Fauler Zauber
gemacht, Morpheus. Diesmal war es nicht ganz so haarig wie beim letzten Mal, aber diese Scheiße da in Riesenhausen ist noch mal haarscharf an uns vorbeigesegelt. Hast du mich verstanden?«
Er hatte genug verstanden, daß er die beleidigte Leberwurst spielen konnte.
41. Kapitel
Ich sehnte mich nach sechzehn Stunden Schlaf, verdrückte statt dessen aber ein gebratenes Hühnchen und einige Liter Bier. Danach schlenderte ich in das Arbeitszimmer des Toten Mannes und vermied es sorgfältig, über die Leichen zu stolpern, als ich zu den Regalen an der Nordwand ging. Zwischen dem ganzen Müll lag eine Sammlung Landkarten. Ich zog ein paar davon raus und setzte mich in meinen reservierten Stuhl.
Wie ich sehe, hattest du einen produktiven Tag.
Ich schreckte hoch, weil ich nicht gewußt hatte, daß er wach war. Aber diese Art Spielchen liebte er – Anschleichen und Erschrecken. Im Grunde meines Herzens hegte ich den Verdacht, daß boshafte und launische Geister einfach nur körperlose, tote Loghyre sind.
Ich antwortete nicht sofort.
Ein sehr produktiver Tag sogar. Du schwelgst in der selbstzufriedenen Überzeugung, daß du die Dinge im Griff hast und mich nicht mehr damit zu belästigen brauchst, für dich zu denken.
Nur um ihm zu widersprechen – wobei das wahrscheinlich genau das war, was er wollte – gab ich ihm einen exakten Bericht darüber, was seit meinem letzten Rapport geschehen war. Es schien ihn zu amüsieren, daß ich mir Morpheus zur Brust genommen hatte.
Während ich sprach, fuhr ich mit dem Zeigefinger über die Linien einer Landkarte und versuchte, mir interessante Punkte vorzustellen, die man in der Welt draußen kaum wahrnimmt.
Suchst du nach einem Ort, den jemand, der sich in der Gegend nicht auskennt, für sicher genug hält, um dort einen Haufen Gold abzubunkern?
»Ich habe vor, morgen einen kleinen Ausritt aufs Land zu unternehmen und vielleicht ab und zu unter einer Brücke ein kühles Bad zu nehmen.«
Ein sehr interessanter Gedanke. Obwohl du wahrscheinlich niemals dazu kommst, ihn in die Tat umzusetzen.
»Warum nicht?«
Muß ich dir tatsächlich immer noch die Konsequenzen deiner Handlungen erläutern? Sturmwächterin Raver Styx wird heute zu Hause erwartet. Sie sollte eigentlich schon seit einigen Stunden dort eingetroffen sein. Im Moment dürfte sie den Mond anheulen. Und wessen Nase steckt tief in der Sache drin, von allen möglichen Winkeln aus betrachtet? Wen wird sie sich greifen und auspressen, abgesehen von Domina Dount und dem Baronet daPena?
Vermutlich schlummerte das schon die ganze Zeit in meinem Hinterkopf, überschattet von dem Rätsel. Und einem leichten Anfall von Goldrausch. »Dean!«
Er wirkte leicht verärgert, als er seinen Kopf zur Tür hereinstreckte. »Jasir?«
»Du gehst heute abend nicht an die Tür. Das mach ich selbst. Wo wir gerade davon reden – warum gehst du eigentlich nicht nach Hause und verziehst dich aus der Schußlinie? Du bist seit Tagen nicht weg gewesen. Vielleicht haben sich ja ein paar deiner Nichten Männer eingefangen.«
Dean lächelte. »Sie können mich nicht ausgerechnet jetzt ausschließen, Sir. Ich bleibe.«
»Es ist dein eigenes Begräbnis.«
Als hätte das Gespräch es heraufbeschworen, klopfte jemand an der Tür. Ich ging hin und linste durch das Gucklock. Ich erkannte keinen der Leute, aber sie trugen die Farben von Raver Styx. Ich schloß das Guckloch und holte mir ein frisches Bier.
Ihre Männer? wollte der Tote Mann wissen, als ich wiederkam.
»Ja.« Ich beschäftigte mich wieder mit den Landkarten.
Du ignorierst sie auf eigene Gefahr.
Und auf deine, dachte ich. »Ich weiß, was ich tue.«
Das glaubst du immer. Manchmal hast du sogar recht.
Ich ignorierte ihn auch.
Knapp zehn Minuten später klopfte wieder jemand. Als ich diesmal nachschaute, stand Sattler auf der Schwelle.
»Kain sagte, sag ihm, was wir rausgefunden haben«, meinte er, als ich die Tür öffnete. »Wir haben rumgefragt, überall. Irgendjemand hat ihr gesteckt, daß wir sie suchen. Sie ist abgehauen. Raus aus der Stadt. Keiner weiß, wohin. Wir haben gefragt.«
Ich konnte mir vorstellen, wie.
»Kain sagt, ich soll dir sagen, er schuldet dir noch den Gefallen.«
»Sag ihm, ich hätte gesagt, vielen Dank.«
»Ich quatsch nicht viel mit Zivilisten, Garrett. Aber du hast dich in Riesenhausen gut gehalten. Vielleicht hast du uns sogar mit deinem Zaubertrick rausgehauen. Also sage ich dir, verschwende diesen Gefallen nicht an irgendwas
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