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Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Faust: Der Tragödie zweiter Teil

Titel: Faust: Der Tragödie zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe
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steigt manch Ungeheur empor.
      PHORKYAS:
  Zum Orkus hin! da suche deine Sippschaft auf.
      CHORETIDE 3:
  Die dorten wohnen, sind dir alle viel zu jung.
      PHORKYAS:
  Tiresias, den Alten, gehe buhlend an.
      CHORETIDE 4:
  Orions Amme war dir Ur-Urenkelin.
      PHORKYAS:
  Harpyen, wähn' ich, fütterten dich im Unflat auf.
      CHORETIDE 5:
  Mit was ernährst du so gepflegte Magerkeit?
      PHORKYAS:
  Mit Blute nicht, wonach du allzulüstern bist.
      CHORETIDE 6:
  Begierig du auf Leichen, ekle Leiche selbst!
      PHORKYAS:
  Vampyren-Zähne glänzen dir im frechen Maul.
      CHORFÜHRERIN:
  Das deine stopf' ich, wenn ich sage, wer du seist.
      PHORKYAS:
  So nenne dich zuerst; das Rätsel hebt sich auf.
      HELENA:
  Nicht zürnend, aber traurend schreit' ich zwischen euch,
  Verbietend solchen Wechselstreites Ungestüm!
  Denn Schädlicheres begegnet nichts dem Herrscherherrn
  Als treuer Diener heimlich unterschworner Zwist.
  Das Echo seiner Befehle kehrt alsdann nicht mehr
  In schnell vollbrachter Tat wohlstimmig ihm zurück,
  Nein, eigenwillig brausend tost es um ihn her,
  Den selbstverirrten, ins Vergebne scheltenden.
  Dies nicht allein. Ihr habt in sittelosem Zorn
  Unsel'ger Bilder Schreckgestalten hergebannt,
  Die mich umdrängen, daß ich selbst zum Orkus mich
  Gerissen fühle, vaterländ'scher Flur zum Trutz.
  Ist's wohl Gedächtnis? war es Wahn, der mich ergreift?
  War ich das alles? Bin ich's? Werd' ich's künftig sein,
  Das Traum- und Schreckbild jener Städteverwüstenden?
  Die Mädchen schaudern, aber du, die älteste,
  Du stehst gelassen; rede mir verständig Wort.
      PHORKYAS:
  Wer langer Jahre mannigfaltigen Glücks gedenkt,
  Ihm scheint zuletzt die höchste Göttergunst ein Traum.
  Du aber, hochbegünstigt sonder Maß und Ziel,
  In Lebensreihe sahst nur Liebesbrünstige,
  Entzündet rasch zum kühnsten Wagstück jeder Art.
  Schon Theseus haschte früh dich, gierig aufgeregt,
  Wie Herakles stark, ein herrlich schön geformter Mann.
      HELENA:
  Entführte mich, ein zehenjährig schlankes Reh,
  Und mich umschloß Aphidnus' Burg in Attika.
      PHORKYAS:
  Durch Kastor und durch Pollux aber bald befreit,
  Umworben standst du ausgesuchter Heldenschar.
      HELENA:
  Doch stille Gunst vor allen, wie ich gern gesteh',
  Gewann Patroklus, er, des Peliden Ebenbild.
      PHORKYAS:
  Doch Vaterwille traute dich an Menelas,
  Den kühnen Seedurchstreicher, Hausbewahrer auch.
      HELENA:
  Die Tochter gab er, gab des Reichs Bestellung ihm.
  Aus ehlichem Beisein sproßte dann Hermione.
      PHORKYAS:
  Doch als er fern sich Kretas Erbe kühn erstritt,
  Dir Einsamen da erschien ein allzuschöner Gast.
      HELENA:
  Warum gedenkst du jener halben Witwenschaft,
  Und welch Verderben gräßlich mir daraus erwuchs?
      PHORKYAS:
  Auch jene Fahrt, mir freigebornen Kreterin
  Gefangenschaft erschuf sie, lange Sklaverei.
      HELENA:
  Als Schaffnerin bestellt' er dich sogleich hieher,
  Vertrauend vieles, Burg und kühn erworbnen Schatz.
      PHORKYAS:
  Die du verließest, Ilios' umtürmter Stadt
  Und unerschöpften Liebesfreuden zugewandt.
      HELENA:
  Gedenke nicht der Freuden! allzuherben Leids
  Unendlichkeit ergoß sich über Brust und Haupt.
      PHORKYAS:
  Doch sagt man, du erschienst ein doppelhaft Gebild,
  In Ilios gesehen und in ägypten auch.
      HELENA:
  Verwirre wüsten Sinnes Aberwitz nicht gar.
  Selbst jetzo, welche denn ich sei, ich weiß es nicht.
      PHORKYAS:
  Dann sagen sie: aus hohlem Schattenreich herauf
  Gesellte sich inbrünstig noch Achill zu dir!
  Dich früher liebend gegen allen Geschicks Beschluß.
      HELENA:
  Ich als Idol, ihm dem Idol verband ich mich.
  Es war ein Traum, so sagen ja die Worte selbst.
  Ich schwinde hin und werde selbst mir ein Idol.
      CHOR:
  Schweige, schweige!
  Mißblickende, Mißredende du!
  Aus so gräßlichen einzahnigen
  Lippen, was enthaucht wohl
  Solchem furchtbaren Greuelschlund!
  Denn der Bösartige, wohltätig erscheinend,
  Wolfesgrimm unter schafwolligem Vlies,
  Mir ist er weit schrecklicher als des drei-+
  köpfigen/ Hundes Rachen.
  ängstlich lauschend stehn wir da:
  Wann? wie? wo nur bricht's hervor,
  Solcher Tücke
  Tiefauflauerndes Ungetüm?
  Nun denn, statt freundlich mit Trost reich

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