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Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Fay - Das Vermaechtnis des Blutes

Titel: Fay - Das Vermaechtnis des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. Hudspeth
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Dalila den Kummer fortzujagen, doch das Gefühl der Schwermut fand ständig neue Wege ihr aufzuzeigen, dass ihre Eltern viel zu jung sterben mussten. Der Schaffner riss Dalila aus ihrer Geistesabwesenheit.

    „Die Fahrkarte bitte!“, forderte er sie im herrischen Befehlston auf. Mit einer Zange stempelte er das Ticket ab, ohne jedoch einen genauen Blick darauf zu werfen.

    „Wo geht es denn hin, junges Fräulein?“

    „Nach Fairyhill“, entgegnete sie ihm zaghaft. Wieder, wie schon bei der Bahnangestellten an der Information, durchzuckte es diesmal den Schaffner. Es sah so aus als ob ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief, woraufhin er sich wie ein nasser Hund schüttelte. Auch sein Gesichtsausdrück veränderte sich. Seine gesamte Mimik und Gestik strahlte eine herzliche Wärme aus, die zuvor definitiv nicht dagewesen war.

    „Ah, nach Fairyhill also! Da hast du ja noch eine länger Fahrt vor dir, mein Kindchen“, meinte er und musterte sie interessiert. Dalila nickte verunsichert und musste mit Staunen feststellen, dass auch die Augen des Kontrolleurs nun seltsam schimmerten. Tiefgrün wie ein kostbarer Saphir.

    „Du darfst wirklich erst in Fairyhill austeigen. Keinesfalls vorher! Und lass dich nicht von den Lautsprecherdurchsagen verwirren!“, ermahnte er sie ausdrücklich. Wieder konnte sie nur zustimmend nicken. Dann zuckte der Schaffner erneut zusammen und wandte sich umgehend von dem verdutzten Fahrgast ab. Er tat so, als ob das Gespräch zwischen ihnen nie stattgefunden hatte und ging weiter seines Weges. Langsam fragte sich Dalila ob diese Vorkommnisse nur pure Einbildung gewesen waren, denn es lag durchaus im Möglichen, dass sie sich im Zuge des Unfalls eine Verletzung am Kopf zugezogen hatte, die die Ärzte im Krankenhaus schlichtweg übersehen hatten. Nach solch einem Trauma konnten einem die Augen schon mal einen Streich spielen.
    Doch was auch immer dies alles zu bedeuten hatte, Daphne musste ihr einige Fragen beantworten.

    *****

    Nach einer Weile wurde die bereits mehrstündige Zugfahrt immer ermüdender für Dalila. Das sich stetig drehende Gedankenkarussell ließ sie jedoch nicht zur Ruhe kommen. Sie fragte sich wie ihre Großmutter so war. Ob sie sich tatsächlich so sehr ähnelten, wie ihre Mutter es stets betont hatte. Womöglich glichen sie sich sogar äußerlich. Zumindest hätte sie dann eine Erklärung dafür gehabt woher ihr schneeweißer Teint und ihr weißblondes Haar herstammten. Denn weder hatte sie die schokoladenbraune Haarpracht von ihrer Mutter vererbt bekommen, noch die Fähigkeit ihres Vaters der Sonne zu trotzen, indem er binnen kürzester Zeit knackig braun wurde und nicht krebsrot, wie es stets bei ihr der Fall gewesen war, wenn sie nur eine Minute zu lang, ohne angemessenen Schutz, den unnachgiebigen UV-Strahlen ausgesetzt war.
    Doch bis es endlich so weit war Antworten zu erhalten, musste sie sich noch etwas gedulden. In den 18 Jahren ihres Lebens hatte sie kein einziges Wort mit ihrer Großmutter wechseln können, geschweige denn sie zu Gesicht bekommen. Da kam es auf ein paar Stunden mehr nicht an.
    In der ganzen Hektik hatte Dalila das Medaillon gänzlich vergessen. Nun da sie sich wieder daran entsann, kramte sie das Schmuckstück hervor und warf erneut einen Blick auf das Miniaturfoto. Nach einer geraumen Weile tropften dicke Tränen auf das Bild. Erst da bemerkte sie wie ihre Augen wässrig geworden waren und brannten.
    Sobald sie zu lange darüber nachdachte wie sehr sie ihre Eltern vermisste, wurde der Schmerz über deren Verlust unerträglich. Sie küsste das Foto und entschied sich dazu die Kette nun doch umzulegen. Als sie sich nun vor Augen hielt, dass sie sich nicht mehr wie ein Kind benehmen konnte, sondern Verantwortung übernehmen musste, schluckte sie hart. Dabei entwich ihrer Kehle ein tiefer Seufzer der ausdrückte wie wenig sie sich den Dingen des Lebens gewachsen fühlte.

    *****

    Während der Fahrt hatte der Zug bereits unzählige Stopps eingelegt. Den meisten Haltestellen schenkte Dalila keinerlei Beachtung. Doch dann horchte sie aufgeregt auf, als sie die nächste Durchsage vernahm:

    „Endstation, bitte alle aussteigen. Dieser Zug endet hier!“ Nervös erhob sie sich von ihrem Sitzplatz und warf einen Blick aus dem Fenster. Ein paar dunkle Gestalten eilten vom Bahnsteig, ansonsten war niemand zu sehen.

    Hatte sie ihren Ausstieg etwa verpasst?

    Dalila hielt nach der blauleuchtenden Uniform des Schaffners Ausschau, doch dieser

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