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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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bildete
  Mir der angstumschlungene Geist
  Solches Verworrene? sagen kann
  Nimmer ich's, doch daß ich dies
  Gräßliche hier mit Augen schau',
  Solches gewiß ja weiß ich;
  Könnt' es mit Händen fassen gar,
  Hielte von dem Gefährlichen
  Nicht zurücke die Furcht mich.
  Welche von Phorkys'
  Töchtern nur bist du?
  Denn ich vergleiche dich
  Diesem Geschlechte.
  Bist du vielleicht der graugebornen,
  Eines Auges und eines Zahns
  Wechselsweis teilhaftigen
  Graien eine gekommen?
  Wagest du Scheusal
  Neben der Schönheit
  Dich vor dem Kennerblick
  Phöbus' zu zeigen?
  Tritt du dennoch hervor nur immer;
  Denn das Häßliche schaut er nicht,
  Wie sein heilig Auge noch
  Nie erblickte den Schatten.
  Doch uns Sterbliche nötigt, ach,
  Leider trauriges Mißgeschick
  Zu dem unsäglichen Augenschmerz,
  Den das Verwerfliche, Ewig-Unselige
  Schönheitliebenden rege macht.
  Ja, so höre denn, wenn du frech
  Uns entgegenest, höre Fluch,
  Höre jeglicher Schelte Drohn
  Aus dem verwünschenden Munde der Glücklichen,
  Die von Göttern gebildet sind.
      PHORKYAS:
  Alt ist das Wort, doch bleibet hoch und wahr der Sinn,
  Daß Scham und Schönheit nie zusammen, Hand in Hand,
  Den Weg verfolgen über der Erde grünen Pfad.
  Tief eingewurzelt wohnt in beiden alter Haß,
  Daß, wo sie immer irgend auch des Weges sich
  Begegnen, jede der Gernerin den Rücken kehrt.
  Dann eilet jede wieder heftiger, weiter fort,
  Die Scham betrübt, die Schönheit aber frech gesinnt,
  Bis sie zuletzt des Orkus hohle Nacht umfängt,
  Wenn nicht das Alter sie vorher gebändigt hat.
  Euch find' ich nun, ihr Frechen, aus der Fremde her
  Mit übermut ergossen, gleich der Kraniche
  Laut-heiser klingendem Zug, der über unser Haupt,
  In langer Wolke, krächzend sein Getön herab
  Schickt, das den stillen Wandrer über sich hinauf
  Zu blicken lockt; doch ziehn sie ihren Weg dahin,
  Er geht den seinen; also wird's mit uns geschehn.
  Wer seid denn ihr, daß ihr des Königes Hochpalast
  Mänadisch wild, Betrunknen gleich, umtoben dürft?
  Wer seid ihr denn, daß ihr des Hauses Schaffnerin
  Entgegenheulet, wie dem Mond der Hunde Schar?
  Wähnt ihr, verborgen sei mir, welch Geschlecht ihr seid,
  Du kriegerzeugte, schlachterzogne junge Brut?
  Mannlustige du, so wie verführt verführende,
  Entnervend beide, Kriegers auch und Bürgers Kraft!
  Zu Hauf euch sehend, scheint mir ein Zikadenschwarm
  Herabzustürzen, deckend grüne Feldersaat.
  Verzehrerinnen fremden Fleißes! Naschende
  Vernichterinnen aufgekeimten Wohlstands ihr!
  Erobert', marktverkauft', vertauschte Ware du!
      HELENA:
  Wer gegenwarts der Frau die Dienerinnen schilt,
  Der Gebietrin Hausrecht tastet er vermessen an;
  Denn ihr gebührt allein, das Lobenswürdige
  Zu rühmen, wie zu strafen, was verwerflich ist.
  Auch bin des Dienstes ich wohl zufrieden, den sie mir
  Geleistet, als die hohe Kraft von Ilios
  Umlagert stand und fiel und lag; nicht weniger,
  Als wir der Irrfahrt kummervolle Wechselnot
  Ertrugen, wo sonst jeder sich der Nächste bleibt.
  Auch hier erwart' ich Gleiches von der muntern Schar;
  Nicht, was der Knecht sei, fragt der Herr, nur, wie er dient.
  Drum schweige du und grinse sie nicht länger an.
  Hast du das Haus des Königs wohl verwahrt bisher
  Anstatt der Hausfrau, solches dient zum Ruhme dir;
  Doch jetzo kommt sie selber, tritt nun du zurück,
  Damit nicht Strafe werde statt verdienten Lohns.
      PHORKYAS:
  Den Hausgenossen drohen bleibt ein großes Recht,
  Das gottbeglückten Herrschers hohe Gattin sich
  Durch langer Jahre weise Leitung wohl verdient.
  Da du, nun Anerkannte, neu den alten Platz
  Der Königin und Hausfrau wiederum betrittst,
  So fasse längst erschlaffte Zügel, herrsche nun,
  Nimm in Besitz den Schatz und sämtlich uns dazu.
  Vor allem aber schütze mich, die ältere,
  Vor dieser Schar, die neben deiner Schönheit Schwan
  Nur schlecht befitticht', schnatterhafte Gänse sind.
      CHORFÜHRERIN:
  Wie häßlich neben Schönheit zeigt sich Häßlichkeit.
      PHORKYAS:
  Wie unverständig neben Klugheit Unverstand.
      CHORETIDE 1:
  Von Vater Erebus melde, melde von Mutter Nacht.
      PHORKYAS:
  So sprich von Scylla, leiblich dir Geschwisterkind.
      CHORETIDE 2:
  An deinem Stammbaum

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