Fay - Das Vermaechtnis des Blutes
der Prophezeiung wissen. Sie setzen alles daran Halbblute aufzustöbern, um sie auf ihre dunkle Seite zu ziehen. Sollten sie jedoch tatsächlich Chayas Seele finden, dann ist nicht nur Astaria dem Untergang geweiht, sondern auch die gesamte Menschheit!“ In Jos Stimme schwang der Klang der Ehrlichkeit mit. Seine Emotionen waren echt. Nichts davon schien gelogen zu sein. Dalila sah ihn mit seitlich geneigtem Kopf prüfend an und runzelte die Stirn.
„Zum 18. Geburtstag eines jeden Halbblutes erwachen zum ersten Mal seine Kräfte. Dann ist es an der Zeit, dass dieser seinen Faypaten kennen lernt der ihm zeigt, wie er mit seiner Macht umzugehen hat und wie er sich vor Angriffen der dunklen Wesen schützen kann. Auch ich bin ein Faypate, nämlich deiner Dalila“, verkündete er. Dalila presste ihre Lippen festaufeinander. Ihre angespannte Körperhaltung sprach Bände. Voller Misstrauen verhärteten sich ihre sonst so sanften Züge. Und ihr zweifelnder Blick tat sein Übriges. Sie glaubte dem Märchenerzähler schlichtweg nicht. Dies war Jo nicht entgangen, doch er ließ sich nicht beirren und fuhr mit seiner Erzählung fort. Denn wenn die Zeit gekommen war, würde er ihr schon noch beweisen, dass jedes einzelne Wort der Wahrheit entsprach.
„Da auch ich ein direkter Abkömmling von Chaya bin und du als eine der
Davallia-Frauen mit dem Blut von Rogyh verbunden bist und somit auch das Blut Chayas durch deine Adern fließt, ist unsere Patenverbindung etwas Besonderes. Wir sind beide von königlicher Herkunft“, erklärte er weiter. Doch diese Worte hinterließen bei dem ohnehin schon skeptischen Teenager einen bitteren Nachgeschmack. Noch bis vor kurzem war ihr Glaube an die tatsächliche Existenz von Feen nur ein naiver Hoffnungsschimmer gewesen, der in ihren Augen immer dann aufleuchtete, wenn sie sich all die fantastischen Geschichten zu Gemüte führte die sie in ihren Büchern las. Doch nun mitten drin und ein wichtiger Teil davon zu sein klang für sie völlig abwegig. Bei dem Gedanke wurde ihr übel.
Und wie sollte das Leben für sie als Halbblut überhaupt weitergehen? Sollte sie nun barfüßig im Wald umhertänzeln, um den anderen Feen in einem selbstgebastelten Kleid aus Grashalmen und Blättern etwas Unterhaltung zu bieten? Und das alles mit spitzen Ohren und Flügeln?
Der verunsicherte Teenager glaubte bereits zu spüren, wie sich ihr Körper zu verändern begann. Ihre Schulterblätter begannen zu jucken.
War der Juckreiz ein Indiz dafür, dass sich bereits Flügel den Weg durch ihr Fleisch bahnten?
Dalila stellte es sich überaus schmerzhaft vor, wenn diese dann durch ihre zarte Haut brachen, um sich zu ihrer vollen Größe zu entfalten. Unwillkürlich wanderten ihre Hände zu ihren Ohren die wie Kohle glühten.
Ob dies bereits ein untrügliches Vorzeichen ihrer beginnenden Mutation war?
Mit den Fingern tastete sie deren runde Form ab. Noch schien sie zumindest äußerlich wie ein Mensch auszusehen. Ihr wurde ganz mulmig zumute. Inständig hoffte sie, dass Jo lauthals zu lachen begann und ihr endlich gestehen würde, dass sich er und Daphne nur einen Scherz mit ihr erlaubt hatten.
„Seit dem Krieg und Chays…Tot hat sich vieles verändert“, sagte Jo und schluckte hart. Ihn nahm es sichtlich mit, dass die Königin von Astaria nicht mehr unter ihnen weilte.
„Wir sind aus dem Gedächtnis der meisten Menschen verschwunden, da wir uns zurückziehen mussten, um Edrell und seiner Armee nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Mit unserem Verschwinden verlernten die Menschen mit der Natur zu leben, statt gegen sie zu kämpfen. Sie hören nicht mehr das Wehklagen der Wälder, wenn sie diese roden. Sie spüren nicht mehr das Leid der Tiere, wenn sie eines davon töten. Wir Fay hören und spüren alles. Es ist unerträglich!“ Jos weinerliche Stimme traf seine Zuhörerin mitten im Herzen. Jo schüttelte heftig den Kopf und hielt sich die Ohren zu. Dalila fasste sich an den Hals, denn ihr war als ob sich ihre Kehle zuschnürte und sie kaum noch Luft bekam. Gerne hätte sie ihn in die Arme geschlossen, um ihm Trost zu spenden. Doch Momentan hätte sie selbst jemand brauchen können der sie in die Arme nahm, denn all diese Informationen setzten ihr zu.
„Wir müssen sehr sparsam mit dem restlichen Green-Ignis umgehen, denn unsere Welt zerfällt langsam. Der einstige Prunk und Glanz von Astaria ist schon lange verblasst. Die wenig nutzbare Energie die die Menschen abgeben, reicht für uns
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