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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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schien wie vom Erdboden verschluckt. Unschlüssig saugte sie an ihrer Unterlippe und überlegte für einen kurzen Moment wie sie sich entscheiden sollte.
    Aussteigen und darauf vertrauen, dass sich an diesem gottverlassenen Bahnhof ein Münztelefon befand, mit dem sie Daphne kontaktieren konnte? Oder sitzenbleiben und auf gut Glück hoffen irgendwann doch noch an ihrem Bestimmungsort einzutreffen. Ein durchdringender Pfiff dröhnte in der Luft. Er stammte von der metallenen Signalpfeife des Schaffners, der nach wie vor weit und breit nicht zu sehen war. Dalilas Entscheidung war gefallen. Hastig schnappte sie sich ihre Reisetasche und hängte sie um ihre Schulter. Gerade als sie zu Tür des Wagons hinaus wollte erklang eine sanfte Stimme:

    „Die Fahrt nach Fairyhill geht sogleich weiter. Bitte nicht aussteigen!“ Beruhigt legte das Mädchen ihr Gepäck wieder ab und ließ sich erschöpft auf dem Sitz nieder. Dennoch gab ihr die Durchsage Rätsel auf. Sie klang anders als die Vorherigen. Weder vernahm man das kratzige Knistern der Lautsprecher, noch kam die Ansage von der kräftigen Männerstimme, die zuvor schon die anderen Stopps ankündigte. Vielmehr kam es ihr so vor als ob jemand neben ihr gestanden und es direkt in ihr Ohr gewispert hatte.

    Als sich der Zug ruckelnd wieder in Bewegung setzte atmete Dalila entspannt aus. Sie war froh darüber gewesen, dass sie nicht versehentlich an einer falschen Bahnstation ausgestiegen war und womöglich mitten im Nirgendwo festgesessen wäre.

    *****

    Die Dämmerung war schon weit vorangeschritten und hatte die Nacht mit sich gebracht, die allmählich Einkehr hielt. Vom Fenster aus war die Umgebung nur noch schemenhaft zu erkennen.
    Dalila wurde das Gefühl nicht los, dass der Zug nun um einiges schneller fuhr als zuvor, denn die Landschaft flog in schwindelerregend hohem Tempo an ihren Augen vorüber. Der Zug fuhr eindeutig Höchstgeschwindigkeiten! Farben und Formen verschwammen zu einer homogenen Masse. Bei dem Anblick wurde es ihr übel.

    Ob dadurch noch die Sicherheit der Reisenden gewährleistet war?

    Der Teenager konnte sich nicht vorstellen, dass die urzeitliche Klapperkiste für solch ein rasantes Tempo ausgelegt war. Plötzlich wurde es dunkel. Die Beleuchtung war ausgefallen. Gänzlich in Finsternis gehüllt begann sie sich unwohl zu fühlen. Und nachdem die Dunkelheit für ihren Geschmack zu lange anhielt, machte sich ein Hauch von Ängstlichkeit bei ihr bemerkbar.

    „Hallo, ist hier jemand?“, rief sie mit krächzender Stimmte in die Finsternis. Da glaubte sie ein leises Rascheln vernommen zu haben.

    „Hallo Herr Schaffner, sind sie das?“ Erneut blieb ihre Frage unbeantwortet. Dalila spitzte die Ohren und lauschte angestrengt in die Stille. Es war ruhig. Zu ruhig. Eigentlich hätte man zumindest die Fahrgeräusche des Zuges hören müssen, doch da war nichts. Einzig ihr keuchender Atem war zu hören. Verängstigt drückte sie sich tief in ihren Sitz und krallte sich an den Armlehnen fest. Da ertönte wieder diese seltsam klare und sanfte Stimme.

    „Schlaf!“, befahl ihr diese. Dalila erschrak, doch im selben Moment erschlafften all ihre Muskeln. Verbissen versuchte sie dagegen anzukämpfen, doch es gelang ihr nicht. Ihre Augenlider wurden schwer wie Blei. Allmählich sackte sie in sich zusammen.

    „Schlaf ein, Dalila!“, erklang es ein zweites Mal. Ihr war als ob sie in einem Kokon aus Watte steckte und in der Schwerelosigkeit trieb. Ihr Brustkorb begann sich rhythmisch zu heben und zu senken, begleitet von tiefen langen Atemzügen. Trotz massiver Gegenwehr war sie letztendlich doch noch eingeschlafen.

    *****

    Der Geruch von frischen Pfannkuchen schwebte durchs ganze Haus. Dalila kam fröhlich die Treppe herunter. Ihre Mutter stand hinter dem Herd. Ihr Vater las die Zeitung.

    „Guten Morgen, Mom. Guten Morgen, Dad!“, rief sie den Beiden vergnügt zu und setzte sich zu ihrem Vater an den Küchentisch. Dort stand schon eine Tasse ihres Lieblingstees bereit. Sie nahm einen kräftigen Schluck und spuckte das Gebräu im nächsten Moment wieder aus.

    „Igitt, das ist ja kalter Kaffee!“, rief sie empört aus. Dalila wollte ihrer Mutter einen anklagenden Blick zuwerfen, doch dort stand plötzlich die alte Abigale Woods am Herd.

    „Möchtest du warme Milch mit Honig?“, fragte sie in einer seltsam verzerrten Stimmlage. Schnell sah sie sich nach ihrem Vater um. Er hielt die Zeitung so hoch, dass mein sein Gesicht nicht erkennen konnte.

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