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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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längere Zeit an diesem Ort. Wieder war die Hoffnung bei ihr zunichte gemacht, die Nekromantin endlich zu stellen.
    Andererseits wusste sie nicht, wie sie gegen die unzähligen tzulandrischen Seelen bestehen sollte. Bardric opferte sie bewusst, um sein eigenes Ziel zu erreichen. Rücksichtslos - so hatte er sich auch zu Lebzeiten verhalten.
    Sie schwebte die Klippe hinauf und erreichte ein Plateau, das leer und verlassen vor ihr lag. Der Wind peitschte Schnee über die Fläche, türmte nach seinem Belieben kleine Hügel auf und schuf Verwehungen, um den Wanderer über die wahre Höhe zu täuschen. Keine Spuren. Lodrik erreichte sie und betrachtete die Umgebung. Sie sah ihm an, dass er enttäuscht war, er presste die schwarzen Fäden von Zvatochnas Kleid in der Faust zusammen. »Such sie«, befahl er ihr zähneknirschend. »Finde sie oder das nächste Dorf, wo wir eine Unterkunft bekommen.« Er stapfte los. Der untere Teil seiner Robe und des Mantels darüber klirrten, weil das Wasser darin gefror; seine Bewegungen zerbrachen das Eis.
    »Ich eile«, entgegnete sie spöttisch und schnellte los, mitten durch das Gestöber. Ihr machte es nichts aus.
    Lodrik setzte einen Fuß vor den anderen. Er musste aufpassen, dass er nicht einfror und sich eine Gliedmaße abriss. Sein immer geringer werdendes Schmerzempfinden brachte auch Nachteile mit sich.
    Seine Gedanken schweiften von seiner Tochter zu Norina, die
    ihren Amtsantritt in Donbajarsk beging.
    Zuerst hatte er sich unwohl gefühlt, sie allein reisen zu lassen. Da aber die Tzulani eine Art Waffenstillstand geschlossen hatten und sich Elenja am anderen Ende des Königreichs Borasgotan befand, war er das Wagnis eingegangen. Waljakov hatte ihr seine besten Männer mitgegeben, Stoiko regierte Tarpol derweil als weiser Kanzler und besaß mit Krutor einen zusätzlichen Bonus beim Volk. Lodrik wusste, dass die Tarpoler einverstanden mit der Entscheidung waren. Sie liebten Stoiko, weil er einer von ihnen war. Aus dem einfachen Diener des TrasTadc, des Keksprinzen, war der wahrscheinlich mächtigste Mann im Königreich geworden. Das imponierte und schmeichelte dem Volk. Auch Norina genoss dieses Ansehen, wenngleich sie immerhin die Tochter eines Brojaken war.
    »Alles verläuft gut«, sagte er zu sich und stemmte den dürren Leib gegen die Böen, die ihm den harten Schnee ins Gesicht schleuderten und die Haut abzutragen schienen. Mit dem Tod von Zvatochna ist meine Schuld erloschen.
    Plötzlich trat ihm eine Gestalt aus dem tosenden Weiß entgegen.
    Zuerst hielt Lodrik sie in dem schwarzen, langen Kleid für Zvatochna; die Enden wurden umher gepeitscht und wallten um sie herum gleich dunklen, finsteren Flammen. Aber er blickte in das Gesicht einer alten Frau, das er schon einmal gesehen hatte. An ihrem Gürtel hing eine Sichel mit einer schwarzen Klinge, in der Rechten hielt sie ein getrocknetes Ährenbündel, die Halme rieben raschelnd aneinander. Er blieb stehen, dann neigte er das Haupt vor ihr und sank auf das linke Knie. Die Frau mit dem mageren Gesicht lächelte, und die Haut schien zu spannen. »Lodrik Bardrict, hast du mich demnach gleich erkannt?«, grüßte sie ihn.
    »Wie könnte ich die Todesgöttin nicht erkennen?« Er hob die Augen und sah sie an. »Ihr seid gekommen, um meine Verpflichtung einzufordern. Ich bitte Euch: Verschont mich zu diesem Zeitpunkt, Göttin. Ich muss …«
    »Ich weiß, was du musst oder was da möchtest. Dennoch
    zahlt es für mich nicht«, fiel sie ihm ins Wort. »Du stehst zu allererst in meiner Schuld, und das thront über allem Menschlichen.« Vintera, die Schwester Ulldraels des Gerechten, musterte ihn. »Du wirst mir helfen, Fuß auf dem Kontinent zu fassen. Das verlange ich von dir als Gegenleistung für das Leben, welches ich deiner Norina gewährte. Damals nach der Schlacht.«
    Lodrik runzelte die Stirn. »Fuß zu fassen?« Vintera streckte die Hand aus und berührte ihn am Haaransatz. »Ich mache dich zu meinem Hohepriester, Lodrik Bardric. Und ich unterstelle dir den Orden der Schwarzen Sichel.«
    »Die Schwarze Sichel? Sie existiert nicht mehr, dachte ich. Seit der Vernichtung des...« Er stockte, weil er das Lächeln auf Vinteras Gesicht bemerkte.
    »Du bist nicht der Einzige, Lodrik Bardric, der Verbindlichkeiten bei der Göttin des Todes zu begleichen hat«, deutete sie an. »Ulldrael besaß genügend Gelegenheiten, den Menschen seine Macht zu zeigen, und hat sie nicht genutzt, wie er es hätte tun sollen. Daher halte ich es

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