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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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und Euch helfen, sie in der Kutsche zu verstauen.«
    Ich betrachtete den Leichnam. Es würde eine lange, beschwerliche Heimfahrt werden. Und nach der Ankunft würde ich mir überlegen müssen, was ich mit dem Kadaver anstellen sollte.
    »Gute Nacht, Mr. Garrett.« Die Hexe blies die Kerzen aus, sammelte das Teegeschirr zusammen und brachte es in die Küche. Dann fuhrwerkte sie dort klappernd herum und überließ mich mir selbst. Welchen Sinn hatte es, Mut zu haben, wenn man ihn nicht nutzte? Also häufte ich Kissen um mich herum auf und versuchte mir einzureden, das wäre ein Bett.
    Nachdem ich noch einige Scheite ins Feuer geworfen hatte, legte ich mich hin. Ich starrte an die Decke, noch lange nachdem das Geklappere in der Küche verstummt und das Licht erloschen war. Der flackernde Feuerschein gaukelte mir vor, Amiranda würde sich bewegen. Ich sah sie aus den Augenwinkeln. Ich rief mir die Geschehnisse noch einmal ins Gedächtnis und kaute sie anschließend wieder durch. Irgendwo in meinem Hirn nagte eine Einzelheit an mir, die zusammen mit der verlorenen Münze aus dem Bauernhaus meinen Verdacht gegen Junior erneut entfachte.
    Manchmal ist Intuition gar keine Intuition, sondern verdrängte Erinnerung.
    Schließlich kam ich drauf. Die Schuhe, die Willa Dount mir gezeigt hatte, als ich zum ersten Mal bei ihr in der Oberstadt war.
    Diese Schuhe. Sie verdienten eine ausführliche und gründliche Betrachtung.
    In der Zwischenzeit mußte ich mich ausruhen. Morgen erwartete mich ein weiterer von vielen anstrengenden Tagen.
     
     

 
20. Kapitel
     
    Frühstück mit Schlemihl war ein Erlebnis. Der konnte fressen! Drei seiner Sorte hätten eine ganze Nation kahlgefressen. Kein Wunder, daß seine Spezies so selten war. Wären sie so zahlreich gewesen wie unsere Gattung, hätten sie lernen müssen, Felsen abzulutschen, weil nirgendwo mehr genug Eßbares übrig gewesen wäre.
    Er führte die Kutsche vor die Vordertür und spannte die Pferde mit einer Leichtigkeit ein, daß ich vor Neid erblaßte. Die Viecher trotteten fügsam an und standen gehorsam still. Ich hätte schwören können, daß sie grinsten, weil sie genau wußten, wie sehr mich ihre Gutmütigkeit ärgerte.
    Ich verfluchte die ganze vierbeinige, roßhaarige Spezies.
    Die Hexe kam mit einem Freßpaket heraus. Ich dankte ihr dafür, für ihre Gastfreundschaft und auch für alles andere. Sie wiederholte noch mal das ganze Brimborium um die Zaubersprüche, die sie mir mitgegeben hatte. Die Instruktionen waren genauso kompliziert wie die Anleitung, einen Felsen fallen zu lassen. Aber Spezialisten glauben ja, daß ein Fall ohne die dazugehörige physikalische Theorie unmöglich sei.
    Ich bot ihr noch mal Geld für ihre Hilfe an.
    »Fangt nicht wieder damit an, Garrett. Gestattet mir meinen kleinen Beitrag zur Unterstützung der Gerechtigkeit in einer rechtlosen Welt. Irgendwo da draußen läuft jemand mit der Seele eines Krokodils frei herum. Jemand, der den Mord an einer schwangeren Frau befohlen hat. Findet ihn. Bringt die Waage des Rechts wieder ins Gleichgewicht. Wenn Ihr glaubt, nicht allein mit ihm fertig zu werden – aus welchem Grund auch immer – kommt hierher zurück.«
    Sie war erfüllt mit kaltem Zorn wegen des Mordes an Amiranda. Dabei hatte sie sie nicht mal gekannt. Es war schon seltsam, daß Amiranda so viele Verbündete fand, jetzt, nachdem sie ermordet worden war. Leider war keiner von uns zur Stelle gewesen, als sie uns am dringendsten gebraucht hätte. Obwohl Eierkopf alles gegeben hatte, was in seiner Macht stand.
    Ich zierte mich nicht länger. »Ich werde Euch benachrichtigen, wie die Sache ausgegangen ist. Dank für alles.« Ich wechselte einen Blick mit den Pferden und sah sie so finster an, daß der Bluff sie überzeugte.
    »Seid wachsam, Garrett. Ihr habt es mit rücksichtslosen Menschen zu tun.«
    »Weiß ich. So sind sie nun mal.«
    »Vermutlich kennen sie Euch und wissen, daß Ihr herumschnüffelt. Aber Ihr wißt nicht, wer sie sind.«
    »Ich habe eine Menge Erfahrung, was Paranoia angeht.« Ich schwang mich auf den Sitz und warf einen Seitenblick auf das Paket, das ich nach Hause brachte. Dann knurrte ich den Pferden ein rauhes Kommando zu. Der gute alte Schlemihl polterte krachend vor mir durchs Unterholz und zeigte mir den leichtesten Weg zurück zur Straße – den ich vollkommen übersehen hatte. Die Gäule schauten ab und zu zu mir zurück, als wollten sie sagen: »Siehst du wohl, du Schwachkopf!«
     
    Ich begann meine

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