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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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der Erde in Särgen vor sich hin verwesten und von Würmern und Maden gefressen wurden, behagte ihr nicht.
Das Grab ihrer Eltern ließ sich ohne große Schwierigkeiten auffinden. Es hob sich in keiner Weise von den umliegenden Gräbern ab. Der Grabstein hatte eine gewöhnliche rechteckige Form. Selbst die Inschrift war nicht sonderlich originell. Kein Wort davon, dass sie eine Tochter hinterließen die um sie trauerte oder dergleichen. Die Alte Woods, die während ihres Krankenhausaufenthaltes die Angelegenheiten für sie geregelt hatte, hatte beteuert, dass sie sich genauestens an die schriftlich festgelegten Wünsche ihrer Eltern gehalten hatte. Doch nun dieses schlichte Grab vor sich zu sehen, entsprach so gar nicht ihren eigenen Vorstellungen.
    Ein Haufen frischer Erde ohne Blumen. Bedeutungslos. Völlig aufgewühlt betrachtete sie das schmucklose Grab. Gerne hätte sie einen Blumenstrauß gehabt den sie auf die Grabstätte gelegt hätte, doch alles was sie bei sich hatte war eines ihrer Haargummis. Sei streifte es vom Handgelenk ab und legte es oben auf den Granitstein. Mit Tränen in den Augen murmelte sie emotionsgeladene Worte. Ein intensives Zwiegespräch mit Mama und Papa, worauf sie jedoch nur lautes Donnern als Antwort erhielt. Dalila legte ihren Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel. Dicke Wolken zogen über sie hinweg, gefärbt in Silber-, Grau- und Schwarztönen. Ähnlich trostlos sah es momentan auch in ihrem Inneren aus. Als der Himmel erneut zu grollen begann, als ob die tiefhängenden Wetterboten ihr somit zu verstehen geben wollten, dass sie nicht die Zeit aus den Augen verlieren sollte, machte sie sich schleunigst wieder auf dem Weg zum wartenden Taxi.

    Die Uhr im Wagen zeigte an, dass sie knapp 15 Minuten gebraucht hatte. Nicht annähernd genug Zeit, um sich angemessen von den Menschen zu verabschieden die von Anbeginn ihres Lebens für sie da gewesen waren. Doch da sie weiterziehen musste hatte sie gar keine andere Wahl gehabt.
    Als sie endlich ihr eigentliches Ziel erreicht hatte gab Dalila dem Fahrer ein reichliches Trinkgeld, um ihn für die lange Wartezeit zu entschädigen. Doch selbst ein paar Scheine mehr in seinem Geldbeutel, konnten ihm scheinbar kein Lächeln um die hängenden Mundwinkel zaubern.

    *****

    In der großen Bahnhofshalle herrschte ein reges Kommen und Gehen. Einige Leute warteten mit ausdruckslosen Mienen auf ihre Anschlusszüge. Andere wiederrum wirkten genervt und abgehetzt, da man auf deren Zugstrecken mit langen Verspätungszeiten rechnen musste. Immer wieder mischten sich unter dem ohnehin schon lauten Stimmenwirrwarr der Leute, zusätzlich blecherne Lautsprecherdurchsagen. Diese hallten von den hohen Wänden wider und waren trotz genauen Hinhörens nicht zu verstehen.

    Dalila suchte die Information auf, um in Erfahrung zu bringen wann und von welchem Gleis ihr Zug abfahren würde. Die rundliche ältere Dame am Schalter musterte das junge Mädchen und fuhr sich unwillkürlich durch ihre kurzen braunen Locken, als sie deren langes blondglänzendes Haar neidvoll beäugte.

    „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“, ratterte sie ihren Standardbegrüßungstext herunter und rückte ihre Brille zurecht, die ihrem pausbäckigen Gesicht nicht gerade schmeichelte. Es war ein dickes schwarzes Horngestell mit runden Gläsern. Damit sah die Bahnangestellte mehr als ulkig aus. Bei ihrem Anblick zuckten Dalilas Mundwinkel, doch sie konnte ihr amüsiertes Schmunzeln gerade noch so unterdrücken.

    „Hallo.
    Ich würde gerne erfahren, wann denn der nächste Zug nach Fairyhill fährt“, erkundigte sie sich. Plötzlich geschah etwas Seltsames. Bei dem Namen Fairyhill zuckte die Frau zusammen und verdrehte die Augen auf sonderliche Weise, sodass nur noch das Weiß ihrer Augen zu sehen war. Dalila erschrak und glaubte die Frau habe einen Krampfanfall. Doch nur eine Sekunde später und gerade noch rechtzeitig bevor sie lautstark um Hilfe gerufen hätte, entspannten sich wieder ihre Gesichtsmuskeln. Ihre Mimik war im Gegensatz zu vorher weich und nicht mehr so verkniffen. Ihr Mund verzog sich zu einem herzlichen Lächeln und selbst die unschönen Schweinelöckchen sahen nicht mehr so borstig aus wie zuvor.
    Verwirrt reichte Dalila ihr das Zugticket. Die Dame studierte die darauf enthaltenen Daten. Dann warf sie dem Mädchen einen prüfenden Blick zu. Dalila wollte sich diesem entziehen, doch ihr war als ob die kleinen Augen der Informationsdame eine hypnotische Wirkung auf

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