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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mutlos. »Hilf mir! Die Sonnen verbrennen mich!«
    Du wirst nicht verbrennen, Vahidin, hörte er sie in seinen Gedanken. Sprich mit dem Geist des Windes. Es ist der Nordwind, der mit dir spielt} und er möchte dir zeigen, wie weit seine Macht reicht. Er ist wie ein junger, ungestümer Hund, der einen neuen Spielgefährten bekommen hat. Ein Kräftemessen.
    Vahidin spürte, dass sich die Richtung seines Fluges geändert hatte, und er blinzelte. Die Sonnen befanden sich in seinem Rücken, die Wolken lagen unter ihm, und er raste voran.
    »Wie tue ich das?«, brüllte er ängstlich und streckte die Arme und Hände aus, als gäbe es einen Widerstand. Entsetzt bemerkte er, dass ihn der Wind wieder nach oben schob, dem Firmament entgegen, wo es dunkler wurde und die Gestirne verheißend leuchteten. »Ich steige noch immer, Sainaa!«, kreischte er und verlor jegliche Fassung. »Ich fliege...«
    Sie erschien neben ihm, und sie sah nicht einmal angestrengt aus. »Da*ist die beste Lektion, die ich dir erteilen konnte, Liebster. Du magst sehr begabt sein, doch du bist noch weit davon entfernt, ein Tsagaan zu sein.«
    Vahidin begriff, dass sie sich eine kleine Rache an ihm gönnte und ihm gleichzeitig seine Grenzen zeigte. Er wurde sich bewusst, wie überheblich er geworden war. Überheblich und unvorsichtig.
    »Verzeih mir, Liebste«, raunte er und klang sehr aufrichtig.
    »Ich habe dir bereits verziehen, sonst würde ich dich dem Wind überlassen«, sagte sie zu ihm.
    »Ungestüme Hunde töten manchmal, obwohl es nicht in ihrer Absicht liegt.« Sainaa legte einen Arm um seine Schulter, und sofort sanken sie abwärts. Es ging durch die Wolken, vorbei an den trudelnden Schneeflocken auf das Dorf zu, genau zum Storchennest auf dem Pfahl, hoch über dem Dach des Bürgermeisterhauses.
    »Was wäre geschehen, wenn du mich nicht gefunden und zurückgebracht hättest?«, erkundigte sich Vahidin zögerlich.
    Sie drückte seinen Geist in seinen Leib, es gab einen Schlag, und er spürte starken Schwindel. Als er die Augen öffnete, saß er der leiblichen Sainaa gegenüber. Er fühlte unglaubliche Kälte, die Zehen und Finger spürte er nicht mehr - Anzeichen von drohenden Erfrierungen.
    »Dann würdest du bis zum Ende deiner Tage durch die Welt fliegen, ganz nach dem Belieben des Windes. Dein irdischer Leib würde sterben und vergehen, verhungern und verdursten«, eröffnete sie ihm. »Ist es dir Ansporn genug, dich anzustrengen und dich gleichzeitig demütig vor den Geistern zu verhalten, Vahidin?« Sie lächelte und erhob sich, das Nest neigte sich zur Seite. »Wir sind nur Gast in der Geisterwelt, Liebster. Sie haben dort mehr Macht als wir.«
    Sainaa kletterte nach unten, und er folgte ihr. Sie rutschten zum Ausstieg und kehrten in die warmen Räume zurück.
    Im Schlafgemach fachte Vahidin den Ofen an und rutschte anschließend unter die Decke. »Kommst du?«, bot er ihr lächelnd den Platz neben sich an.
    Sie schüttelte den Kopf, die Knochenperlen der Haarsträhnen stießen klickernd aneinander. »Nein. Erst heute Nacht.« Sainaa deutete auf die Laken. »Und wenn es frisch bezogen ist. Der Geruch, der von dort aufsteigt, passt mir nicht.« Sie hob die Hand zum Gruß und schritt hinaus. Sobald sich die Tür geschlossen hatte, wurde aus Vahidins Lächeln reine Verachtung. Dann nahm er sich die Liste mit Namen, die immer noch neben dem Bett lag, wählte einen davon aus und zog die Klingelschnur, um seinen Diener herbeizurufen.
    Erst würde er essen und danach die nächste Frau schwängern. Das war seine Art der Rache an Sainaa für die Erniedrigung. Die große würde sie am eigenen Leib erfahren.
    III.
    Kontinent Ulldart, Südwestküste Borasgotans, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Lodrik sah sich in seiner Vermutung bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Denn bisher hatten sie auf ihrer Suche mit der Wellenkamm keine Spuren mehr in Form von ausgebluteten Leichen gefunden. Zvatochna war angeschlagen und viel zu vorsichtig, um das Wagnis einzugehen, sich selbst Verfolger auf den Hals zu hetzen.
    Allerdings benötigten sie mehr denn je die Hilfe des Zufalls oder der Götter, um die Nekromantin zu entdecken. Soscha konnte schließlich nicht jeden Winkel des Landes absuchen. Der Kurs führte sie entlang der Küste, und Lodrik ließ den Kapitän jedes noch so kleine Hafennest anlaufen, um Erkundigungen einzuziehen. Jedes Mal fragte Lodrik die Fischer nach einem ungewöhnlichen Schiff dessen Anblick genügte, um

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