ist ein Wunder, das ich sehe«, sprach sie belegt. Sie streckte die Hand nach seinem Gesicht aus und streichelte sein Kinn, den Hals. »Man sagte mir, dass du wieder zu einem Menschen geworden bist, und das wollte ich mit eigenen Augen
    sehen.«
    »Du bist mir zuvorgekommen«, antwortete er ihr und nahm
    ihre Hand, drückte sie, bevor er sie zu sich zog und umarmte.
    Gleich einem Strom, der mit einem Sturzbach in sein ausgetrocknetes Flussbett zurückkehrt, überfluteten Lodrik seine Gefühle. Liebe und unbändige Freude ließen ihn aufschluchzen, und er wehrte sich nicht gegen die Tränen. Er genoss sie, wie er die Nähe der Frau genoss, die ihren Empfindungen ebenfalls freien Lauf ließ. Niemals fand Lodrik es ergreifender, schöner, unersetzbarer, ein Mensch zu sein.
    Stoiko schluckte schwer und wischte sich rasch die Augen, Waljakovs Kiefer mahlten. Beide waren vom Anblick des Paares zutiefst bewegt, und keinem wäre es gelungen, ein Wort zu sagen. Norina beugte sich nach vorn und gab ihrem Mann einen langen, innigen Kuss auf den Mund, berührte sein Haar, seine Schläfe, ehe sich ihre Lippen voneinander lösten. »Warum tust du das, Lodrik? Wieso verbringst du deine Zeit bei den Toten, wo du lebendiger als jemals zuvor geworden bist?«, flüsterte
    »Ich verdanke mein Glück Vintera, Norina«, erwiderte er behutsam. »Ich bin zu ihrem Hohepriester berufen worden, und ich tue in ihrem Namen Wunder. Die Menschen sollen sehen, dass sie sich im Gegensatz zu Ulldrael um den Kontinent kümmert. Das ist meine Aufgabe.« Er küsste sie auf die Narbe an der Augen-braue. »Ich weiß, dass du mich fragen wolltest, ob ich mit nach Ulsar komme. Aber Stoiko ist ein sehr guter Kanzler«, er nickte dem Freund zu, »und Waljakov benötigt mich ebenso wenig. Ich habe von ihnen gelernt, Norina. Ich bin der letzte, der Ihnen Ratschläge erteilen sollte.«
    Sie lächelte nachsichtig. »Ich werde dich niemals fragen, ob du für den Rest unserer Tage zu mir kommst, Lodrik. Du wirst es tun,
    wann immer es richtig ist. Und ich werde darauf

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