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Fatales Vermächtnis

Fatales Vermächtnis

Titel: Fatales Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einem den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben, und das jeden vernünftigen Menschen zum Abdrehen brachte.
    Er erhielt lediglich zwei Hinweise, und die stammten von Fischern, die mitten in der Nacht ein großes Schiff unbekannter Bauweise gesehen haben wollten, das nach Norden segelte. Den vagen Beschreibungen nach schien es sich um ein tzulandrisches Schiff zu handeln, das angeblich ohne Besatzung fuhr. Lodrik wusste, weswegen.
    Lodrik stand wieder am Bug, die schwarzblauen Augen auf die hohen Brecher gerichtet. Seine Robe war durchnässt, die langen blonden Haare klebten am knochigen Schädel, doch die über die Bordwand schwappenden Wellen vermochten ihn nicht niederzuwerfen; seine Füße schienen mit den Planken verbunden zu sein. Er empfand angesichts der immensen Naturgewalten keine Furcht; gelegentlich hörte er undeutliche Rufe hinter sich, die Anweisungen des Kapitäns an die Mannschaft. Es kümmerte ihn nicht.
    »Bardric, wenn du sterben willst, lass es mich wissen.« Soscha trat neben ihn, und er sah voller Erstaunen, dass sie von einem herkömmlichen Menschen nicht mehr zu unterscheiden war. Sie hatte ein dunkelbraunes Kleid mit schwarzen Stickereien sowie braune Stiefel gewählt, und die Haare reichten zu seiner Verwunderung bis zu den Schulterblättern. Anscheinend konnte sie die Länge ebenso aus eigener Kraft bestimmen wie die Kleidung, die sie trug. Er streckte die Hand aus, die Finger tauchten in ihre Schulter ein. Anfassen konnte er sie trotz ihres täuschend echten Äußeren nicht. »Du wirst immer besser.«
    Soscha lächelte unterkühlt. »Was tust du hier inmitten des Sturms?«
    Lodrik blickte auf das Meer und die Wellen. »Ich bilde mir ein, dass ich das Unheil abwehren kann, solange ich hier stehe. Das Schiff besitzt keine hölzerne Galionsfigur, und ein toter Kabcar wäre ein guter Ersatz, dachte ich. Ich erschrecke die Wogen mit meinem Anblick, Soscha, und sie verlieren an Gewalt. Vielleicht kann ich die See bezwingen?«
    Sie lachte. »Manchmal erstaunst du mich, Bardric. Dir ist das letzte bisschen Sinn für Humor nicht vergangen.«
    »Er siecht gleich neben dem letzten Rest von Empfindungen für Norina dahin«, sagte er und senkte den Kopf, als ein Brecher am Bug zerschellte und das Deck zum Erbeben brachte. Die Reste der aufspritzenden Woge warfen sich gegen ihn und richteten doch nichts aus. Unerschütterlich hielt Lodrik stand.
    »Ja, das mag sein. Dennoch erntest du kein Mitleid bei mir.« Obwohl die Gischt sprühte, war Soscha trocken. Es gab nichts, worauf die Flüssigkeit hätte haften können. »Wie töten wir deine Tochter?«
    »Wir stellen ihr eine Falle, du lenkst sie und ihr Heer ab, während ich sie vernichte«, sagte er ruhig.
    »Ich bin gespannt, wie du
    es anstellst.«
    Sie lachte. »Sicher, Bardric):! Das ist ja die einfachste Sache der Welt, nicht wahr?«
    »Sicher, Soscha«, nickte er ihr zu. »Du bist an mich gebunden und musst meinen Befehlen gehorchen. Und da du den Befehl von mir erhalten wirst, solltest du dir bereits jetzt Gedanken machen, wie du dich gegen Tausende von tzulandrischen Seelen zur Wehr setzen möchtest.« Lodrik wischte sich das salzige Wasser aus den Augen. »Wenn du dabei untergehen solltest, bist du wenigstens erlöst. Ich werde auch ohne deine Hilfe sterben, da bin ich sehr zuversichtlich.«
    »Aber wenn ich nicht sterben will?«
    Jetzt sah Lodrik sie überrascht an. »Welche Vorteile hat es, als Geist unter den Menschen zu leben? Du bist nicht mehr ein Teil
    dieser Welt.«
    »Ich habe eine Aufgabe. Es gibt Männer und Frauen auf dem Kontinent, die der Magie kundig sind, und diese haben eine Ausbildung verdient. Zu ihrem eigenen Schutz und dem der Menschen in ihrer Umgebung.« Soscha sah die nächste Welle heran rollen, der Rumpf wurde angehoben und bewegte sich den finsteren Wolken entgegen; Wind pfiff schrill in der Takelage.
    »Ich erinnere mich an Perdors Vorhaben, eine Universität einzurichten.« Das Wasser ging auf Lodrik nieder, doch er schwankte nicht einmal, während das Schiff ächzte und hinter ihm Schreckensschreie erklangen. Die Mannschaft sorgte sich im Gegensatz zu ihm sehr. »Ein Geist als Mentorin mag passend sein. Hoffentlich vermagst du, ihnen etwas beizubringen.«
    Soscha setzte zu einer Erwiderung an, da sah sie Steuerbord einen schwarzen Schatten, der unbeweglich im Meer lag und an dem sich die Wogen brachen. Sie flog hinüber - und erkannte ein tzulandrisches Schiff!
    Rasch glitt sie durch die Planken und durchforstete

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