Fauler Zauber
zu erfahren, außer vielleicht die Freunde meines Freundes. Einige von denen verspeisen Riesen zum Frühstück. Möglicherweise denken die ja, daß für diese ganzen Vorkommnisse eine Vergeltung fällig wäre.«
Willa Dount hätte man nicht mal mit einem Hammer erschüttern können. Ohne Scheu sah sie mir in die Augen. »Deshalb haben Sie überall herumgeschnüffelt.«
»Jep.«
»Die Sturmwächterin schätzt Leute nicht, die sich in ihre Familienangelegenheiten mischen.«
»Ich wette, sie schätzt Typen noch viel weniger, die ihre Kinder umbringen.« Ich und meine große Klappe! Ich hatte mich völlig überflüssigerweise verraten. Aber es schien ihr entgangen zu sein.
»Vielleicht. Aber es kann manchmal sehr ungesund sein, seine Nase überall reinzustecken.«
Ich lachte leise. »Das werde ich beherzigen. Und die Freunde meines Freundes bestimmt auch. Möglicherweise motiviert dieser Gedanke sie ja so sehr, daß das Problem gar nicht mehr existiert, wenn die Sturmwächterin zurückkommt.«
Ich verzichtete auf meine Versuchsstrategie und setzte statt dessen Willa Dount noch mehr unter Druck. Ich konnte sie zwar nicht festnageln, aber sie wußte Dinge, die ich gern erfahren hätte. Vielleicht würde sie sie mir ja erzählen, um mich loszuwerden.
»Wie wäre es, wenn Sie mir das Wie, Wo und Wann der Lösegeldübergabe verraten würden?«
Domina Dount lächelte kalt. »Nein, Mr. Garrett.« Anscheinend wähnte sie sich gedeckt. Falls das überhaupt nötig war.
Ich zuckte mit den Achseln. »Wie Sie wollen. Brauchen Sie Hilfe beim Transport der Leiche? Ich könnte meinen Haushälter bitten …«
»Ich bin mit einer Kutsche gekommen. Das wird genügen. Meine Männer holen sie.«
»Nein. Sie stellen die Kutsche. Raustragen werde ich sie.«
Sie lächelte wieder. »Auch gut.«
Domina Dount wartete, bis ich den Blick von der Kutsche abwandte. »Sie versuchen doch hoffentlich, Amber in besserem Zustand abzuliefern?«
Ich zählte bis fünf und ließ meine Wut über ihr Vertrauen in die Macht des Goldes abklingen. Die Sache ist rein geschäftlich, sagte ich mir. »Und wenn ich mir dafür den Arsch aufreißen müßte.«
Noch immer lächelnd, stieg sie in die Kutsche. Offenbar war sie davon überzeugt, daß diese Runde an sie gegangen sei. Und ich konnte nicht mal sagen, daß sie da irrte.
Dann ging ich rein, um den Toten Mann zu fragen, was er von ihr hielt.
Der fette, tote Hurensohn hatte die ganze verdammte Nummer verpennt.
30. Kapitel
Ich leerte einen großen Humpen kühlen Bieres und wischte mir die Lippen ab. »Könnte ein ganzes Faß auf den Kopf hauen, aber die Nacht ist ja noch jung. Erzähl Miss daPena, daß die Domina abgesegelt ist. Aber wenn sie ein bißchen Grips hat und am Leben hängt, sollte sie nicht mal ihre Nase am Fenster zeigen. Möglicherweise fangen die Leute jetzt so langsam an, zwei und zwei zusammenzuzählen, auch wenn sie dabei vielleicht noch im dunkeln tappen. Ich statte Mr. Ahrm einen Besuch ab. Ich nehm die Hintertür, falls jemand das Haus beobachtet. Schließ hinter mir ab, und mach nur auf, wenn du nachgesehen hast, ob ich es bin.«
Dean war nicht begeistert, aber er war lange genug in meinen Diensten und hatte schon harte Zeiten erlebt. Er legte ein Hackebeil und sein Lieblingsschlachtmesser parat. Beide waren so scharf, daß er einem damit ein Bein amputieren konnte, ohne daß man es sofort merkte. »Gehen Sie nur«, meinte er. »Ich schaff das schon.«
Ich ging und stellte mir vor, daß ich eines Tages beim Nach-hausekommen den Boden meines Hauses voll filetierter Einbrecher vorfand. Dean würde eine Invasion weder mit der nötigen Gelassenheit noch mit minimalem Aufwand abschmettern. Bruno und Courter Slauce hatten Glück gehabt, daß er überrascht und unbewaffnet gewesen war.
Ich merkte erst, daß mir jemand folgte, als ich schon drei Viertel des Weges zu Morpheus hinter mir hatte. Dabei hatte ich nach einem Schatten Ausschau gehalten. Aber er war einfach zu gut. Sogar so gut, daß er, eine halbe Minute nachdem ich ihn entdeckt hatte, wußte, daß er enttarnt worden war und in keine der Fallen lief, die ich ihm stellte, um einen Blick auf ihn werfen zu können.
Das war genauso gut wie ein unterschriebenes Geständnis.
Es gab in TunFaire nur drei Burschen dieser Güteklasse. Morpheus Ahrm und ich sind zwei. Morpheus hatte keinen Grund, heimlich hinter mir herzuschleichen.
Der dritte Mann heißt Pokey Pigotta. Er ist vielleicht noch besser als wir
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