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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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für richtig, den Bewohnern des Kontinents eine Wahlmöglichkeit anzubieten. Du wirst das Oberhaupt der neuen Bewegung sein.«
    Lodrik starrte sie an, dann lachte er. »Seht Euch an, wie ich aussehe, Göttin!«, schleuderte er ihr entgegen. »Ich mag Eurer Sichel entgangen sein, aber ich bin tot, ohne zu sterben. Zu einer solchen Kreatur gehen die Menschen nicht in den Tempel, um Rat und Beistand zu erhalten.«
    »Ich bin mir dessen bewusst.« Vintera berührte ihn mit dem Ährenbündel an der Schulter. Ein schwarzer Blitz schoss durchs Lodriks Verstand, jegliche Kraft floss aus ihm heraus, und er fiel in sich zusammen.
    Das Herz schlug dreimal so schnell, es pochte in seinen Ohren und Schläfen, dann kamen die Schmerzen. Sie rasten durch seine
    Adern, sickerten in die Knochen und bohrten sich in die Hautschichten. Er schmeckte Blut im Mund und roch es.
    Im nächsten Augenblick spürte er die Kälte seiner Umgebung überdeutlich, und seine Zähne klapperten, die Glieder zitterten. Lodrik strengte sich an und hob den Blick, um nach Vintera zu schauen.
    Sie stand über ihm und lächelte. Ihre klauenhafte linke Hand langte an den Sichelgriff. Sie zog die Waffe und stieß sie mit Macht in seine Brust. Sie traf den Solarplexus, sirrend blieb die Spitze stecken. Lodrik schrie gellend auf.
    »Ich ziehe dir den Tod aus dem Leib, Lodrik Bardric. Von diesem Augenblick an wirst du kein Nekromant mehr sein«, eröffnete sie ihm. Sie drehte die Sichel, mit einem leisen Kling! brach die Spitze ab. »Ich gebe dir jedoch einen Teil meiner göttlichen Macht, damit du Todgeweihte zu heilen vermagst, an denen selbst Cereler scheitern. Nutze sie weise und mehre meinen Ruhm.« Sie steckte die Sichel zurück in den Gürtel. »Solltest du versagen, werde ich mir dein Leben nehmen. Und das von Norina dazu.«
    Lodrik war noch immer gelähmt, warm lief sein Blut aus der Wunde. Er sah, wie Vintera sich rückwärts in die Schneeschauer bewegte.
    »Die Schwarze Sichel wird dir bald gehorchen, darauf gebe ich dir mein Wort. Füge Vinteras Bund fester zusammen und zeige den Menschen meine Macht«, sprach sie, und dann war sie verschwunden. Lodrik ächzte. Unter Aufbietung sämtlicher Kräfte stemmte er sich in die Höhe und stand schwankend auf den Beinen. Er streifte die störende Kapuze ab und betastete die Brust durch das Loch in seiner Kleidung. Den vertikalen Schnitt fühlte er deutlich, und auch das Fragment der Sichelklinge.
    »Nein«, flüsterte er entsetzt und betrachtete seine blutigen Finger. Sie sahen aus wie die eines gewöhnlichen Mannes: rosafarben, gesund und nicht zu abgemagert. Sogar die Fingernägel besaßen die gewöhnliche Länge.
    »Nein, nein, nein!«, stöhnte er laut und sah nach der Stelle an
    seinem Unterarm, wo sich einst eine klaffende, offene Wunde befunden hatte. Er hatte sie nähen müssen, damit sein verrottendes Fleisch sich überhaupt verband.
    Das lose Garn kam ihm entgegen gerutscht, und sein Unterarm sah aus, als habe er niemals auch nur einen Kratzer davongetragen. Er wusste, was es bedeutete: Jegliche Wunde an seinem Leib war verheilt.
    »Soscha!« Lodrik rief sie, wie er sie in den letzten Wochen seit der Bindung stets gerufen hatte. Sie erschien nicht.
    »SOSCHA«, schrie er gegen den pfeifenden Wind. Doch er fühlte, dass er keine Macht mehr über sie besaß.
    Keine Macht mehr über ihre Seele - oder die eines anderen Toten.
    Kontinent Kalisstron, an der Küste von Bardhasdronda, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    Tokaro wich nicht von Gans Seite.
    Er verbrachte Tage neben dem Nimmersatten, wechselte die Verbände und achtete darauf, dass sich die Wunde nicht entzündete. Mehrfach reinigte er sie mit Meerwasser, und als sie nicht eiterte, vernähte er die Ränder.
    Nur wenn er angeln ging, um sich eine Mahlzeit zu beschaffen, ließ er Gän unter dem Felsvorsprung zurück; Treskor suchte sich sein Futter selbst und kehrte jedes Mal zu seinem Herrn zurück. Es war der Nachmittag des fünften Tages. Tokaro sah zum Qworkadaver, der inzwischen einen widerlichen Geruch verströmte. Faulgase hatten den Leib aufgebläht, Fliegen umkreisten ihn, und Krebse zwackten sich Fleischbröckchen heraus. Bald wäre nichts übrig als das Schuppenkleid. Der Nimmersatte hob unvermittelt die Lider. »Ihr?« Er schaute Tokaro verwundert an. »Ihr habt mich nicht liegen und sterben
    lassen?«
    Der junge Ritter grinste. »Ich wäre verrückt, wenn ich meinen einzigen Verbündeten, der dazu noch ein Anhänger

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