Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
geschundenen Hornspitzen, die er mit seinem Dolch notdürftig begradigt hatte; die Schmerzen warnten ihn, nicht zu tief zu schneiden, sonst träfe er das empfindliche Mark. »Ich werde mir eiserne Schützer machen lassen«, sagte er zu sich selbst und blickte zurück zu den Klippen. »Zu Hause hatte ich welche. Eine praktische Sache.«
    Der Nimmersatte war gespannt, wie Estra auf den Verlust des Amulettstückes reagieren würde und ob er damit den Fluch gebrochen hatte.
    Die veränderten Landkarten Ulldarts, die er gesehen hatte, ließen ihn nicht mehr los. Er war sich sicher, dass die Muster mehr zu bedeuten hatten - ähnlich wie damals die Anordnung von Ammtäras Straßen: ein gesamter Kontinent als Tempel eines unbekannten Gottes!
    Das durfte nicht sein. Dagegen würde er ankämpfen.

    Kontinent Ulldart, Königreich Ilfaris, Herzogtum Vesoeur, Frühling im Jahr 2 Ulldrael des Gerechten (461 n.S.)

    stand zusammen mit Amaly-Caraille auf dem südlichen der zwei Türme und ließ sich von ihr die Umgebung erklären.
    Er mochte ihre ungewöhnlich helle Haut sowie die langen blonden Haare, die sie heute offen trug, und den Umstand, dass sie sich keineswegs vor ihm fürchtete. Sie hatte verstanden, was er von Menschen, die unter seinem Stand waren, erwartete. Ilfaris gefiel ihm zunehmend. Die Mauern und der andere Turm waren von seinen Soldaten besetzt, die restlichen Krieger hatten sich auf die Zimmer des Schlosses verteilt und ruhten sich aus. Diese Rast hatten sie sich wahrlich verdient.
    »Das Schloss, das Ihr in unserer Nachbarschaft seht, gehört Graf Pontainue«, sagte Amaly-Caraille.
    »Vater und er sind leidenschaftliche Spieler.« »Was spielen sie?«
    »Alles, auf das man Geld wetten kann. Plock mögen sie gerne. Dazu muss man einen kleinen Ball mit einem Schläger...« Amaly-Caraille endete abrupt, als sie vier Reiter auf das eigene Schloss zukommen sah. Sie saßen auf Tieren, die sie in Ilfaris noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Zwar ähnelten sie einem gewöhnlichen Pferd, waren aber fast doppelt so groß. Der Kopf war schlanker, und die Beine wirkten kräftiger; einen Schweif besaßen sie nicht.
    Nech bemerkte ihre Verwunderung, da bekam er den warnenden Ruf eines Wachpostens zu Ohren.
    »Nicti«, sagte er beruhigend nach einem kurzen Blick zu ihr. »Es sind unsere Verbündeten im Kampf gegen Kensustria. Sie haben sicherlich eine Botschaft für mich.« Er eilte davon, die Stufen nach unten zum Tor. »Wir sehen uns später. Bring deinen Vater mit, ich möchte wissen, was Plock ist.«
    Unterwegs begegnete er Tai-Sal Ib'annim. »Höchster Kaiser, wir bekommen Besuch von unseren ...«
    »Ich weiß. Amaly-Caraille sieht besser als meine eigenen Leute«, unterbrach er ihn. »Gib den Wachen zehn Hiebe mit der Peitsche. Die Schmerzen werden ihre Augen schärfen.« Er war neugierig, welche Nachricht die Boten brachten. »Es wäre schön zu hören, dass wir die Kensustrianer vernichtet haben.«
    Sie erreichten das Tor, als die Boten von den angorjanischen Wachen aufgehalten und zum Absteigen gezwungen wurden. Verbündete waren nicht selbstredend Freunde, denen man rückhaltlos vertraute. Nech musterte die vier Nicti, an denen der Staub einer langen Reise haftete. Ihre Reittiere dagegen zeigten weder Ermüdung noch Schweiß auf dem kurzen braunen Fell; einer der Nicti hielt die Zügel, die drei übrigen kamen auf den Kaiser zu und gingen vor ihm auf die Knie. Sie kannten seine Insignien von Beschreibungen und wussten, was sich gebührte.
    »Wir grüßen den höchsten Kaiser Nech Fark Nars'anamm«, sprach der Nicti in der Mitte in der ulldartischen Gemeinsprache. »Ich bin Mi'in und ausgesandt worden, Euch von der Entwicklung der Dinge in Kensustria und auf Ulldart zu berichten.« Er sah aus wie alle Nicti mit ihren grünen Haaren, der bronzefarbenen Haut und den hell leuchtenden Bernsteinaugen. Das Wilde in ihren Gesichtern und die Frisur unterschied sie deutlich von den Kensustrianern: Wölfe und Hunde. Die Abzeichen auf seiner Gliederrüstung blieben für Nech kryptisch, es interessierte ihn auch nicht. Als Kaiser stand er über allen, mochten sie Heerführer oder Könige sein.
    Mi'in zog ein versiegeltes Schriftstück aus einer Umhängetasche, das Ib'annim entgegennahm und auf ein Zeichen von Nech öffnete; es war die vereinbarte Losung und somit die Legitimierung seiner Worte.
    Der Kaiser lächelte. »Sieg?«
    Mi'in sah Nech an, als versuche er abzuschätzen, welche Laune bei dem Angorjaner vorherrschte und was

Weitere Kostenlose Bücher