Faust: Der Tragödie zweiter Teil
ich auf?
HABEBALD:
Steht doch der ganze Raum so voll!
Weiß nicht, wozu ich greifen soll.
EILEBEUTE:
Der Teppich wär' mir eben recht,
Mein Lager ist oft gar zu schlecht.
HABEBALD:
Hier hängt von Stahl ein Morgenstern,
Dergleichen hätt' ich lange gern.
EILEBEUTE:
Den roten Mantel goldgesäumt,
So etwas hatt' ich mir geträumt.
HABEBALD:
Damit ist es gar bald getan,
Man schlägt ihn tot und geht voran.
Du hast so viel schon aufgepackt
Und doch nichts Rechtes eingesackt.
Den Plunder laß an seinem Ort,
Nehm' eines dieser Kistchen fort!
Dies ist des Heers beschiedner Sold,
In seinem Bauche lauter Gold.
EILEBEUTE:
Das hat ein mörderisch Gewicht!
Ich heb' es nicht, ich trag' es nicht.
HABEBALD:
Geschwinde duck' dich! Mußt dich bücken!
Ich hucke dir's auf den starken Rücken.
EILEBEUTE:
O weh! O weh, nun ist's vorbei!
Die Last bricht mir das Kreuz entzwei.
HABEBALD:
Da liegt das rote Gold zuhauf—
Geschwinde zu und raff es auf!
EILEBEUTE:
Geschwinde nur zum Schoß hinein!
Noch immer wird's zur Gnüge sein.
HABEBALD:
Und so genug! und eile doch!
O weh, die Schürze hat ein Loch!
Wohin du gehst und wo du stehst,
Verschwenderisch die Schätze säst.
TRABANTEN USERS KAISERS:
Was schafft ihr hier am heiligen Platz?
Was kramt ihr in dem Kaiserschatz?
HABEBALD:
Wir trugen unsre Glieder feil
Und holen unser Beuteteil.
In Feindeszelten ist's der Brauch,
Und wir, Soldaten sind wir auch.
TRABANTEN:
Das passet nicht in unsern Kreis:
Zugleich Soldat und Diebsgeschmeiß;
Und wer sich unserm Kaiser naht,
Der sei ein redlicher Soldat.
HABEBALD:
Die Redlichkeit, die kennt man schon,
Sie heißet: Kontribution.
Ihr alle seid auf gleichem Fuß:
Gib her! das ist der Handwerksgruß.
Mach fort und schleppe, was du hast,
Hier sind wir nicht willkommner Gast.
ERSTER TRABANT:
Sag, warum gabst du nicht sogleich
Dem frechen Kerl einen Backenstreich?
ZWEITER:
Ich weiß nicht, mir verging die Kraft,
Sie waren so gespensterhaft.
DRITTER:
Mir ward es vor den Augen schlecht,
Da flimmert' es, ich sah nicht recht.
VIERTER:
Wie ich es nicht zu sagen weiß:
Es war den ganzen Tag so heiß,
So bänglich, so beklommen schwül,
Der eine stand, der andre fiel,
Man tappte hin und schlug zugleich,
Der Gegner fiel vor jedem Streich,
Vor Augen schwebt' es wie ein Flor,
Dann summt's und saust's und zischt' im Ohr;
Das ging so fort, nun sind wir da
Und wissen selbst nicht, wie's geschah.
KAISER:
Es sei nun, wie ihm sei! uns ist die Schlacht gewonnen,
Des Feinds zerstreute Flucht im flachen Feld zerronnen.
Hier steht der leere Thron, verräterischer Schatz,
Von Teppichen umhüllt, verengt umher den Platz.
Wir, ehrenvoll geschützt von eigenen Trabanten,
Erwarten kaiserlich der Völker Abgesandten;
Von allen Seiten her kommt frohe Botschaft an:
Beruhigt sei das Reich, uns freudig zugetan.
Hat sich in unsern Kampf auch Gaukelei geflochten,
Am Ende haben wir uns nur allein gefochten.
Zufälle kommen ja dem Streitenden zugut:
Vom Himmel fällt ein Stein, dem Feinde regnet's Blut,
Aus Felsenhöhlen tönt's von mächtigen Wunderklängen,
Die unsre Brust erhöhn, des Feindes Brust verengen.
Der überwundne fiel, zu stets erneutem Spott,
Der Sieger, wie er prangt, preist den gewognen Gott.
Und alles stimmt mit ein, er braucht nicht zu befehlen,
Herr Gott, dich loben wir! aus Millionen Kehlen.
Jedoch zum höchsten Preis wend' ich den frommen Blick,
Das selten sonst geschah, zur eignen Brust zurück.
Ein junger, muntrer Fürst mag seinen Tag vergeuden,
Die Jahre lehren ihn des Augenblicks Bedeuten.
Deshalb denn ungesäumt verbind' ich mich sogleich
Mit euch vier Würdigen, für Haus und Hof und Reich.
Dein war, o Fürst! des Heers geordnet kluge Schichtung,
Sodann im Hauptmoment heroisch kühne Richtung;
Im Frieden wirke nun, wie es die Zeit begehrt,
Erzmarschall nenn' ich dich, verleihe dir das Schwert.
ERZMARSCHALL:
Dein treues Heer, bis jetzt im Inneren beschäftigt,
Wenn's an der Grenze dich und deinen Thron bekräftigt,
Dann sei es uns vergönnt, bei Festesdrang im Saal
Geräumiger Väterburg zu
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