Fauler Zauber
geben?«
»Nein. Ich habe die Schnauze voll. Von dir, von denen, von der ganzen verdammten Scheiße.«
»Wie du willst.« Ich öffnete die Tür, als Eierkopf gerade wieder klopfen wollte. Morpheus drückte sich raus und knurrte ihm einen Gruß zu. »Ihr beiden könnt reinkommen«, sagte ich. »Die Armee bleibt draußen.«
42. Kapitel
»Was ist Morpheus denn über die Leber gelaufen?« fragte Eierkopf. Er hatte glasige Augen, aber vermutlich wäre selbst eine Marmorstatue nach der Begegnung mit Raver Styx benommen gewesen.
»Er hat versucht, etwas zu beißen, was zurückgebissen hat. Vielleicht war es auch umgekehrt. Was habt ihr beiden denn vor, und was soll diese kleine Privatarmee da draußen?«
»Mutter will dich sehen«, meinte Amber. »Du hättest erleben sollen, wie Mr. Zarth sich gegen die Domina und Mutter gehalten hat. Er war großartig.«
»Man hat ihm ja schon wüste Beschimpfungen an den Kopf geworfen, aber ›großartig‹ war noch nie darunter.«
»Ich hab nichts anderes gemacht, als dazustehen und so zu tun, als wäre ich taub, außer wenn sie mich dazu gezwungen haben, etwas zu sagen. Dann habe ich einfach den Deppen gespielt und behauptet, das müßten sie Amber klarmachen, weil ich ja für sie arbeite.«
»Und worum ging es?« fragte ich Amber.
»Sie wollten ihn rausekeln. Sie sind echt durchgedreht, weil er nicht gehen und ich es ihm nicht befehlen wollte.«
»Das wird ihnen eine Lehre sein. Also will deine Mutter, daß ich angewetzt komme.«
»Ja.«
»Warum läßt sie dich den Boten spielen?«
»Sie hat Courter beauftragt, aber der ist nicht wiedergekommen. Dann hat sie Dawson losgeschickt, und du hast nicht mal die Tür aufgemacht.«
Courter? Sie hatte ihn zu mir geschickt?
»Dean! Komm mal 'ne Minute her.« Er kam. »Hat jemand heute an der Tür geklopft? Bevor ich dir sagte, ich würde sie selbst aufmachen?«
»Nein. Nur der Junge mit dem Brief.«
»Was für einen Brief?«
»Ich habe ihn auf Ihren Schreibtisch gelegt. Dachte, dort würden Sie ihn sehen.«
»Entschuldigt mich eine Minute,« Ich ging in mein Büro. Dort lag ein Brief, richtig. Ich überflog ihn. Er war von meiner Freundin Tinnie. Aus den Augen, aus dem Sinn.
»Irgendwas Wichtiges?« fragte Eierkopf.
»Nee. Rotschopf ist unterwegs nach TunFaire.«
Er warf Amber einen Seitenblick zu und grinste. »Das dürfte ein bißchen Stimmung in die Stadt bringen.«
»Amber, glaubt deine Mutter wirklich, daß ich springe, nur weil sie mit den Fingern winkt?«
»Sie ist Sturmwächterin Raver Styx, Garrett. Und daran gewöhnt, daß sie kriegt, was sie will.«
»Diesmal kriegt sie es nicht. Ich bin müde und hab in letzter Zeit so viel mit Gaunern rumgespielt, daß einer mehr oder weniger den Kohl auch nicht fett macht. Sag ihr, wenn sie mich sehen will, weiß sie ja, wo sie mich findet. Sie soll sich an die normalen Geschäftszeiten halten. Wenn sie jetzt kommt, ist keiner zu Hause.«
»Ich werde ihr gar nichts erzählen Garrett«, sagte Amber. »Ich gehe nicht zurück. Ich hatte vergessen, wie schlimm es sein kann, bis sie reingepoltert kam. Soll sie ihre Wut doch an Vater und der Domina auslassen. Ihre ungeliebte Tochter hat sie jedenfalls zum letzten Mal gesehen… Du hast es doch ernst gemeint, als du sagtest, ich könnte das Gold behalten, oder?«
Die Versuchung war groß, ›nein‹ zu sagen, nur um zu sehen, wie schnell sie umschalten konnte. Aber ich ließ es bleiben.
»Ja.«
»Dann gehe ich nach oben. Sie können nach Hause gehen, Mr. Eierkopf.«
»Sekunde mal, Mädchen. Wenn du deine Unabhängigkeit schon so vollmundig erklärst, mußt du auch richtig unabhängig sein. Du kannst heute nacht hierbleiben, weil es jetzt schon spät ist. Aber morgen früh suchst du dir als allererstes eine Wohnung«
Zuerst war sie baff. Dann gekränkt.
Ich versuchte, es abzuschwächen. »Hier ist es gefährlich, und ich habe einen riskanten Beruf.«
»Und ich habe eine mörderische Familie.«
»Apropos. Wenn du den Truppen da draußen meine Botschaft überbringst, kannst du ihnen auch gleich auftragen, deiner Mutter zu bestellen, Courter wäre nicht abgehauen. Jemand hat ihn in eine Gasse gelockt und ihm den Schädel eingeschlagen. Das kann sie ja mal überschlafen.«
Amber staunte Bauklötze und öffnete und schloß rhythmisch den Mund.
»Wirklich? Courter ist auch ermordet worden?«
»Ja.«
»Warum sollte das jemand tun?«
»Vermutlich, weil er zu mir wollte.«
»Diese Schweine!«
Wie ich gehofft
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