Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
an Anmaßung. Dass er jemals romantische Gefühle für sie entwickeln könnte, würde nur ein weiterer Traum ihrer kindlichen Fantasie bleiben, die sie augenblicklich verteufelte, als sie bemerkte welch infantile Hirngespinste sie in Gedanken wob. Eine Liebesbeziehung mit Jo würde für immer eine Wunschvorstellung bleiben.
Obwohl das blasse Mädchen mit den feengleichen Gesichtszügen zu leugnen versuchte, dass sich ein Funke in ihrem Herzen bereits entzündet hatte, war es bereits unverkennbar, dass ihr Herz für den charmanten Jo schlug. Zwar befand sie sich noch mitten in der Trauerphase und beklagte den Verlust ihrer geliebten Eltern, doch zugleich keimte in ihr die Frucht der Liebe auf, welche unaufhaltsam wie Unkraut in ihr zu wuchern begann.
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Während der Fahrt warf Dalila hin und wieder einen Blick zu ihm hinüber. Sein Gesicht sah angespannt aus. Er schien über wichtige Dinge zu sinnieren. Gerne hätte sie gewusst worüber seine Gedanken kreisten, doch sie verkniff sich ihre Neugierde und biss sich auf die Unterlippe, um nicht Fragen zu stellen über Dinge die sie nichts angingen.
Die Fahrt dauerte schon eine Weile an, und wenngleich sie bereits im Zug ein wenig geschlafen hatte, fühlte sie wie sie zunehmend müder wurde und ihre Augen kaum noch aufhalten konnte. Da erblickte sie im Scheinwerferlicht des Pickups ein Ortsschild.
Willkommen in Fairywicket stand in großen Lettern auf dem kunstvoll verzierten Schild.
Die Bäume standen noch immer dicht an dicht, doch als Jo den blauen Pickup um eine weitere Kurve lenkte erschien wie aus dem Nichts die Stadt Fairywicket. Diese wurde mitten in den Schutz des Waldes eingebettet. Wie ein riesiger Schutzwall aus mächtigen Bäumen die sich weit in den Himmel reckten, wurde Fairywicket ringsum vom Wald flankiert.
Die Stadt war doch größer als Dalila es vorher angenommen hatte. Es gab hohe massive Gebäude, aber auch kleinere Geschäfte. Die Schaufenster in den Läden erstrahlten in goldenem Licht. Überall auf den Gehwegen schossen Laternen empor, die die Fußwege in dasselbe goldene Licht tauchten. Auf den ersten Blick unterschied sich Fairywicket kaum von anderen Kleinstädten, die Dalila bisher besucht hatte. Und doch war etwas an dieser Stadt anders. Es war nichts Greifbares, das man hätte benennen können. Vielmehr war es ein Gefühl, eine Ahnung, als ob ein Zauber in den Straßen von Fairywicket lag.
Jo fuhr von der Hauptstraße ab und bog in eine kleine Seitenstraße ein. Sie passierten ein Haus nach dem anderen. Doch erst ganz am anderen Ende, nachdem die geteerte Straße bereits lange in eine Wiese übergegangen war, hielt er den Wagen vor einem kleinen niedlichen Haus an. Es lag weit abseits von den anderen Behausungen. Jo stellte den Motor ab und deutete mit einer Kopfbewegung auf die mit Blumenranken überwucherte Fassade.
„Wir sind da!“, verkündete er knapp und stieg aus dem Wagen aus. Dalila schulterte ihre vollbepackte Reisetasche und folgte ihm langsam. Da die Nacht bereits zu weit vorangeschritten war, konnte sie in der Finsternis kaum etwas von der Außenanlage erkennen. Als sie zu Jo aufgeschlossen hatte, der bereits oben auf der Veranda auf sie wartete, drückte er die Türklingel.
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3) Daphne Davallia - Blutlinie der Davallias
Es war ein einfaches Läuten. Ding-Dong ertönte vom Summer. Kurz darauf konnte man Schritte im Haus vernehmen die sich dem Eingang näherten. Vor Aufregung schnellte Dalilas Puls so sehr in die Höhe, dass sie zu zittern begann. Als die Tür endlich aufschwang sog sie vor Aufregung die Luft scharf ein.
Zu ihrer Verblüffung stand ihnen eine wunderschöne Frau gegenüber, deren Alter sie nicht genau bestimmen konnte. Sie war eindeutig zu jung gewesen, um ihre Großmutter sein zu können. Die Frau hatte langes goldblondes Haar, das in weichen Wellen über ihre Schultern fiel und bis hinunter zur Taille reichte. Ihre karamellfarbenen Augen hatte sie fest auf das Mädchen gerichtet und ihr herzförmiger Mund formte ein perfektes Lächeln. Die Frau trug ein bodenlanges, tannengrünes Samtkleid mit langen Ärmeln, die an den Enden ausgestellt waren. Sie sah umwerfend aus. Genau so als sei sie geradewegs einem Märchenbuch entsprungen. Um ihren Hals trug sie eine Halskette mit einem auffälligen blutroten Stein als Anhänger.
„Hallo Dalila, endlich bist du hier!“, rief sie erfreut aus und fiel ihr sogleich um den Hals. Dabei drückte sie das Mädchen fest an sich. Ihre Begrüßung fiel
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