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Fauler Zauber

Fauler Zauber

Titel: Fauler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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dem anderen. Willkürlich wählte ich einen Beutel aus und überprüfte seinen Inhalt.
    In Ordnung.
    Insgesamt waren es elfhundert Taler in Gold. Mehr, als ich je in den Fingern gehabt hatte. Plus die Aussicht auf weitere tausend, die ich mit Leichtigkeit hätte einsacken können. Das reichte, um die dunkle Seite im Charakter eines jeden Menschen in Versuchung zu führen.
    Wir alle warten auf den Hauptgewinn, hoffen darauf, schwafeln davon, aber ich glaube nicht, daß wir wirklich darüber nachdenken. Jedenfalls nicht ernsthaft. Warum würde man sonst fieberhaft seinen Grips anstrengen, wenn der Gewinn dann plötzlich da ist?
    Amiranda war tot. Und was bedeutete mir Amber? Morpheus behauptet, der Vorrat an Frauen wäre unerschöpflich. Und wem müßte ich mein Verhalten erklären, oder vor wem hätte ich es zu rechtfertigen?
    Nur vor mir. Und dem Toten Mann, dessen Grinsen mich verfolgen würde.
    Trotzdem hatte ich noch die Möglichkeit, einen möglicherweise nützlichen Versuch durchzuführen.
    Ich stand auf und raffte mit einer einzigen Armbewegung die Goldsäckchen zusammen. »Kommen Sie mit.«
     
    Dean hatte die Lampen im Zimmer des Toten Mannes heruntergedreht. Ich weiß nicht, warum er das für wichtig hielt. Den Toten Mann interessiert es nicht, ob es hell oder dunkel ist. Wenn er schlafen will, läßt er sich weder von Sonne, Gewitter oder Erdbeben stören. Ich ging voraus und versteckte die Kohle neben seinem Stuhl.
    »Liefern Sie auch etwas, oder nicht, Mr. Garrett?«
    »Drehen Sie sich um.«
    Einen Moment lang war sie fast menschlich. Sie schrie leise auf und schlug die Hände gegen die Wangen. Nach einer Minute hatte sie sich wieder unter Kontrolle. »Hören die Katastrophen denn niemals auf?«
    Sie drehte sich zu mir um. »Vermutlich können Sie das erklären?«
    »Was erklären?«
    Sie brauchte genau zehn Sekunden, um bis zehn zu zählen. Mit geschlossenen Augen.
    Ich machte Druck. »Sie haben mich engagiert, um Amber daPena und Amiranda Crest aufzustöbern und Ihnen auszuliefern. Sofern das möglich ist. Tja, die eine Hälfte des Auftrags hab ich bereits erledigt.«
    Haßerfüllt sah sie mich an. Ihre Augen waren nur noch Schlitze. Ihre Stimme dagegen klang unbeeindruckt. »Ich hatte gehofft, daß Sie sie in etwas besserem Zustand liefern würden. Ist sie wirklich tot? Nicht etwa in Trance oder unter einem Bann?«
    »Ja. Amiranda geht es schon seit einiger Zeit nicht mehr so gut.«
    »Ihre Versuche, geistreich zu sein, sind ermüdend, Garrett. Ich darf wohl davon ausgehen, daß Sie nicht der Todesengel waren. Ich möchte das Wer, Was, Wann, Wo, Warum und Wie.«
    Tja, ganz meinerseits.
    Mein Experiment war ein Fehlschlag. Man konnte Domina Dount nicht so überrumpeln, daß sie sich verriet. Immer vorausgesetzt, sie verheimlichte mir überhaupt etwas.
    »Also?«
    Warum nicht? Vielleicht konnte ich ja auf diese Weise etwas aufwühlen. »An dem Tag, an dem Sie das Lösegeld übergeben sollte, hat Amiranda einen Freund von mir als Leibwächter angeheuert. In derselben Nacht begleitete er sie auf eine Landpartie nördlich von TunFaire. Sie hatte ein paar Reisekoffer bei sich. Sie fuhren zu einer Kreuzung in die Nähe von Lichfield. Dort hielten sie an. Mein Freund glaubte, daß Amiranda ihn wegschicken wollte, sobald jemand Bestimmtes auftauchte.«
    »Wer?«
    »Weiß ich nicht. Er, sie oder es ist nie gekommen. Dafür stellte sich eine Bande Riesen-Mischlinge zu dem Rendezvous ein. Mein Freund hat zwar einige von ihnen umgelegt, aber er konnte sie nicht davon abhalten, Amiranda zu töten. Er konnte nicht mal sich selbst retten. Glücklicherweise hielten die Riesen ihn für tot und warfen ihn zusammen mit Amiranda und den anderen Opfern in ein Gebüsch, als Leute vorbeiritten. Nachdem sie sich zerstreut hatten, damit sie nicht gesehen wurden, fand mein Freund noch die Kraft, Amiranda drei Meilen weit durch den Wald zu einer Frau zu schleppen, die er kannte und die, wie er hoffte, Amiranda retten würde.«
    »Vergeblich.«
    »Natürlich. Mein Freund ist nicht besonders schlau. Er ist gescheitert. Er war wütend, und sein Stolz war angeschlagen. Irgendwie schaffte er es zurück nach TunFaire.
    Er kam bis in die Notaufnahme vom Aderlaß-Spital, wo er mir auf dem Totenbett die ganze Geschichte erzählt hat.«
    Willa Dount sah mich stirnrunzelnd an. Sie wußte nicht, warum ich ihr diese Story auftischte. »Sie haben etwas ausgelassen, oder?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Weil es Sie nichts angeht. Niemand braucht es

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