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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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wie müde Soldaten auf ihre Spieße. Frauen und Kinder hörten auf, ihre Garben zu binden und zu verladen. Alle starrten mich an.
    Der Feld-Marschall nickte einmal kurz, legte vorsichtig seine Sense nieder und ging zur Kutsche. Er beugte sich über die Seite und lüpfte die Decke von Amiranda.
    Als er zurückkehrte, stellte er sich neben mich, ohne mich anzusehen. »Hübsch, die Kleine.«
    »Das war sie. Wir erwarteten Nachwuchs.«
    »Sieht so aus. Wadlow! Komm mal her!«
    Einer der älteren Bauern trat auf uns zu, rammte die Sense in den Boden und stützte sich ab. Er sah noch lakonischer aus als Nummer eins.
    »Wann genau hast du diesem Klugscheißer aus der Stadt deine alte Schindmähre verkauft?«
    Der zweite Bauer betrachtete den Himmel, als hoffte er, dort die Antwort ablesen zu können. »Vor fünf Tagen. Gegen Mittag.« Er sah mich an, als wollte ich im nächsten Moment das Geld zurückverlangen.
    Ich schob die entscheidende Frage auf, weil ich mich an die Spielregeln halten mußte. »Hat er gesagt, wohin er wollte?«
    Wadlow blickte meinen neuen Kumpel an. »Sag ihm, was er wissen will«, meinte der nur.
    »Sagte, er wollte in die Stadt. Sagte, sein Pferd war ihm geklaut worden. Sonst hatter nich viel erzählt.«
    »Hoffentlich haben Sie sich schadlos gehalten. Trug er Schuhe?« Das mochte seltsam klingen, aber mehr Fragen hatte ich nicht. Außer einer: »War er allein?«
    »Hatte keine Schuhe an. Stiefel. Schicke blanke Jüngelchenstiefel. Hier draußen würden die keine Woche halten. Und er war allein.«
    »Das war's wohl«, meinte ich.
    »Mehr wollten Sie nicht wissen?«, fragte der ältere Bauer.
    »Ich weiß jetzt, wo ich suchen muß.« Das stimmte auch. »Ich bin Ihnen sehr verpflichtet.« Ich sah zum Himmel. »Danke.« Ich drehte mich um.
    »Viel Glück. Sie war ein hübsches kleines Ding.«
    Ich zog die Schultern zusammen, und eine plötzliche Gefühlsaufwallung schüttelte mich. Dann hob ich eine Hand und ging zur Kutsche. Ich hatte eine Aufgabe zu erledigen, die den ganzen Mann forderte. Und diese Bauern verstanden das besser als alle anderen, die ich kannte, von Eierkopf Zarth vielleicht mal abgesehen.
    Als ich wieder auf dem Kutschbock saß, gingen die Schnitter weiter, und die Frauen und Kinder waren wieder bei der Arbeit. Vielleicht fanden sie ja beim Abendessen Zeit, kurz ein Wort über mich zu verlieren.
     
     

 
21. Kapitel
     
    Es war schon spät, als ich die Stadt erreichte, und nur ein dünner Silberstreif am Horizont zeigte sich. Ich hatte mir das Gehirn zermartert – erfolgreich. Es war zwar gewagt, würde aber vielleicht die Dinge in Bewegung bringen.
    Amirandas Leiche hatte ich neben mich auf den Kutschbock gesetzt. Die Zaubersprüche der Hexe taten ihre Wirkung, und das Licht half, die Illusion aufrechtzuerhalten. Vielleicht sah sie ja jemand, der wußte, daß sie tot war, und nun denken mußte, daß sie doch noch lebte.
    Zu diesem Zweck unternahm ich ein paar vorsichtige Streifzüge durch die Außenbezirke der Riesenstadt Riesenhausen und umkreiste dann ein paar Mal Lettie Farens Kneipe, weil viele Typen von Brunos Sorte aus der Oberstadt hierherkamen und ihren Lohn auf den Kopf hauten.
    Das Eigentümliche an solchem Blutgeld ist, daß man wieder darum betrogen wird. Dann machte ich mich auf den Heimweg und fuhr zum Hintereingang, damit niemand sah, wie ich den Leichnam ins Haus schleppte.
    Dean war trotz der späten Stunde noch auf. Er öffnete die Tür und glotzte. »Was hat sie denn, Mr. Garrett?«
    Ich war nicht gerade bester Laune. »Sie ist tot. Das hat sie. Sie wurde umgebracht«
    Er bat um Verzeihung und hörte gar nicht mehr auf zu stottern, bis ich mich ebenfalls entschuldigte. »Ich weiß nicht, warum«, setzte ich hinzu. »Vielleicht weil sie schwanger war. Oder weil sie zuviel wußte. Wir wollen sie zu Ihro Gnaden bringen. Möglicherweise findet er ja was.«
    Der Tote Mann ist nicht immer so hart und unsensibel, wie er gern vorgibt. Er nahm meine Laune wahr und schenkte sich die übliche Nummer. Das ist diejenige, die hier übernachtet hat. Zum ersten Mal gab er zu, daß er es wußte.
    »Genau die. Laß mich die Geschichte erzählen, solange ich in Stimmung dafür bin.«
    Er hörte mir zu bis zu der Stelle, wo ich sie in unser Haus reingetragen hatte. Dean reichte mir einen Humpen nach dem anderen und blieb zwischendurch besorgt neben mir stehen. Daran, daß er mich kein einziges Mal unterbrach, merkte ich, daß mein Bericht und auch das Ergebnis meiner

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